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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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schreit er und reißt die Augen auf. »Sie sparen mehr als wir und erfinden nicht viel, aber eins können sie, unsere Erfindungen stehlen, sie weiterentwickeln und uns dann damit zuscheißen!«
    Ich starre ihn einen Moment ungläubig an, dann schaue ich auf die Bühne, und der Gitarrist läuft im Kreis, Bonos Arm ist ausgestreckt, als er am Bühnenrand hin und her läuft, und dann zurück auf Luis, dessen Gesicht immer noch puterrot vor Wut ist, und er starrt mich immer noch mit weit aufgerissenen Augen an, Schaum auf den Lippen, und bringt kein Wort heraus.
    »Was zum Teufel hat das mit Blades zu tun?« frage ich ihn schließlich völlig verwirrt. »Wisch dir mal den Mund ab.«
    »Das ist der Grund, warum ich japanisches Essen hasse «, schreit er zurück. »Sashimi. California Roll. Mein Gott!« Er macht eine wegwerfende Bewegung und steckt einen Finger in den Hals.
    »Carruthers …« Ich halte inne, schaue ihn immer noch an, studiere genau sein Gesicht, leicht außer mir und unfähig, mich zu erinnern, was ich eigentlich sagen wollte.
    »Was, Bateman?« fragt Carruthers und beugt sich zu mir.
    »Paß auf, ich kann so einen Scheiß nicht ertragen«, schreie ich. »Ich kann einfach nicht glauben, daß du nicht später reserviert hast. Wir werden warten müssen.«
    »Was?« schreit er und hält sich die Hand ans Ohr, als würde das was nützen.
    »Wir werden warten müssen!« schreie ich lauter.
    »Das ist kein Problem«, schreit er.
    Der Leadsänger streckt die Hand nach uns aus, und ich winke ab. »Es ist okay? Das soll okay sein? Nein, Luis. Du liegst falsch. Es nicht okay. « Ich schaue zu Paul Owen rüber, der genauso gelangweilt wirkt, sich mit beiden Händen die Ohren zuhält, doch er schafft es immer noch, mit Courtney über irgend etwas zu reden.
    »Wir werden nicht warten«, schreit Luis. »Versprochen.«
    »Versprich nichts, Witzbold!« Dann: »Betreut Paul Owen immer noch den Fisher-Account?«
    »Ich will nicht, daß du mir böse bist, Patrick«, schreit Luis verzweifelt. »Es geht alles klar. «
    »Mein Gott, vergiß es«, schreie ich. »Und jetzt hör mir zu: Betreut Paul Owen immer noch den Fisher-Account?«
    Carruthers schaut zu ihm rüber und dann zurück zu mir. »Ich glaube schon. Ich habe gehört, Ashley hat Chlamydien?«
    »Ich rede mit ihm«, schreie ich, stehe auf und setze mich auf den freien Platz neben Owen.
    Doch als ich mich setze, erblicke ich etwas Merkwürdiges auf der Bühne. Bono kommt über die Bühne, folgt mir zu meinem Platz, starrt in meine Augen, kniet an der Bühnenkante, er trägt schwarze Jeans (möglicherweise Gitano), Sandalen, eine Lederweste ohne Hemd darunter. Sein Körper ist weiß, schweißbedeckt und nicht genügend trainiert, keine Spur von Muskeln, und die wenigen Konturen sind bedeckt von armseligen Büscheln Brusthaar. Er trägt einen Cowboyhut, sein Haar ist zu einem Pferdeschwanz zurückgekämmt, er jammert irgendein Klagelied – ich schnappe die Zeile »A hero is an insect in this world« auf –, er hat ein schwaches, kaum merkliches, aber dennoch eindringliches Lächeln auf den Lippen, das breiter wird, sich aufs ganze Gesicht ausweitet, und während seine Augen blitzen, verfärbt sich der Rückraum der Bühne rot, und plötzlich übermannt mich eine gewaltige Woge von Gefühlen, ein Rausch der Erkenntnis, ich kann in Bonos Herz sehen, mein eigenes Herz schlägt schneller, und ich spüre, daß mir der Sänger etwas mitteilt. Schlagartig wird mir klar, daß wir etwas gemein haben, daß uns etwas verbindet, und man könnte fast glauben, daß von Bono ein unsichtbares Band ausgeht und mich umschlingt, daß die Zuschauer verschwinden, die Musik langsamer wird, verhaltener, und nur noch Bono auf der Bühne steht – die Halle verwaist, die Band verschwunden – und die Botschaft, seine Botschaft, vorhin noch vage, wird jetzt immer deutlicher, er nickt mir zu, ich nicke zurück, alles wird klarer, mein Körper lebt und brennt zugleich, hat Feuer gefangen, urplötzlich hüllt mich ein Blitz aus weißem, blendendem Licht ein, und ich höre sie, spüre sie sogar, kann selbst die verschwommenen, orangefarbenen Lettern der Botschaft über Bonos Kopf entziffern: »Ich … bin … der … Teufel … und ich bin … genau … wie … du …«
    Und dann ist alles wieder da, das Publikum, die Band, die Musik schwillt langsam wieder an, Bono, der fühlt, daß mich die Botschaft erreicht hat – ich weiß, daß er spürt wie ich reagiere –, wendet sich befriedigt ab, und

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