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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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eingestehen, überhaupt nichts herausgefunden zu haben. Hugh Padgham produzierte danach einen etwas weniger konzeptionellen Wurf mit dem schlichten Titel Genesis (Atlantic, 1983), und obwohl es insgesamt eine gute Platte ist, wirkt sie für meinen Geschmack etwas aufgekocht. »That’s All« klingt wie »Misunderstanding«, »Taking It All Too Hard« erinnert mich an »Throwing It All Away«.
    Auch wirkt sie weniger jazzig als die Vorläufer und mehr wie eine 80er-Pop-LP, mehr rock’n’rollig. Padgham legt eine brillante Arbeit als Produzent hin, doch das Material ist schwächer als sonst, und man spürt eine gewisse Überspannung. Es beginnt mit dem autobiographischen »Mama«, was ebenso merkwürdig wie ergreifend ist, doch könnte ich nicht sagen, ob der Sänger von seiner wirklichen Mutter erzählt oder ob er Mädchen meint, die er gerne »Mama« nennt. »That’s All« beklagt die Ignoranz und die Bösartigkeit eines unempfänglichen Partners, und trotz des verzweifelten Tons hat es eine helle, eingängliche Melodie, die den Song weniger depressiv wirken läßt als erwartet. »That’s All« hat die beste Melodie der Platte, doch Phils Stimme ist auf »House by the Sea« am besten, dessen Text jedoch zu sehr stream-of-consciousness ist, um einen wirklichen Sinn zu ergeben. Es könnte vom Älterwerden handeln, vom Erwachsenwerden und wie man sich damit abfindet, doch er bleibt in jeder Hinsicht verschwommen; seine zweite Instrumentalversion macht mir den Song klarer, und Mike Banks kann seine virtuosen Gitarrenkünste zeigen, während Tom Rutherford die Songs in traumhafte Synthiebänke taucht, und wenn Phil am Ende die dritte Strophe des Songs wiederholt, läuft es einem kalt über den Rücken.
    »Illegal Alien« ist der deutlichste politische Song, den die Band je aufgenommen hat, und gleichzeitig auch der lustigste. Das Thema sollte eigentlich von trauriger Natur sein – ein illegaler Mexikaner versucht über die Grenze in die Staaten zu kommen –, doch die Details sind hochgradig komisch: Die Flasche Tequila, die der Mexikaner bei sich hat, das neue Paar Schuhe, das er trägt (vermutlich gestohlen); und das alles wirkt völlig stimmig. Phil singt es in einer heiseren, jammernden pseudo-mexikanischen Stimme, die das Ganze noch spaßiger werden läßt, und das sich »fun« auf »illegal alien« reimt, ist begnadet. »Just a Job to Do« ist der funkigste Song der Platte, mit einer Killerbass-Linie von Banks, und obwohl es offensichtlich um einen Bullen geht, der einen Gangster jagt, könnte es auch von einem eifersüchtigen Liebhaber handeln, der jemandem hinterherschnüffelt. Die Worte sind intensiv, komplex und wunderbar. Die LP endet mit einer positiven Upbeat-Note in »It’s Gonna Get Better«. Selbst wenn die Lyrics ein klein wenig zu genialistisch geraten sind, so ist doch Phils Stimme so selbstsicher (wesentlich von Peter Gabriel beeinflußt, der nie eine derart polierte und herzergreifende Platte gemacht hat), daß er uns glauben macht, alles sei möglich.
    Invisible Touch (Atlantic, 1986) ist zweifellos das Meisterstück der Band. Eine epische Meditation über das Ungreifbare, zur gleichen Zeit vertieft und verstärkt es die Bedeutung der drei vorhergehenden Alben. Es besitzt eine Resonanz, die immer wieder auf den Hörer einwirkt, und die Musik ist so schön, daß es fast unmöglich ist, ihr zu entgehen, weil jeder Song Verbindungen über das Unbekannte oder die Räume zwischen den Menschen (»Invisible Touch«) zieht, autoritäre Kontrolle in Frage stellt, ob von seiten des dominanten Partners oder des Staates (»Land of Confusion«) oder durch bedeutungslose Wiederholung (»Tonight Tonight Tonight«) besticht. Alles in allem kann es mit den besten Errungenschaften des Rock’n’Roll-Jahrzehnts mithalten, und der Mastermind hinter der Platte, natürlich mit dem hervorragenden Zusammenspiel von Banks, Collins und Rutherford, ist Hugh Padgham, der nie so klar und knackig und modern im Sound war wie hier. Praktisch ist jede Nuance, jedes Instrument hörbar.
    Was die textliche Finesse anbetrifft und das reine Songwriting, ist diese LP der Gipfel der Professionalität. Die Lyrics von »Land of Confusion« zum Beispiel, in denen der Sänger das Problem der Verletzung von politischer Autorität anprangert. Das wird mit einem Groove rübergebracht, der funkiger und schwärzer ist als alles, was Prince oder Michael Jackson – oder jeder andere schwarze Musiker der letzten Jahre – gemacht haben. Doch

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