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Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition)

Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition)

Titel: Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geert Mak
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zunächst widerwillig ihre Pflicht tun, später aber, als Veteranen, ständig vom Krieg als dem »großen Ereignis« ihres Lebens erzählen. Doch der Begriff »militärisch-industrieller Komplex« wurde schon am 17. Januar 1961 zum ersten Mal in einer Ansprache verwendet, und es war kein Pazifist oder linker Demokrat, der ihn populär machte, sondern der damalige Präsident.
    Als Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Nordwesteuropa und dann als Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone hatte der Republikaner Dwight D. Eisenhower das gigantische Wachstum der amerikanischen Rüstungsindustrie hautnah miterlebt. Und er hatte festgestellt, dass der hilfreiche Geist sich nach Kriegsende nicht mehr in die Flasche zurückbefördern ließ, wie es nach früheren Kriegen gewesen war, als die Vereinigten Staaten noch keine spezialisierte Rüstungsindustrie besaßen. »Amerikanische Hersteller von Pflugscharen konnten, mit ausreichend Zeit und wenn erforderlich, auch Schwerter schmieden«, sagte er – eine Anspielung auf ein bekanntes Bibelwort. Vor allem die dauerhafte Verbindung einer riesigen Militärindustrie mit dem Militärapparat selbst bereitete ihm große Sorgen.
    Es war das Hauptthema seiner Abschiedsrede. Er gebe seine offizielle Verantwortung auf dem Gebiet der Rüstung und Friedenssicherung mit einem Gefühl der Enttäuschung ab. Ein stabiler Frieden sei nicht in Sicht. »Glücklicherweise kann ich sagen, dass der Krieg vermieden worden ist.« Zuvor hatte er von dem gewaltigen Umfang der Rüstungsindustrie und des Verteidigungsapparates gesprochen. »Eine solche Verbindung eines riesigen Militärapparats mit einer großen Militärindustrie hat Amerika noch nicht erlebt.« Auch wenn man die »dringende Notwendigkeit« dieser Entwicklung anerkenne, dürfe man die Gefahren nicht übersehen. »Die Möglichkeit einer verhängnisvollen Anhäufung von illegitimer Macht besteht und wird bestehen bleiben.«
    Seine Sorgen waren teilweise auch ökonomisch begründet, wie aus Tagebucheinträgen und anderen Notizen hervorgeht. Der Rüstungswettlauf, der die öffentlichen Ausgaben und die Inflation in gefährliche Höhen treiben konnte, war eben auf die Dauer auch volkswirtschaftlich riskant. »Ein Land, das seine eigene Wirtschaft ruiniert, kann sich auch nicht mehr verteidigen.« 1958 musste er zähneknirschend hinnehmen, dass der Verteidigungsetat, auch wegen der missile-gap -Hysterie, auf mehr als die Hälfte der Bundesausgaben erhöht wurde.
    Doch es ging ihm nicht nur um Zahlen. Er fürchtete auch den »politischen, ja sogar geistigen« Einfluss des militärisch-industriellen Komplexes, spürbar »in jeder Stadt, in jedem Parlament, in jedem Ministerium der Bundesregierung«.
    Seine Warnung verhallte wirkungslos. Obwohl der Anteil des offiziellen Verteidigungsetats am Gesamthaushalt seit 1961 gesunken ist – 2010 lag er bei 28 Prozent des Bundesanteils an den Steuereinnahmen –, stiegen die Verteidigungsausgaben ständig weiter, allein von 2000 bis 2010 um 67 Prozent. Außerdem überlassen die Streitkräfte immer mehr Aufgaben privaten Sicherheits- und Militärunternehmen, sogenannten Private Military Contractors, und solche Ausgaben tauchen häufig im offiziellen Etat nicht auf.
    Einige der militärischen Aufwendungen werden zudem in anderen Etats versteckt. Beispielsweise führt die CIA jährlich Tausende von Special Access Programs ( SAP ) durch, Undercoveroperationen von Spionage über Sabotage bis zu Kampfeinsätzen paramilitärischer Einheiten. Das Pentagon muss zwar dem Kongress jedes Jahr eine Aufstellung solcher Operationen zukommen lassen, aber es gibt eine ganze Reihe von Ausnahmen. Dennoch war der Jahresbericht 2010 mehr als dreihundert Seiten stark.
    Insgesamt fließt schätzungsweise ungefähr die Hälfte des Bundesanteils an den Steuereinnahmen dem militärisch-industriellen Komplex zu, das sind mehr als 2000 Dollar pro Einwohner. (Zum Vergleich: Frankreich und Großbritannien geben pro Kopf weniger als 900 Dollar aus, die Niederlande etwa 750, Deutschland und Italien weniger als 600.) Für die Kosten, die der Einsatz eines einzigen amerikanischen Soldaten in Afghanistan jedes Jahr verursacht, hätten zwanzig Schulen gebaut werden können. Allein das Irak-Abenteuer verschlang 12,5 Milliarden Dollar pro Monat – die Milliardenbeträge der Invalidenrenten, die in den kommenden fünfzig Jahren an Veteranen gezahlt werden müssen, sind hier noch nicht eingerechnet.
    Und der Preis des

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