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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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weniger
glücklichen war mein Bruder. Jedenfalls ist es jetzt zu spät.« »Aber das amerikanische Volk muß das erfahren. Ich werde ein
Komitee gründen, ich werde Broschüren drucken, ich werde Reden
halten. Der Kongreß wird uns bestimmt anhören, wenn wir die
Wahrheit sagen.«
»Baron Rosnovski, ich fürchte, diese Aufgabe ist selbst für Sie zu
schwer.«
Abel stand auf.
»Nein, nein, ich unterschätze Sie nicht, mein Freund. Aber Sie
kennen nicht die Mentalität der großen politischen Führer. Amerika
willigte ein, diese armen Teufel auszuliefern, weil Stalin darauf
bestand. Ich bin überzeugt, daß man nicht an Verurteilungen,
Straflager und Exekutionen dachte. Aber jetzt, zu Beginn der
fünfziger Jahre, wird doch niemand zugeben wollen, daß wir nicht
indirekt verantwortlich waren? Nein, ganz sicher nicht. Nicht in den
nächsten hundert Jahren. Und dann werden alle, von ein paar
Historikern abgesehen, vergessen haben, daß Polen im Krieg mehr
Menschenleben opfern mußte als jede andere Nation, einschließlich
Deutschland.«
»Ich hatte gehofft, daß Sie sich entschließen würden, eine aktivere
Rolle in der Politik zu spielen.«
»Daran dachte ich bereits, aber ich weiß noch nicht, in welcher
Form.«
»In diesem Punkt habe ich meine eigenen Vorstellungen, Baron,
bleiben Sie mit mir in Verbindung.«
Der alte Mann stand langsam auf und umarmte Abel. »Tun Sie in
der Zwischenzeit, was Sie für unsere Sache tun können, aber seien Sie
nicht überrascht, wenn Sie nur auf taube Ohren stoßen.«
Kaum war Abel zurück im Hotel, als er sich mit Senator Douglas’
Büro verbinden ließ. Paul Douglas war liberaldemokratischer Senator
von Illinois, mit Hilfe der Parteimaschine von Chikago gewählt.
Bisher hatte er sich Abels Wünschen gegenüber immer aufgeschlossen
gezeigt, da die größte polnische Gemeinde des Landes zu seinem
Wahlkreis gehörte. Sein Sekretär, Adam Tomaszewicz, kümmerte sich
um die polnischen Wähler.
»Hallo, Adam. Hier Abel Rosnovski. Ich muß mit dem Senator
etwas sehr Beunruhigendes besprechen. Könnten Sie ein
Zusammentreffen arrangieren - so bald wie möglich?«
»Heute ist er leider verreist, Mr. Rosnovski. Er wird sich sicher gern
mit Ihnen unterhalten, wenn er Donnerstag zurückkommt. Ich werde
ihn bitten, sich direkt mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Darf ich ihn
informieren, um was es sich handelt?«
»Ja, es wird Sie als Polen interessieren. Ich erfuhr aus verläßlicher
Quelle, daß die amerikanischen Behörden in Deutschland mithalfen,
polnische Flüchtlinge und Verschleppte in von der Sowjetunion
besetzte Gebiete zurückzuschicken. Viele dieser polnischen
Staatsbürger kamen in russische Arbeitslager, und seitdem hat man nie
mehr von ihnen gehört.«
Am anderen Ende des Drahtes entstand eine Pause.
»Ich werde den Senator bei seiner Rückkehr darüber informieren,
Mr. Rosnovski. Danke für Ihren Anruf.«
Am Donnerstag meldete sich der Senator nicht. Auch nicht am
Freitag oder am Wochenende. Montag morgens ließ sich Abel wieder
mit Douglas’ Büro verbinden. Wieder war Adam Tomaszewicz am
Apparat.
»Ach ja, Mr. Rosnovski.«
Abel konnte beinahe hören, wie er rot wurde. »Der Senator hat eine Nachricht für Sie hinterlassen. Wissen Sie, er war mit all den dringenden Eingaben beschäftigt, die noch vor den Kongreßferien behandelt werden müssen. Er bat mich, Ihnen mitzuteilen, daß er sich
melden wird, sobald er ein wenig Zeit hat.«
»Haben Sie ihn über den Grund des Anrufs informiert?« »Natürlich. Ich soll Ihnen versichern, er sei überzeugt, daß das
Gerücht, das Sie hörten, nur antiamerikanische Propaganda ist. Er
fügte hinzu, er habe persönlich von Oberbefehlshabern gehört, daß die
amerikanischen Truppen Weisung hatten, keine Deportierten zu
überstellen.«
Es klang, als lese Tomaszewicz eine sorgfältig vorbereitete
Erklärung vor, und Abel fühlte, daß er auf die ersten jener tauben
Ohren gestoßen war, von denen Professor Szymanowski gesprochen
hatte. Bisher war Senator Douglas ihm nie ausgewichen.
Abel legte den Hörer auf und rief einen anderen Senator an, der viel
von sich reden machte und sich nicht scheute, über andere zu urteilen. Senator Joseph McCarthys Büro fragte nach dem Namen des
Anrufers. »Ich werde versuchen, den Senator zu finden«, sagte eine
junge Stimme, als sie hörte, wer anrief und warum Abel mit dem Boß
sprechen wollte. McCarthy näherte sich dem Gipfel seiner Macht, und
Abel wußte, daß er sich glücklich schätzen mußte, wenn er

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