American Psycho
und, wenn die Zeit reicht, eine Pediküre. Ich liege auf dem hochgefahrenen Tisch in einem der Privaträume und warte darauf, daß Helga, meine Hauttechnikerin, sich um mein Gesicht kümmert. Mein Brooks-Brothers-Hemd und der Garric-Anderson-Anzug hängen im Schrank, meine A.-Testoni-Loafers stehen auf dem Boden, Dreißig-Dollar-Socken von Barney’s sind in ihnen aufgerollt, Sechzig-Dollar-Boxershorts von Comme des Garçons sind das einzige Kleidungsstück, das ich noch anhabe. Der Kittel, den ich eigentlich noch tragen sollte, liegt verkrumpelt neben der Duschkabine, weil ich will, daß Helga meinen Körper sieht, meine Brust bemerkt, sieht, wie verdammt straff meine Bauchmuskeln geworden sind, seit ich das letzte Mal da war, obwohl sie viel älter ist als ich – dreißig, fünfunddreißig – und ich sie niemals ficken würde. Ich schlürfe Diet Pepsi, die mir Mario, der Laufbursche, gebracht hat, mit zerstoßenem Eis in einem Extraglas, das ich zwar verlangt habe, aber nicht will.
Ich nehme mir die Post von heute von einem gläsernen Smithly-Watson-Zeitschriftenständer und überfliege die Klatschkolumne, dann bleibt mein Auge an einer Story über die neuesten Enthüllungen von Kreaturen, halb Vogel, halb Nagetier hängen – im Grunde Tauben mit Rattenkopf und -schwanz –, die im tiefsten Harlem entdeckt wurden und jetzt langsam Richtung Midtown vordringen. Ein grobkörniges Foto eines dieser Dinger begleitet den Artikel, aber Experten, so versichert uns die Post , sind sich ziemlich einig darüber, daß es sich bei dieser neuen Brut um einen Schwindel handelt. Wie immer lindert dies nicht meine Angst, und es erfüllt mich mit namenloser Furcht, daß irgend jemand da draußen Energie und Zeit darauf verschwendet hat, sich das alles auszudenken: eine Fotografie zu fälschen (und das auch noch halbherzig, das Ding sieht aus wie ein beschissener Big Mäc) und das Foto an die Post zu schicken, dann die Entscheidung bei der Post, die Story zu bringen (Konferenzen, Debatten, die Versuchung, das ganze Ding in letzter Minute zu kippen?), das Foto zu drucken, jemand darüber schreiben und Experten interviewen zu lassen, schließlich alles auf Seite drei in der heutigen Ausgabe zu bringen, so daß heute nachmittag in der Stadt hunderttausend Leute beim Lunch darüber reden. Ich schließe die Zeitung und lege mich erschöpft zurück.
Die Tür zum Privatraum öffnet sich, und ein Mädchen, das ich noch nie gesehen habe, kommt herein, und durch halbgeschlossene Augen kann ich sehen, daß sie jung, italienisch, attraktiv aussieht. Sie lächelt, setzt sich auf einen Stuhl zu meinen Füßen und beginnt mit der Pediküre. Sie löscht das Deckenlicht, und außer strategisch plazierten Halogenlampen, die meine Füße, Hände und mein Gesicht beleuchten, wird es dunkel im Raum, wodurch man unmöglich erkennen kann, was für einen Körper sie hat, nur daß sie graues Wildleder und schwarze geknöpfte Lederstiefeletten von Maud Frizon trägt. Die Patty Winters Show heute morgen war über Killer-UFOS. Helga kommt.
»Ah, Mr. Bateman«, sagt Helga. »Wie geht’s?«
»Sehr gut, Helga«, sage ich und spanne die Muskeln in Bauch und Brust an. Meine Augen sind geschlossen, damit es natürlich aussieht, als ob die Muskeln ein Eigenleben hätten und ich nichts dagegen machen kann. Aber Helga legt den Kittel sanft über meine bebende Brust, knöpft ihn zu und tut so, als bemerke sie das Wogen unter der gebräunten, sauberen Haut nicht.
»Sie sind schon so bald zurück«, sagt sie.
»Ich war erst vor zwei Tagen hier«, sage ich verwirrt.
»Ich weiß, aber …« Sie hält inne, wäscht ihre Hände im Becken. »Egal.«
»Helga?« frage ich.
»Ja, Mr. Bateman?«
»Als ich reinkam, fiel mir ein Paar Männer-Loafers mit Goldquasten von Bergdorf Goodman auf, die vor der Tür nebenan standen und geputzt werden sollten. Wem gehören sie?« frage ich.
»Das sind Mr. Erlangers«, sagt sie.
»Mr. Erlanger von Lehmann’s?«
»Nein, Mr. Erlanger von Salomon Brothers«, sagt sie.
»Habe ich je erzählt, daß ich eine große gelbe Smiley-Maske tragen und die CD-Version von Bobby McFerrins ›Don’t Worry, Be Happy‹ auflegen möchte, dann ein Mädchen und einen Hund nehmen – einen Collie, einen Chow, einen Sharpei, es kommt nicht so darauf an –, eine Transfusionspumpe, so einen Tropf anschließen und dann ihr Blut austauschen möchte, genau, das Hundeblut in den Hardbody pumpen und umgekehrt, hab ich das je erzählt?« Während ich
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