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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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mit den Schultern.
    »Was willst du tun?« fragt sie. »Drei Jahre warten, bis du 30 bist?«
    » Vier Jahre«, sage ich mit eisigem Blick. »Es sind vier Jahre, bis ich 30 bin.«
    »Vier Jahre. Drei Jahre. Drei Monate. Mein Gott, was macht das für einen Unterschied? Du wirst trotzdem ein alter Mann sein.« Sie nimmt ihre Hand von meiner. »Weißt du, du würdest anders reden, wenn du bei Jayne Simpsons Hochzeit gewesen wärst. Ein Blick hätte genügt, und du hättest mich vom Fleck weg heiraten wollen.«
    »Aber ich war bei Jayne Simpsons Hochzeit, Evelyn, Herzallerliebste«, sage ich. »Ich habe neben Sukhreet Gabel gesessen. Glaub mir, ich war da. «
    »Du bist un möglich«, jammert sie. »Du bist ein Spielverderber.«
    »Oder etwa doch nicht?« frage ich mich laut. »Hab ich vielleicht … Hat MTV darüber berichtet?«
    »Und ihre Flitterwochen waren so romantisch. Zwei Stunden später waren sie in der Concorde. Nach London. Oh, Claridge’s«, seufzt Evelyn, die Hände unter dem Kinn verschränkt, Tränen in den Augen.
    Ich ignoriere sie, greife in meine Tasche nach einer Zigarre, ziehe sie raus und klopfe sie auf den Tisch. Evelyn bestellt drei Sorten Sorbet: Erdnuß, Lakritz und Doughnut. Ich bestelle einen koffeinfreien Espresso. Evelyn schmollt. Ich zünde ein Streichholz an.
    »Patrick«, warnt sie und starrt die Flamme an.
    »Was?« frage ich, meine Hand auf halbem Weg erstarrt, kurz bevor ich die Zigarrenspitze anzünde.
    »Du hast nicht um Erlaubnis gefragt«, sagt sie, ohne zu lächeln. »Habe ich dir gesagt, daß ich 60-Dollar-Boxershorts trage?« frage ich, um sie zu beschwichtigen.

Dienstag
    Heute abend ist ein Black-Tie-Empfang anläßlich der Präsentation einer computerisierten Hochleistungsrudermaschine im Puck Building, und nachdem ich mit Frederick Dibble Squash gespielt und mit Jamie Conway, Kevin Wynn und Jason Gladwin bei Harry’s einen trinken war, hüpften wir in die Limousine, die Kevin für den Abend gemietet hatte, und fuhren uptown. Ich trage eine Jacquard-Weste mit Eckkragen von Kilgour, French & Stanbury von Barney’s, eine Seidenfliege von Saks, Lackleder-Slipper von Baker-Benjes, antike Diamant-Manschettenknöpfe aus den Kentshire Galleries und einen grauen Mantel aus Wolle und Seide mit tief angesetzten Ärmeln und Knöpfkragen von Luciano Soprani. In der Straußenleder-Brieftasche von Bosca, die in der Gesäßtasche meiner schwarzen wollenen Hose steckt, sind vierhundert Dollar Bargeld. Statt meiner Rolex trage ich eine Vierzehn-Karat-Golduhr von H. Stern.
    Ziellos wandere ich durch den Saal im ersten Stock des Puck Buildings, gelangweilt, schlürfe miesen Champagner (etwa ein Bollinger ohne Jahrgang?) aus Plastikflöten, kaue auf Kiwischeiben herum, die mit einem Schlag Chèvre gekrönt sind, und versuche verzweifelt, irgendwo etwas Koks zu erspähen. Doch anstatt jemand zu finden, der einen Dealer kennt, stoße ich an der Treppe mit Courtney zusammen. Sie trägt einen Stretchwickelrock aus Seide und Baumwolltüll mit spitzenbesetzten Strumpfhosen, wirkt verspannt und warnt mich, von Luis wegzubleiben. Sie läßt durchblicken, daß er etwas ahnt. Eine Partyband spielt laue Cover-Versionen alter Motown-Hits aus den Sechzigern.
    »Und was?« frage ich und lasse den Blick durch den Saal schweifen. »Daß zwei plus zwei vier ist? Daß du in Wirklichkeit Nancy Reagan bist?«
    »Geh nächste Woche nicht mit ihm in den Yale Club essen«, sagt sie und lächelt einen Fotografen an, dessen Blitz uns für einen Augenblick blendet.
    »Du siehst … irgendwie geil aus heute abend«, bemerke ich und berühre ihren Hals, streiche mit dem Finger über das Kinn nach oben bis zur Unterlippe.
    »Ich mache keine Witze, Patrick.« Mit einem Lächeln winkt sie Luis zu, der unbeholfen mit Jennifer Morgan tanzt … Er trägt ein cremefarbenes Dinnerjackett aus reiner Wolle, eine Hose aus reiner Wolle, ein Baumwollhemd und einen seidenen Glencheck-Kummerbund, alles von Hugo Boss, eine Fliege von Saks und ein Einstecktuch von Paul Stuart. Er winkt zurück. ›Alles Klar‹ signalisiere ich ihm.
    »Was für ein Arsch«, murmelt Courtney traurig vor sich hin.
    »Also, ich geh jetzt«, sage ich und kippe den Champagner.
    »Warum tanzt du nicht mit dem … Reservoir?«
    »Wohin gehst du? « fragt sie und hält meinen Arm.
    »Courtney, ich hab keine Lust, noch einmal einen deiner … Ausbrüche zu erleben«, sage ich ihr. »Und übrigens: Die Kanapees sind grauenhaft.«
    »Ich will wissen, wo du hingehst

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