American Psycho
– sie könnten von den Anabolika kommen, aber das bezweifele ich; als ich mich wieder gefangen habe, gehe ich in einen Gristede-Laden, rase die Gänge hoch und runter, stehle eine Dose Schinken, stecke sie unter das Matsuda-Jackett und gehe ruhig aus dem Laden eine Straße weiter, wo ich mich in die Lobby des American Feit Building verziehe, öffne die Dose mit meinen Schlüsseln, ignoriere den Pförtner, der mich erst zu kennen scheint und mir dann, als ich mir eine Handvoll Schinken in den Mund stopfe, aus der Dose das lauwarme rosa Fleisch schaufle, das mir unter den Nägeln hängenbleibt, mit der Polizei droht. Ich bin draußen vor der Tür, erbreche den ganzen Schinken an ein Poster von Les Misérables an einer Bushaltestelle, und ich küsse die Zeichnung von Eponines lieblichem Gesicht, ihre Lippen, verschmiere braune Gallestreifen über ihr sanftes, ahnungsloses Gesicht und das daruntergekritzelte Wort LESBE. Ich lockere meine Hosenträger, ignoriere Bettler, die mich ignorieren, schweißgebadet, delirierend, finde ich mich downtown bei Tower Records wieder, reiße mich zusammen, murmele vor mich hin: »Ich muß die Videos zurückbringen, ich muß die Videos zurückbringen« und kaufe zwei Stück von meiner Lieblings-CD The Return Of Bruno von Bruce Willis, dann drehe ich fünf volle Runden in der Drehtür, stolpere auf die Straße, stoße mit Charles Murphy von Kidder Peabody zusammen, oder könnte es Bruce Barker von Morgan Stanley sein, wer auch immer, jedenfalls sagt er: »Hey, Kinsley«, und ich rülpse ihm ins Gesicht, mit verdrehten Augen, grünliche Galle tropft in Fäden von meinem entblößten Gebiß, und er schlägt unbeeindruckt vor: »Wir sehen uns im Fluties, okay? Severt auch?« Ich kreische, und als ich zurückweiche, falle ich in einen Obststand vor einem koreanischen Deli, Stapel von Äpfeln, Orangen und Zitronen brechen unter mir zusammen und rollen auf den Gehsteig über den Bordstein auf die Straße, wo sie von Taxis, Autos, Bussen und Lastern zermantscht werden, und ich stammele eine wirre Entschuldigung, halte einem schreienden Koreaner versehentlich meine Platin-AmEx hin, dann einen Zwanziger, den er sofort nimmt, aber trotzdem packt er mich am Kragen meines schmutzigen, zerknitterten Jacketts, in das ich mich wieder hineingezwängt habe, und als ich in sein rundes Schlitzaugengesicht sehe, intoniert er plötzlich den Refrain von Lou Christies »Lightning Strikes«. Ich wende mich ab, entsetzt, stolpere uptown, nach Hause, aber Menschen, Plätze, Geschäfte halten mich auf, ein Dealer auf der Thirteenth, der mir Crack anbietet, ich fuchtele blind mit einem Fünfziger, und er sagt dankbar »O Mann« und schüttelt mir die Hand, steckt mir dabei fünf Ampullen zu, die ich im Weitergehen ganz runterschlinge, der Dealer starrt mich an, versucht seine tiefe Verwirrung hinter einem amüsierten Blick zu verbergen, und ich packe ihn am Kragen und krächze mit stinkendem Atem: »Der 750er-iL-BMW hat den besten Motor«, und dann schleppe ich mich weiter zu einer Telefonzelle, wo ich auf die Vermittlung einbrabble, ihr schließlich meine Kreditkartennummer hinrotze, und dann spreche ich mit dem Empfang bei Xclusive, wo ich einen Massagetermin absage, den ich gar nicht hatte. Ich kann mich zusammenreißen, indem ich einfach auf meine Füße starre, besser gesagt auf die A. Testoni-Loafers, scheuche Tauben auf und betrete, ohne es zu merken, einen schäbigen Deli auf der Second Avenue, bin immer noch durcheinander, konfus, verschwitzt und nähere mich einer kleinen fetten Jüdin, alt und scheußlich gekleidet. »Hören Sie«, sage ich, »ich habe reserviert, Bateman. Wo ist der Maître d’? Ich kenne Jackie Mason«, und sie seufzt: »Ich gebe Ihnen einen Platz. Sie brauchen keine Reservierung«, während sie nach der Karte greift. Sie führt mich an einen schrecklichen Tisch hinten bei den Toiletten, und ich nehme ihr die Karte weg, laufe an einen Tisch ganz vorn und bin von der Billigkeit des Essens angewidert – »Ist das ein gottverdammter Witz?« –, und weil ich spüre, daß eine Kellnerin in der Nähe ist, bestelle ich, ohne aufzusehen: »Ein Cheeseburger. Ich möchte einen Cheeseburger, und zwar medium rare.« »Tut mir leid, Sir«, sagt die Kellnerin. »Kein Käse. Koscher«, und ich habe keine Ahnung, wovon zum Teufel sie da redet, und sage: »Gut. Einen Koscher burger, aber mit Käse, vielleicht Monterey Jack, und – o Gott«, stöhne ich, als ich spüre, daß die Krämpfe wieder
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