Angels of the Dark: Verruchte Nächte
ihrem Mund.
Dann hättest du etwas anderes anziehen sollen, dachte er und sog ihren Anblick berauscht in sich auf. Das Tanktop und die weich fließende Hose waren verschwunden. Stattdessen trug sie ein schwarzes Bustier aus Leder, das mehr zeigte, als es verhüllte, und eine abgewetzte schwarze Lederhose, die sich wie eine zweite Haut an ihren athletischen Körper schmiegte. Sein Puls ging schneller.
Plötzlich verunsichert trat sie von einem Fuß – in Kampfstiefeln – auf den anderen. „Ich hab die Wolke um kampftüchtige Kleidung gebeten und das hier bekommen. Da sind überall Schlitze drin; ich schätze, damit man besser an die Waffen kommt. Aber dieses Oberteil stellt mich vor ein Rätsel. Außer natürlich, die Wolke glaubt, mein Ausschnitt könnte meine Gegner so ablenken, dass sie Fehler machen.“ Stirnrunzelnd stemmte sie die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. „Mein Outfit spielt keine Rolle. Bring mich zurück nach Colorado.“
„Ja, das tut es nicht, und nein, das werde ich nicht. Ich dachte, wir wären zu einer Einigung gekommen.“
„Ja, aber …“ Sie senkte den Blick auf ihre Füße, nur um gleich wieder zu ihm aufzusehen und die Augen zu verengen.
„Was?“
„Du bist so was von frustrierend“, grollte sie. „Warum kannst du nicht einfach tun, was ich dir sage, statt mich erst mit tausend Fragen zu bombardieren?“
„Ich könnte dich dasselbe fragen.“
„Ich stelle keine – argh.“ Sie hob eine Faust. „Meinetwegen, dann stelle ich eben viele Fragen. Und wenn schon. Das würde jeder an meiner Stelle. Davon abgesehen: Ich bin ein Mädchen, Fragen stellen ist mein Job. Du bist ein Kerl. Deine Aufgabe ist es, dir mit den Fäusten auf die Brust zu trommeln, zu grunzen und dann alles zu tun, um mir zu gefallen.“
„Wohl kaum. Der Mann, den du gerade beschrieben hast, würde dir sehr viel wahrscheinlicher einen Knüppel über den Schädel ziehen und dich an den Haaren davonzerren.“
Amüsiert funkelten ihre faszinierend blauen Augen.
Dieser Temperamentsausbruch und das folgende Amüsement begeisterten ihn. Natürlich nur ein bisschen. Er hatte keinen Schimmer, was sie als Nächstes tun oder sagen würde. „Wie fühlst du dich?“, fragte er und betrachtete sie von Neuem. Unter ihren Augen lagen noch immer Schatten, ihre Lippen waren wundgekaut und sie zitterte leicht am ganzen Leib. „Es geht dir wieder schlechter?“
„Das sind bloß immer noch Entzugserscheinungen, mehr nicht.“
In diesem Moment erinnerte Zacharel sich an die lange Liste der Medikamente, die ihr verabreicht worden waren. Entzugserscheinungen in dieser Größenordnung mussten erheblich sein. Er könnte ihr das restliche Wasser aus dem Fluss des Lebens geben, aber – er biss die Zähne zusammen. Während ihrer Bettlägerigkeit war dieser Gedanke noch zu rechtfertigen gewesen. Er hatte nicht gewusst, ob sie leben oder sterben würde, und genau dafür war das Wasser gedacht. Für Situationen, in denen es um Leben und Tod ging. Nicht, um ein paar kleine Wehwehchen zu lindern.
„Ich werd schon wieder“, fügte sie hinzu, vermutlich, um dieplötzliche Stille zu füllen. „Also. Bringst du mich jetzt bitte zurück? Ohne weitere Fragen?“
„Ich mag zwar frustrierend sein“, tatsächlich war er sich sicher, dass das Wort „Zacharel“ in mehreren Sprachen „Bastard“ bedeutete, „aber bei mir bist du sicherer als bei jedem anderen.“
„Sicher bei dem Typen, der gedroht hat, mich umzubringen?“
Ah. Jetzt verstand er. Nach einer anständigen Runde Schlaf und mit etwas klarerem Kopf war ihr wieder eingefallen, was er zu ihr gesagt hatte – Ich könnte dich beim Wort nehmen und töten . Und jetzt wollte sie weg von ihm. „Ich habe dich nicht bedroht.“ Es stimmte. Er hatte nur eine Tatsache ausgesprochen. Er könnte sie jederzeit töten.
„Aber du hast gesagt …“
„Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber jetzt sage ich dir noch einmal, dass du bei mir sicherer bist als bei jedem anderen.“ Selbst wenn er sie verletzte, selbst wenn er beschloss, sie zu töten, war sie immer noch bei ihm am sichersten. Jeder andere würde sich dabei weit schlechter anstellen.
Ausnahmsweise schien sie ihn mal beim Wort zu nehmen, atmete tief ein und nickte. „Okay, ich bleibe. Fürs Erste.“
Er verspürte einen seltsamen Drang, sich zu bedanken, konnte die Worte aber gerade noch herunterschlucken. „Du bist einfach zu gut zu mir.“
Sie verschränkte die Arme. „War das etwa Sarkasmus? Ich
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