American Psycho
zurückgekämmt. In der Patty Winters Show heute morgen ging es um Möchtegern-Rambos.
»Wie steht es mit … Westen?« fragt Reeves Todd. »Sind die nicht … out? «
»Nein, George. Natürlich nicht.«
»Nein«, stimme ich zu. »Westen sind noch nie aus der Mode gewesen.«
»Nun ja, die eigentliche Frage ist: Wie sollten sie getragen werden?« hakt Hamlin nach.
»Sie sollten eng …« beginnen Reeves und ich gleichzeitig.
»Oh, entschuldige«, sagt Reeves. »Sprich weiter.«
»Nein, geht in Ordnung. Sprich du weiter.«
»Ich bestehe darauf«, meint George.
»Na gut, sie sollten eng am Körper anliegen und die Taille bedecken«, erkläre ich. »Sie sollten nur so eben über den Taillenknopf der Anzugjacke hervorschauen. Wenn zu viel von der Weste zu sehen ist, macht der Anzug einen unvorteilhaft engen, einzwängenden Eindruck.«
»A-ha«, macht Reeves, fast sprachlos mit verwirrter Miene. »Stimmt. Das wußte ich.«
»Ich brauche noch einen J&B«, sage ich und stehe auf. »Und ihr?«
»Beefeater mit Eis und Zitronenschale.« Reeves visiert mich mit dem Finger an.
Hamlin: »Martini.«
»Alles klar.« Ich gehe rüber an die Bar, und während ich darauf warte, daß Freddy die Drinks einschenkt, höre ich, wie ein Typ, ich glaube, es ist dieser Grieche William Theodocropopolis von der First Boston, der so ein billiges Jackett mit Hahnentrittmuster und ein akzeptables Hemd trägt, aber auch eine phantastisch aussehende Kaschmirkrawatte von Paul Stuart, die den Anzug unverdientermaßen aufwertet, zu einem anderen Typ sagt, der auch Grieche ist und eine Diet Coke trinkt: »Also, hör zu, Sting war im Chernoble – du weißt schon, dieser Laden, den die Jungs vom Tunnel aufgemacht haben –, das stand so auf Page Six, da fährt einer in einem Porsche 911 vor, und in dem Wagen sitzt Whitney …«
An unserem Tisch erzählt Reeves Hamlin gerade, wie er die Obdachlosen auf der Straße ärgert, indem er ihnen eine Dollarnote hinhält und sie genau in dem Moment, wenn er an den Pennern vorbeigeht, wieder einsteckt.
»Ehrlich, das funktioniert «, beteuert er. »Sie sind so geschockt, daß sie das Maul halten.«
»Sag … einfach … nein«, erkläre ich ihm und stelle die Drinks auf den Tisch. » Just say no. Mehr brauchst du nicht zu sagen.«
»Einfach nein sagen?« grinst Hamlin. »Das funktioniert?«
»Na ja, eigentlich nur bei obdachlosen schwangeren Frauen«, gebe ich zu.
»Ich nehme doch an, du hast die Sag-einfach-nein-Methode noch nicht bei dem 2-Meter-Gorilla in der Chambers Street ausprobiert?« fragt Reeves. »Dem mit der Crack-Pfeife?«
»Hört mal, hat schon mal irgendwer von diesem Club namens Nekenieh gehört?« fragt Reeves.
Bildausschnitt: mir gegenüber im Raum sitzt Paul Owen an einem Tisch mit jemandem, der wie Trent Moore aussieht oder Roger Daley, und noch einem Typen, der wie Frederick Connell aussieht. Moore arbeitet in einer Firma, die seinem Großvater gehört. Trent trägt einen Kammgarnanzug mit kleinem Hahnentrittmuster und mehrfarbigem Überkaro.
»Nekenieh?« fragt Hamlin. »Was ist Nekenieh?«
»Leute«, sage ich, »wer sitzt da mit Paul Owen am Tisch? Ist das Trent Moore?«
»Wo?« Reeves.
»Sie stehen gerade auf. Der Tisch da. Diese Typen.«
»Ist das nicht Madison? Nein, das ist Dibble«, meint Reeves. Er setzt seine Brille mit ungetönten Gläsern auf, um sicherzugehen.
»Nein«, sagt Hamlin. »Das ist Trent Moore.«
»Bist du sicher?« fragt Reeves.
Auf dem Weg nach draußen tritt Paul Owen an unseren Tisch. Er trägt eine Sonnenbrille von Persol und eine Aktentasche von Coach Leatherware.
»Hallo Leute«, sagt Owen und stellt seine beiden Begleiter vor: Trent Moore und jemand namens Paul Denton.
Reeves, Hamlin und ich geben ihnen die Hand, ohne aufzustehen. George und Todd fangen ein Gespräch mit Trent an, der aus Los Angeles kommt und weiß, wo das Nekenieh liegt. Owen wendet seine Aufmerksamkeit mir zu, was mich etwas nervös macht.
»Wie geht’s denn so?« fragt Owen.
»Alles prima. Und bei dir?«
»Sagenhaft«, meint er. »Was macht der Hawkins-Account?«
»Alles …« Ich zögere einen Moment und fahre dann stockend fort: »Alles in Ordnung.«
»Tatsächlich?« fragt er kaum interessiert. »Ist ja interessant«, meint er lächelnd, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Nicht toll? «
»Ach ja«, sage ich. »Du weißt ja.«
»Und wie geht’s Marcia?« fragt er immer noch lächelnd und sieht sich im Raum um, ohne mir richtig zuzuhören.
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