Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
Aua, verdammt, tut das weh, aber jammern werde ich nicht, solange dieses boshafte Monster zugegen ist. Dann schimpfte er laut: „Das dort ist keine Frau. Frauen sind anders. Und die Ähnlichkeit mit einer Frau erkennt man auch so kaum, ungepflegt und dreckig wie sie ist, in ihren Lumpen. Dazu die verfilzten Haare.“
Arschloch! „Ihr könnt mir ja ein Bad richten, edler Sir Ravenor.“
Jetzt denkt sie wieder, ich wäre ihr Diener. „Das, meine Liebe, kannst du vergessen. Aber hier hast du einen Kamm, damit ich den unästhetischen Anblick eines Kopfes mit Vogelnest nicht mehr ertragen muss.“ Er stöberte in seiner Tasche und zog einen hölzernen Kamm hervor. Den warf er dann Essyia abschätzig vor die Füße. Ich sehe mir lieber ein gepflegtes Monster an als so ein Zottelbiest.
Nun wäre Essyia Ravenor am liebsten an die Kehle gegangen, aber so unmagisch, wie sie gerade war, wäre dies ein selbstmörderisches Unterfangen gewesen. Sein Sieg ist umso größer, wenn ich den Kamm jetzt in den Staub trete. „Ein gerne genommenes Geschenk.“ Und sie hob den Kamm lächelnd auf und begann sich zu frisieren. Ihre Haare waren wirklich übel verfilzt und es dauerte, bis der Kamm ohne zu haken hindurchglitt.
Eryn und Ravenor redeten über die Lagersicherung und ob sie vielleicht über Nacht zum Stützpunkt zurückkehren sollten, entschieden sich dann aber dagegen. Während sie sprachen, beobachtete Ravenor verstohlen Essyia, wie sie ihre Haare kämmte. Sie ist hübsch anzusehen, aber sobald sie den Mund aufmacht ist es vorbei. Es ist besser, ich behalte sie gut im Auge, bevor sie eine neue Teufelei ausheckt.
Das war der Grund, mit dem er die Beobachtung vor sich selbst rechtfertigte. Heimlich jedoch genoss er es, sie eingehend zu betrachten. Ein Mann auf der Jagd nach Beute, hungrig und begierig.
Ihr Haar war lang und schwarz. Fast schien es, als habe es einen bläulichen Schimmer. Da sie beim Kämmen zu Boden sah, waren ihre Augen von den langen Wimpern überschattet. Die Haut war makellos und der kleine Mund mit den vollen Lippen leuchtete in einem kräftigen Rot. Gerade stellte sich Ravenor vor, wie die Hexe wohl nackt aussehen würde. Ihre Kleidung sind ohnehin nicht mehr als Lumpen. Da ist Nacktsein sicherlich eine deutliche Verbesserung.
Plötzlich hob sie den Kopf und sah zu ihnen hinüber. „Hier.“
Und dann warf sie ihm den Kamm zurück, den er geschickt aus der Luft fing. Wenn er das nicht getan hätte, so hätte ihn das gute Stück wahrscheinlich am Kopf getroffen. Hat sicherlich damit zu tun, dass Frauen nicht werfen können... Oder war es doch volle Absicht? Der Kamm steckte voller Haare und Ravenor merkte, wie ihm der Ärger schon wieder den Hals zuschnürte. Die Hexe provoziert nur. Undankbar und boshaft. „Da stecken so viele Haare im Kamm, dass du bald keine mehr auf dem Kopf haben müsstest. Leidest du etwa unter der Räude, Essyia? Du solltest mir nicht zu nahe kommen, nicht dass ich mich noch damit anstecke.“
Seine Worte trafen. Das verrieten ihre Augen und ein breites Grinsen legte sich auf Ravenors Gesicht. Ha, Sieg über die Hexe. Der Unmagische triumphiert.
In der Tat zog es Essyia vor zu schweigen, dann stand sie auf und entfernte sich vom Feuer.
„Wo willst du denn hin, kleine Fee?“, rief Ravenor ihr umgehend nach.
Sie blieb stehen und drehte sich um. „Ich laufe jetzt in die Absicherungszauber deines Freundes, Unmagischer“, behauptete sie unverfroren.
„Das würde uns zwar alle erfreuen, aber ich denke nicht, dass das deine wirkliche Absicht ist.“
Die Poxe möge diesen Arsch treffen... „Ich muss mal hinter einen Baum. Kurz. Und dann kehre ich auch schon zurück, um weiterhin die unglaublich gute Unterhaltung hier zu genießen.“
Mit einer großzügigen Geste erteilte er ihr seine Erlaubnis und tat dann so, als flüstere er Eryn zu, redete aber absichtlich laut genug, damit sie es hören konnte. „Wahrscheinlich geht jetzt der arme Baum ein, wenn sie seine Wurzeln mit ihren giftigen Exkrementen begießt.“
Eryn griff sich müde an den Kopf. Die beiden sind kaum auszuhalten. Einen Moment lang wünschte er sich Meister Raiden herbei, damit dieser für Ruhe und Ordnung sorgte.
Auch Meister Raiden griff sich gerade an den Kopf. Das endlose Palaver ist so ermüdend. Er saß am Tisch in Aleroth mit all den anderen Turmherren und musste sich schon seit Stunden von dem endlosen Geschwätz langweilen lassen. Drei Magier waren für die Wahl zum neuen
Weitere Kostenlose Bücher