American Psycho
andere Hand hört auf, den Hund zu tätscheln und greift in die linke Tasche. Abrupt bricht der Penner sein Heulen ab und setzt sich auf, sucht nach dem Fünfer oder, vermute ich, nach seiner Flasche Thunderbird. Ich strecke die Hand aus, berühre sein Gesicht wieder voll Mitleid und flüstere: »Weißt du, was für ein dreckiger Loser du bist?« Hilflos beginnt er zu nicken, und ich ziehe ein langes, schmales Messer mit gezackter Klinge, und darauf bedacht, ihn nicht zu töten, stoße ich die Klinge etwa einen Zentimeter tief in sein rechtes Auge, lasse den Griff hochschnellen, sofort platzt die Netzhaut auf. Der Penner ist zu überrumpelt, um etwas zu sagen. Im Schock öffnet er nur den Mund und hebt eine dreckige Pfote in einem abgeschnittenen Handschuh langsam vors Gesicht. Ich reiße ihm die Hose runter und erkenne im vorbeiziehenden Scheinwerferlicht eines Taxis seine schlaffen schwarzen Schenkel, wundgerieben vom ständigen In-die-Hose-Pissen. Der Gestank nach Scheiße steigt mir schnell ins Gesicht, ich gehe in die Hocke, atme durch den Mund und steche ihm zunächst in den Bauch, ganz vorsichtig, oberhalb des dichten, verfilzten Fleckens Schamhaar. Das ernüchtert ihn etwas, und instinktiv versucht er, sich mit den Händen zu bedecken, und der Hund fängt an zu kläffen, richtig wütend jetzt, aber er greift nicht an, und ich steche weiter nach dem Penner, jetzt zwischen seine Finger, durchsteche seine Handrücken. Sein aufgeplatztes Auge hängt aus der Höhle und rinnt ihm übers Gesicht, er zwinkert noch und läßt das, was noch von seinem Auge da ist, herausquellen wie rotes, geädertes Eigelb. Ich fasse seinen Kopf mit einer Hand und stoße ihn zurück, halte dann mit Daumen und Zeigefinger das andere Auge offen, zücke das Messer und stoße die Spitze in die Augenhöhle, durchsteche erst die schützende Hülle, bis die Höhle voll Blut läuft, dann schlitze ich seitwärts den Augapfel auf, und schließlich beginnt er zu schreien, als ich seine Nase mitten durchschlitze, mich und den Hund leicht mit Blut bespritze; Gizmo zwinkert, um das Blut aus den Augen zu entfernen. Schnell ziehe ich die Klinge durch das Gesicht des Penners, lasse den Muskel über dem Wangenknochen aufplatzen. Noch in der Hocke werfe ich ihm einen Vierteldollar ins Gesicht, das glitschig und verschmiert ist, die beiden Augenhöhlen sind leer und blutverkrustet, die Reste seiner Augen triefen buchstäblich, in dicken, zähflüssigen Fäden von seinen schreienden Lippen. Gelassen flüstere ich: »Hier ist ein Vierteldollar. Kauf dir ’nen Kaugummi, bekloppter Scheißnigger. « Dann drehe ich mich nach dem bellenden Hund um, trete ihm, als ich wieder stehe, auf die Vorderbeine, während er sich mit gebleckten Zähnen zum Sprung duckt, zerschmettere ihm mit einem Tritt beide Läufe, und er fällt jaulend vor Schmerz zur Seite, die Vorderpfoten in obszönem Winkel in die Luft gereckt, was mich freut. Ich kann nicht anders, ich muß lachen und verweile noch, amüsiert von dem Bild. Als ich ein näherkommendes Taxi sehe, gehe ich langsam davon.
Nachher, zwei Blocks weiter westlich, fühle ich mich beschwingt, beschwipst, aufgeladen, als hätte ich eben trainiert und Endorphine durchfluteten mein Nervensystem, oder als hätte ich gerade jene erste Line Koks genommen, den ersten Zug an einer guten Zigarre getan, mein erstes Glas Cristal geschlürft. Ich sterbe vor Hunger und brauche etwas zu essen, doch ich will nicht zu Nell’s, obwohl es zu Fuß nicht weit wäre, und das Indochine scheint mir für eine kleine Siegesfeier etwas unpassend. So beschließe ich, dahin zu gehen, wohin Al gehen würde: Zu McDonald’s am Union Square. Ich warte in der Schlange, bestelle einen Vanille-Shake (»Extradick«, sage ich dem Kerl, der nur den Kopf schüttelt und eine Maschine anschnippt) und trage den Becher zu einem Tisch im vorderen Teil, wo Al sich wahrscheinlich hinsetzen würde, meine Jacke und die Ärmel leicht mit Blutflecken besudelt. Zwei Kellnerinnen aus dem Cat Club kommen hinter mir herein, setzen sich an den gegenüberliegenden Tisch und lächeln beide keß. Ich spiele den Coolen und ignoriere sie. Eine alte verrückte Frau sitzt kettenrauchend und gekrümmt neben uns und nickt ins Leere. Ein Streifenwagen fährt vorbei, und nach zwei weiteren Milchshakes weicht meine Aufregung langsam, und ihre Intensität schwächt sich ab. Ich beginne mich zu langweilen, werde müde, der Abend scheint schrecklich ereignislos, und ich mache mir
Weitere Kostenlose Bücher