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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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lächelt sie erleichtert. »Tun Sie das.«
    Ich starre die Chinesin noch einmal böse an, verdrücke mich dann mit einem Affenzahn, rase hinter einem nicht existenten Taxi her und verlangsame erst ein, zwei Blocks weiter mein Tempo und …
    … plötzlich sehe ich mich einem sehr hübschen obdachlosen Mädchen gegenüber, das auf der Treppe eines Brownstonehauses hockt, auf der Stufe vor ihren Füßen steht ein Styropor-Kaffeebecher, und wie ferngesteuert gehe ich auf sie zu, lächle, und suche in meiner Tasche nach Kleingeld. Ihr Gesicht sieht zu jung, frisch und braun für eine Obdachlose aus, das macht ihr Elend noch herzergreifender. Ich sehe sie mir in den Sekunden, die ich benötige, um von der Bordsteinkante zur Haustreppe zu gehen, auf der sie sitzt, genau an: Ihr Kopf ist gesenkt, und sie starrt dumpf in ihren leeren Schoß. Als sie mich bemerkt, blickt sie, ohne zu lächeln, auf. Meine Gehässigkeit ist wie weggeblasen, und in der Absicht, etwas Freundliches, etwas Schlichtes zu tun, beuge ich mich mit großen Augen vor, die Mitgefühl in ihr leeres, ernstes Gesicht strahlen, lasse einen Dollar in ihren Kaffeebecher fallen und sage: »Alles Gute.«
    Ihre Miene ändert sich, und daher bemerke ich das Buch – Sartre – in ihrem Schoß, dann die Columbia-Büchertasche an ihrer Seite und schließlich den braunen Kaffee in dem Becher, meine Dollarnote treibt darin, und obwohl dies alles in Sekundenschnelle geschieht, wirkt es wie Zeitlupe – sie sieht erst zu mir, dann in den Kaffeebecher und brüllt: »He, geht’s Ihnen nicht gut?« Ich erstarre, krümme mich über den Becher, mir zieht sich alles zusammen, und ich stottere: »Ich wußte … ich wußte nicht, daß … da was drin ist«, und gehe erschüttert weg, winke ein Taxi ran, und auf der Fahrt zu Hubert’s erscheinen mir die Gebäude wie Berge, wie Vulkane, die Straßen werden zum Dschungel, der Himmel erstarrt zu einer Kulisse, und bevor ich aus dem Taxi steige, muß ich erst schielen, um mein Sehvermögen wieder herzustellen. Das Essen bei Hubert’s wird eine einzige Halluzination, während der ich offenen Auges träume.

Harry’s
    »Du solltest die Socken auf die Hosen abstimmen«, erklärt Todd Hamlin dem konzentriert zuhörenden Reeves, der seinen Beefeater mit einem Sektquirl umrührt.
    »Wer sagt das?« fragt George.
    »Nun hör mal«, setzt ihm Hamlin geduldig auseinander, »wenn du graue Hosen trägst, ziehst du graue Socken an. So einfach ist das.«
    »Augenblick mal«, unterbreche ich. »Was ist, wenn die Schuhe schwarz sind?«
    »Das geht in Ordnung«, meint Hamlin und nippt an seinem Martini. »Aber dann muß der Gürtel zu den Schuhen passen.«
    »Also, willst du damit sagen, daß man zu einem grauen Anzug entweder graue oder schwarze Socken tragen kann?« frage ich.
    »Äh … ja«, sagt Hamlin verwirrt. »Ich glaub schon. Habe ich das gesagt?«
    »Sieh mal, Hamlin«, erkläre ich, »hinsichtlich des Gürtels bin ich anderer Meinung, da die Schuhe doch viel zu weit von der tatsächlichen Gürtellinie entfernt sind. Ich meine, du solltest lieber darauf achten, einen Gürtel zu tragen, der zu den Hosen paßt.«
    » Das ist ein Argument«, meint Reeves.
    Wir drei, Todd Hamlin, George Reeves und ich, sitzen bei Harry’s, und es ist kurz nach sechs. Hamlin trägt einen Anzug von Lubiam, ein tolles gestreiftes Baumwollhemd mit Haifischkragen von Burberry, eine Seidenkrawatte von Resikeio und einen Gürtel von Ralph Lauren. Reeves trägt einen zweireihigen Sechsknopf-Anzug von Christian Dior, ein Baumwollhemd, eine gemusterte Seidenkrawatte von Claiborne, Oxfords mit gerader Kappe von Allen-Edmonds, ein Stofftaschentuch in der Brusttasche, höchstwahrscheinlich von Brooks Brothers; eine Sonnenbrille von Lafont Paris liegt auf einer Serviette neben seinem Drink und eine ziemlich schöne Aktentasche von T. Anthony steht auf einem leeren Stuhl an unserem Tisch. Ich trage einen einreihigen Zweiknopf-Anzug aus Wollflanell mit Kreidestreifen, ein mehrfarbiges buntgestreiftes Baumwollhemd und ein seidenes Taschentuch, alles von Patrick Aubert, eine gepunktete Seidenkrawatte von Bill Blass und eine Brille mit ungetönten Gläsern, Gestell von Lafont Paris. Einer unserer CD-Walkman-Kopfhörer liegt zwischen Drinks und einem Taschenrechner mitten auf dem Tisch. Reeves und Hamlin haben heute das Büro früher verlassen, um irgendwo zur Gesichtspflege zu gehen, und sehen beide gut aus, die Gesichter rosig, aber gebräunt, die Haare kurz und

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