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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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Telefon geweckt. Er hob ab, in der Annahme, Florentyna wolle ihm noch etwas mitteilen, es war jedoch New York Air; heute gebe es keine Flüge aus Albany, weil das technische Personal streikte.
    »Verflucht«, brummte Richard, was sonst nicht seine Art war, und lief zur Dusche, wo er sein Vokabular mit ein paar neuen Wörtern bereicherte. Er versuchte sich anzuziehen, während er mit der Rezeption sprach. Der Hörer fiel hinunter, und er probierte es nochmals.
    »Ich brauche umgehend einen Mietwagen«, sagte er.
    Dann rief er Harvard an, aber man wußte nicht, wo sich Senatorin Kane im Augenblick befand. Er hinterließ eine Nachricht, lief in die Hotelhalle und nahm, auf ein Frühstück verzichtend, die Schlüssel eines Ford entgegen.
    Der Stoßzeitverkehr hielt ihn auf, und es kostete ihn eine halbe Stunde, die Ausfallstraße nach Osten zu finden.
    Richard sah auf die Uhr. Wenn er ständig neunzig Kilometer fuhr, würde er um zwei Uhr, wenn Florentynas Ansprache begann, in Cambridge sein. Er wußte, wieviel sie für Florentyna bedeutete, und wollte sich um keinen Preis verspäten.
    Die letzten Tage waren ein Alptraum gewesen: ein Diebstahl in Cleveland, ein Küchenstreik in San Francisco, die Beschlagnahmung des Hotels in Cape Town, Steuerprobleme mit dem Vermögen seiner Mutter – und all das, während der Goldpreis wegen des Bürgerkrieges in Südafrika ins Bodenlose fiel. Er hatte Florentyna nichts von seinen Schwierigkeiten erzählt und versuchte, sie jetzt aus seinen Gedanken zu verdrängen. Florentyna erkannte immer, wann er übermüdet war oder besonders viele Sorgen hatte, und er wollte sie nicht mit Problemen belasten, mit denen er – das wußte er- selbst fertig werden konnte. Richard kurbelte das Fenster hinunter, um frische Luft ins Auto zu lassen.
    Am Wochenende wollte er nur schlafen und Cello spielen; es würde für sie beide die erste Erholung seit mehr als einem Monat sein: keine Kinder, weil William mit seiner Familie in Boston, und Annabel in Mexiko war; vielleicht würden sie auch noch ein wenig Golf spielen. Er wollte, er fühlte sich nicht so erschöpft. »Verdammt«, sagte er laut. Er hatte die Rosen vergessen, die er Florentyna wie gewöhnlich vom Flughafen hatte schicken wollen.
    Vor dem Lunch erhielt Florentyna zwei Nachrichten: Der Mann von Sotheby hatte angerufen, um mitzuteilen, daß er ersteigert hatte, was sie wollte, und der Portier überbrachte ihr Richards Nachricht. Sie war glücklich über die erste und enttäuscht über die zweite Botschaft, obwohl sie bei dem Gedanken lächelte, daß Richard sich Sorgen machen würde wegen der Rosen. Dank Sotheby hatte sie jetzt etwas für ihn, das er sich sein ganzes Leben gewünscht hatte.
    Den Vormittag verbrachte Florentyna im Tercentenary Theatre, wo die Promotionen stattfanden. Der Anblick der Kameras dreier Fernsehstationen, die für die nachmittägi-ge Feier auf dem Rasen postiert wurden, machte sie noch nervöser. Hoffentlich hatte niemand gemerkt, daß sie ihren Lunch kaum angerührt hatte.
    Um Viertel vor zwei begaben sich die Vorstandsdirekto-ren in den Hof, wo sich die Studenten bereits versammelt hatten. Sie dachte an ihren eigenen Jahrgang zurück…
    Bella… Wendy… Scott… Edward… Und jetzt war sie, wie Edward prophezeit hatte, als Senatorin Kane zurückgekehrt. Sie nahm ihren Platz auf dem Podium neben der Rektorin von Radcliffe ein und sah die Karte auf dem benachbarten Stuhl. »Mr. Richard Kane.«
    Bestimmt hätte ihn das geärgert; sie kritzelte darunter
    »Was hat dich so lang aufgehalten?«
    Die Karte wollte sie auf das Kaminsims stellen. Sie wußte, daß Richard, wenn er nach Beginn der Zeremonie kam, nur einen Platz auf dem Rasen finden würde. Auf die Bekanntgabe der Wahlen in das Kollegium, die Verleihung von Ehrendoktoraten und einen Bericht über die Geschenke, die die Universität erhalten hatte, folgte eine Ansprache von Rektor Bok. Florentyna hörte zu, wie er sie vorstellte, und blickte prüfend auf die Sitzreihen vor ihr; soweit sie sehen konnte, war Richard noch nicht da.
    »Sehr geehrte Gäste, meine Damen und Herren. Es ist mir eine große Ehre, Ihnen heute die hervorragendste Studentin von Radcliffe vorstellen zu dürfen – eine Frau, die vom amerikanischen Volk geliebt wird. Ja, ich weiß, daß viele von uns der Meinung sind, Radcliffe werde eines Tages zwei Rektoren haben.«
    Siebzehntausend Gäste brachen spontan in Beifall aus.
    »Meine Damen und Herren, Senatorin Florentyna Kane.«
    Florentyna

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