Amors Glücksfall (German Edition)
Begleitung an unseren Tisch. Sowohl sie als auch der Mann sind durchgeschwitzt und kommen aus dem größeren Raum, wo die meisten tanzen. Erst jetzt sehe ich, dass zwei weitere volle Gläser mit etwas ähnlich Rosafarbenem wie unsere Getränke auf dem Tisch stehen. „Dürfen wir?“ Stella kommt näher zu mir, die beiden greifen nach ihren Gläsern und prosten erst sich und dann uns zu. „Ganz schön mutig, einfach wegzugehen und das Zeug unbeaufsichtigt stehen zu lassen“, denke ich. Wer weiß, wer gerade K.O.-Tropfen dabeihat?
„Ich bin Kathrin!“, stellt sich die Frau vor. Die beiden sind etwas junger als wir, er noch junger als sie, wenn ich das richtig einschätze. Ich reiche ihr meine Hand.
„Lorenzo“ Ich sehe zu Stella. Sie stellt sich selbst vor.
„Und der da ist Richard“, beendet Kathrin die Vorstellungsrunde. Ihr Blick must ert Stella und bleibt eine Weile auf der Rose, die mittlerweile neben ihr auf dem Tisch liegt, ruhen. „Auch Freunde?“, fragt sie in meine Richtung. Ich nicke, fange Stellas Blick auf und beuge mich zu ihr herunter. Fast automatisch gleitet mein Arm um sie. Ich ziehe sie näher zu mir und küsse sie auf die Stirn. „Die besten sogar!“
„Du alter Knutscher!“, lacht sie und befreit sich auf der Umarmung. Warum es ihr unangenehm ist, verstehe ich erst, als ich ein paar Minuten später den Blick von Richard bemerke, der sie wie zufällig streift. Mehrfach hintereinander.
„Und ihr?“, frage ich Kathrin. Aus irg endeinem Grund ist mir, als hätte die Freundschaft zwischen den beiden einen anderen Charakter als die zwischen Stella und mir oder genaugenommen zwischen Stella und Lorenzo. Kathrins Blick zur Blume von Stella ist es, der mich stutzig macht. Und auch nicht minder der, mit dem sie Richard und Stella, die sich auf einen Schlag zum Tanzen verziehen, nachschaut.
„Der ist jetzt nicht schwul oder so“, beginnt sie. Offensichtlich hat sie das mit Stella und mir richtig eingeordnet und da sie nicht mein Typ ist, mache ich mir keine Gedanken darüber, ob mir damit eine Chance entgeht.
„Wir sind Arbeitskollegen“, sie nimmt einen Schluck von ihrem Prosecco Aperol und sieht zu mir auf. „Wir auch“, will ich antworten, lasse ihr allerdings das Wort. Stattdessen sehe ich über ihren Kopf hinweg im Raum umher. „Und wir kennen uns außerdem schon ewig!“, plappert Kathrin weiter.
„Tausendmal berührt“, beginne ich zu singen. Sie grinst, nimmt sich allerdings gleich wieder zusammen.
„Quatsch, wir doch nic ht!“
Kurz überlege ich sogar , die Rose auf dem Tisch einem anderen Zweck zuzuführen. Irgendwie glaube ich, dass es eine gute Investition wäre und bin beinahe soweit, die Karte aus meiner Hosentasche herauszufischen, als mich ausgerechnet Stella unterbricht.
„Sie sind da!“, ruft sie und zieht mich an der Hand Richtung Tanzfläche.
„Wer ist da?“ Dass Kathrin Stella nicht mag, sehe ich spätestens jetzt.
„Entschuldige bitte“ , ich greife über den Tisch und nehme die Rose an mich. Stella sammelt unsere Gläser ein, nimmt mir die Blume ab und prostet mir zu. „Dass es gut geht“, sagt sie und lächelt mit verschwörerisch zu. Sie genießt, dass Kathrin nicht weiß, worüber wir reden, auch das sehe ich. Nachdem beide Gläser leer sind, stellen wir sie zurück und wechseln den Raum.
„Wo ist denn Richard?“, frage ich. Stella versteht mich wegen der Musik nicht. Im nächsten Moment sehe ich ihn auf der Tanzfläche. „Steht er auf dich?“, schreie ich weiter. Jetzt tut sie nur so, als sei es zu laut. An ihrem schiefen Grinsen erkenne ich allerdings die Antwort. Sie hofft, dass es so ist.
„Dahinten sind sie !“, sie zeigt mit der Hand Richtung Stehtische auf der rechten Seite des Clubs. Ich erkenne die beiden sofort. Sie tanzen nicht, sondern trinken ein Bier zusammen und wirken so, als unterhielten sie sich. Was im MUC geradezu unmöglich ist. Man muss sich in diesem Laden anschreien, um überhaupt etwas zu verstehen.
Ich pirsche mich durch die schwitzende Menschenmenge näher an sie heran, bleibe vielleicht zwei Meter weit von ihnen stehen und versuche zu deuten, was da passiert.
„Hier!“ Stella gesellt sich zu mir, stellt sich auf die Stufe, die die Tanzfläche innerhalb des Clubs abgrenzt und hält mir das nächste Glas Prosecco entgegen. Jetzt reicht sie mir fast bis zur Schulter. Das ist genau der Unterschied, den es zwischen uns beiden auch normalerweise gibt. Ich nehme das Glas.
„Bei der nächsten Runde
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