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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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sein Kleingeld über den ganzen Bürgersteig verstreut. Habe ich das absichtlich gemacht? Was meinen Sie? Oder war es ein Versehen?
    Danach zeige ich der winzigen alten Chinesin, die, wie ich annehme, die Reinigung betreibt, zehn Minuten lang jeden einzelnen Flecken; sie hat sogar ihren Mann von hinten geholt, weil ich kein Wort verstehe von dem, was sie sagt. Aber ihr Ehemann bleibt völlig stumm und macht sich nicht die Mühe zu übersetzen. Die alte Frau schnattert in einer Sprache, die ich für Chinesisch halte, und schließlich muß ich sie unterbrechen.
    »Hören Sie, Augenblick …« Ich hebe die Hand mit der Zigarre, über meinem anderen Arm hängt das Soprani-Jackett. »Sie nennen mir … pst, einen Moment … psst, Sie nennen mir keine triftigen Gründe. «
    Die Chinesin zetert ununterbrochen weiter und grabscht mit einer winzigen Faust nach den Armen des Jacketts. Ich schubse ihre Hand weg, beuge mich vor und sage betont langsam: » Was wollen Sie mir sagen?«
    Sie quietscht mit aufgerissenen Augen weiter. Der Ehemann hält die beiden Laken, die er aus der Tasche genommen hat, vor sich hin, beide mit eingetrocknetem Blut besudelt, und glotzt sie dumpf an.
    »Bleich-ii–?« frage ich sie. »Wollen Sie bleich-ii sagen?« Ich schüttele ungläubig den Kopf. »Bleich-ii? Großer Gott.«
    Sie zeigt immer noch auf die Ärmel des Soprani-Jacketts, und als sie sich den beiden Laken hinter ihr zuwendet, steigert sich ihr Quieken noch mal um eine Oktave.
    »Zwei Dinge«, übertöne ich sie. »Erstens: man kann ein Soprani nicht bleichen. Kommt nicht in Frage. Zweitens: …« Dann lauter, sie immer noch übertönend: » Zweitens: ich kann diese Laken nur in Santa Fe bekommen. Das sind sehr teure Laken, und ich muß sie dringend gereinigt haben …« Aber sie redet immer noch, und ich nicke, als würde ich ihr Kauderwelsch verstehen, dann beginne ich zu lächeln und beuge mich dicht an ihr Gesicht. »Wenn-Sie-nicht-Ihr-blödes-Maul-halten-lege-ich-Sie-um-Haben-Sie-mich-verstanden?«
    Das panische Gebabbel der Chinesin steigert sich ins völlig Wirre, die Augen sind immer noch wild aufgerissen. Ihr Gesicht wirkt, vielleicht wegen der Falten, merkwürdig ausdruckslos. Kläglich zeige ich erneut auf die Flecken, aber dann sehe ich ein, daß es sinnlos ist, und senke die Hand, bemüht zu verstehen, was sie sagt. Dann unterbreche ich sie ungerührt und übertöne sie wieder.
    »Hören Sie jetzt mal zu, ich habe ein sehr wichtiges Geschäftsessen« – ich blicke auf meine Rolex – »im Hubert’s in dreißig Minuten« – dann blicke ich wieder in das flache, schlitzäugige Gesicht der Frau – »und ich brauche diese … halt, falsch, zwanzig Minuten. Ich habe in zwanzig Minuten mit Ronald Harrison ein Geschäftsessen im Hubert’s und muß diese Laken bis heute nach mittag gereinigt haben.«
    Aber sie hört nicht zu; sie plappert weiterhin irgend etwas in der gleichen schwachsinnigen fremden Sprache. Ich habe noch nie einen Molotowcocktail geworfen und beginne mich zu fragen, wie man da vorgeht, welche Zutaten man braucht, Benzin, Streichhölzer … oder nimmt man Feuerzeugbenzin?
    »Hören Sie.« Ich reiße mich zusammen, beuge mich vor – ihr Mund bewegt sich chaotisch, sie wendet sich ihrem Mann zu, der in einer der seltenen, kurzen Pausen nickt – und sage ihr freimütig im Singsangton ins Gesicht: »Ich kann Sie nicht verstehen.«
    Ich lache, entsetzt von der Lächerlichkeit dieser Situation, knalle eine Hand auf die Theke, blicke mich im Laden nach einem anderen Gesprächspartner um, aber es ist niemand da, und murmele: »Das ist verrückt.« Ich seufze, fahre mir mit einer Hand übers Gesicht und höre dann, plötzlich wütend, abrupt auf zu lachen. »Sie sind debil. Ich halt das nicht aus.«
    Sie sabbelt eine Antwort.
    »Wie?« frage ich gehässig. »Sie haben mich nicht verstanden? Sie wollen etwas Schin-ken? Haben sie das gerade gesagt? Sie wollen … etwas Schin -ken?«
    Sie grabscht erneut nach dem Ärmel des Soprani-Jacketts. Ihr Mann steht düster und unbeteiligt hinter der Ladentheke.
    »Sie … sind … ja … debil!« brülle ich sie an.
    Sie sabbelt unerschrocken weiter und zeigt unermüdlich auf die befleckten Laken.
    »Bescheuerte Fotz..ii? Kapiert?« brülle ich mit rotem Gesicht und kurz vor dem Heulen. Ich bin mit den Nerven am Ende, reiße das Jackett von ihr weg und stöhne: »Herr Jesus.«
    Hinter mir geht die Tür auf, eine Glocke klingelt und ich fasse mich wieder. Schließe die Augen,

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