American Psycho
rede, kann ich das Mädchen, das an meinen Füßen arbeitet, einen Song aus Les Misérables summen hören, und dann fährt Helga mit einem feuchten Wattebausch über meine Nase, beugt sich dicht über mein Gesicht und überprüft die Poren. Ich lache wie ein Wahnsinniger, atme dann tief ein und berühre meine Brust – in Erwartung eines schnell, ungeduldig klopfenden Herzens, aber da ist nichts, nicht ein einziger Schlag.
»Shhh, Mr. Bateman«, sagt Helga und fährt mit einem warmen Luffaschwamm, der erst brennt und dann die Haut kühlt, über mein Gesicht.
»Relaxen Sie.«
»Okay«, sage ich. »Ich relaxe.«
»O Mr. Bateman«, säuselt Helga. »Sie haben so eine schöne Haut. Wie alt sind sie? Darf ich fragen?«
»Ich bin 26.«
»Ah, deshalb. Sie ist so sauber. So sanft.« Sie seufzt. »Relaxen Sie einfach.«
Ich drifte weg, meine Augen rollen in meinen Kopf zurück, die Muzak-Version von »Don’t Worry, Baby« ertränkt alle schlechten Gedanken, und ich denke nur an positive Dinge – den Tisch, den ich für heute abend für mich und Marcus Halberstams Freundin, Cecilia Wagner, bestellt habe, die Kohlrabi im Union Square Café, Skifahren am Buttermilk Mountain letzte Weihnachten in Aspen, die neue Compact Disc von Huey Lewis and the News, Frackhemden von Ike Behar, Joseph Abboud, Ralph Lauren, schöne, eingeölte Hardbodies, die sich in greller Videoausleuchtung gegenseitig die Mösen und Arschlöcher lecken, Wagenladungen von Arugula und Cilantro, meine Bräunungsnaht, das Aussehen meiner Rückenmuskeln, wenn das Licht in meinem Badezimmer im richtigen Winkel auf sie fällt, Helga und ihre Hände, wie sie meine geschmeidige Gesichtshaut liebkost, einseift und bewundernd Creme, Lotions und Tonics einreibt und dabei flüstert: »O Mr. Bateman, ihre Haut ist so sauber und geschmeidig, so sauber«, die Tatsache, daß ich nicht in einem Trailerpark wohne, auf einer Kegelbahn arbeite, zum Hockey gehe oder gegrillte Rippchen esse, den Anblick des AT&T-Buildings um Mitternacht und nur um Mitternacht. Jeannie kommt herein und beginnt mit der Maniküre, zuerst schneidet und feilt sie die Nägel, dann poliert sie mit einer Sandpapierscheibe nach, um die restlichen Kanten auszugleichen.
»Nächstes Mal möchte ich sie ein bißchen länger, Jeannie«, warne ich sie.
Still taucht sie meine Hände in warme Lanolin-Creme, trocknet sie ab und trägt Nagelhaut-Moisturizer auf, entfernt dann die Nagelhaut, während sie die Unterseite der Nägel mit einem Wattestäbchen säubert. Ein Massagegerät pflegt Hände und Unterarme mit sanfter Wärme. Die Nägel werden zuerst mit einem Leder poliert und dann mit einer Polier -Lotion.
Date mit Evelyn
Evelyn ruft auf Call-waiting meiner dritten Leitung an, und eigentlich wollte ich das Gespräch gar nicht annehmen, aber da ich gerade auf der zweiten Leitung warte, um herauszufinden, ob Bullock, der Maître d’ im neuen Davis François-Restaurant beim Central Park South, irgendwelche Abbestellungen für heute abend hat, damit ich für Courtney (die auf der ersten Leitung wartet) und mich einen Tisch reservieren kann, nehme ich in der Hoffnung, daß es meine Reinigung ist, das Gespräch an. Aber nein, es ist Evelyn, und obwohl es Courtney gegenüber nicht fair ist, rede ich mit ihr. Ich erzähle Evelyn, daß mein Privattrainer auf der anderen Leitung ist. Dann erzähle ich Courtney, daß ich einen Anruf von Paul Owen annehmen muß und sie um acht im Turtle’s treffe, und trenne das Gespräch mit Bullock, dem Maître d’. Evelyn wohnt im Carlyle, seit die Frau aus dem Brownstone-Haus nebenan letzte Nacht ermordet aufgefunden wurde, ohne Kopf, und aus diesem Grund ist Evelyn total aufgewühlt. Sie kam mit dem Büro heute nicht klar und hat deshalb den Nachmittag damit verbracht, sich mit Gesichtsbehandlungen bei Elizabeth Arden zu beruhigen. Sie besteht auf gemeinsamem Dinner, und bevor ich mir eine plausible Lüge ausdenken kann, irgendeine akzeptable Ausrede, sagt sie: »Wo warst du letzte Nacht, Patrick?«
Pause. »Wieso? Wo warst du? « frage ich und kippe eine Literflasche Evian in mich rein, immer noch etwas verschwitzt vom Workout heute nachmittag.
»Ich mußte mich mit dem Portier vom Carlyle rumstreiten«, sagt sie und klingt ziemlich verbiestert. »Jetzt sag schon, Patrick, wo warst du?«
»Und wieso mußtest du dich mit ihm rumstreiten?« frage ich.
»Patrick«, sagt sie – das kündigt etwas an.
»Ich bin hier«, sage ich nach einer Minute.
»Patrick, darum
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