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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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hat, sondern auch noch Steve Rubell für Brooke Astor, und ich kann mir nicht helfen, ich explodiere fast.
    »Nein, o mein Gott, o mein Gott, Evelyn«, ächze ich, enttäuscht und am Boden zerstört, den Kopf in die Hände gestützt, mein Adrenalinspiegel sackt ab. »Wie konntest du die Schlampe für Ivana halten?«
    »Sorry«, höre ich sie zirpen. »Kleiner Fehler?«
    »Unverzeihlich«, zische ich, beide Augen zusammengekniffen.
    Unsere Hardbody-Kellnerin, die hochhackige Satin-Pumps trägt, stellt zwei neue Champagnerflöten auf den Tisch für die zweite Flasche Cristal, die Evelyn ordert. Die Kellnerin macht mir eine Schnute, als ich nach einer weiteren Brotstange greife, und ich hebe den Kopf und ziehe auch eine Schnute, nehme dann den Kopf zwischen meine Hände, und das Ganze wiederholt sich, als sie unsere Vorspeisen bringt. Getrocknete Paprika in einer scharfen Kürbissuppe für mich, Pudding aus getrocknetem Mais und Jalapeño für Evelyn. Die ganze Zeit, seit sie Norris Powell mit Ivana Trump verwechselte bis hin zu dem Moment, wo unsere Vorspeisen kamen, hielt ich mir die Hände über die Ohren und versuchte, Evelyns Geschwätz zu entgehen, aber jetzt bin ich hungrig und nehme versuchsweise die rechte Hand vom Ohr. Sofort droht mir ihr schrilles Gewäsch das Trommelfell zu zerreißen.
    »… Tandoori Chicken und Foie Gras, und jede Menge Jazz, und er bewunderte das Savoy, aber Shadrogen, die Farben waren prachtvoll, Aloe, Muschel, Zitrus, Morgan Stanley …«
    Ich lege die Hand wieder übers Ohr, drücke noch fester. Wieder überwältigt mich Hunger, und laut summend greife ich noch mal nach dem Löffel, aber es ist hoffnungslos: Evelyns Stimme ist auf einer bestimmten Frequenz, die man einfach nicht ignorieren kann.
    »Gregory macht bald seinen Abschluß in Saint Paul und geht ab September auf die Columbia«, sagt Evelyn und pustet vorsichtig auf ihren Pudding, der übrigens kalt gereicht wird. »Und ich muß ihm einfach ein Geschenk besorgen, habe aber keinen blassen Schimmer. Vorschläge, Schatz?«
    »Ein Poster von Les Misérables? « sage ich seufzend und nur halb im Spaß.
    »Perfekt«, sagt sie und pustet wieder auf ihren Pudding, dann, nach einem Schluck Cristal, zieht sie ein Gesicht.
    »Ja, Schatz?« frage ich und spucke einen Kürbiskern aus, der in einem Bogen durch die Luft fliegt, bevor er anmutig in der Mitte des Aschenbechers landet statt auf Evelyns Kleid, meinem eigentlichen Ziel. »Hmmm?«
    »Wir brauchen mehr Cassis«, sagt sie. »Rufst du die Kellnerin?«
    »Klar brauchen wir das«, sage ich gutmütig und immer noch lächelnd. »Ich habe keine Ahnung, wer Gregory ist. Das weißt du, stimmts?«
    Evelyn legt ihren Löffel zierlich neben ihren Puddingteller und sieht mir in die Augen. »Mr. Bateman, ich mag Sie wirklich. Ich bete Ihren Sinn für Humor an.« Sie drückt meine Hand leicht und lacht, oder genauer, macht ›Ha-ha-ha …‹, aber sie meint es ernst, es ist kein Witz. Evelyn macht mir tatsächlich ein Kompliment. Sie bewundert wirklich meinen Sinn für Humor. Unsere Vorspeisen werden entfernt und gleichzeitig kommen unsere Entrees, deshalb muß Evelyn ihre Hand wegnehmen, um Platz für die Teller zu machen. Sie hat Tortillas aus blauem Mais mit Wachtelfüllung bestellt, garniert mit Austern im Kartoffelmantel. Ich habe das Freiland-Kaninchen mit Oregon-Morcheln und Kräuter-Pommes-frites.
    »… Er ging nach Deerfield und dann nach Harvard. Sie war in Hotchkiss und dann in Radcliffe …«
    Evelyn redet, aber ich höre nicht zu. Ihr Geplapper überschlägt sich. Ihr Mund bewegt sich, aber ich höre gar nichts, kann nicht zuhören, kann mich nicht konzentrieren, weil mein Kaninchen so geschnitten ist, daß es aussieht … wie … ein … Stern! Streichholz-Pommes-frites umgeben es, und deftige rote Salsa ist über die Oberfläche des Tellers geschmiert – der weiß, aus Porzellan und mindestens einen halben Meter groß ist –, um den Eindruck eines Sonnenaufgangs zu erzeugen, aber es sieht mir eher wie eine Schußwunde aus, und während ich langsam den Kopf schüttele, presse ich einen Finger in das Fleisch und hinterlasse einen deutlichen Abdruck, dann noch einen, und dann suche ich etwas, an dem ich meine Hand abwischen kann, weil ich dazu nicht meine Serviette nehmen möchte. Evelyn hat ihren Monolog nicht unterbrochen – sie verbindet aufs eleganteste Reden und Kauen –, und verführerisch lächelnd greife ich unter den Tisch nach ihrem Schenkel, wische meine Hand ab, und

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