Argeneau Vampir 16 - Der Vampir in meinem Bett
zusammenzuckte und widerspruchslos den Kopf sinken ließ, nicht weil sie in Christian verliebt war, sondern weil sie ihn scharf fand, ging Bethanys Temperament mit ihr durch: »Sag mal, was denkst du dir eigentlich dabei?«
»Offenbar gar nichts«, räumte sie frustriert ein. »Ich wollte mich an sich gar nicht darauf einlassen, und ich weiß auch beim besten Willen nicht, was ich da tue. Es ist nur …«
»Sag ihm, du kannst das nicht machen«, erklärte Beth kategorisch.
Aus einem unerfindlichen Grund versetzte dieser Gedanke Carolyn in Panik, und sie platzte heraus: »Das kann ich nicht, er zählt auf mich.«
»Wen interessiert das?«, fragte Beth aufgebracht und sah sie eindringlich an. »Du verliebst dich in einen Jungen, der Jungs mag … und du lässt zu, dass er dir die Zunge in den Mund schiebt, nur damit seine Familie nichts merkt?« Sie schnaubte wütend. »Wenn dieser Kuss seine Familie nicht davon überzeugt hat, dass er nicht schwul ist, wird er dich wohl vor ihren Augen durchvögeln müssen, damit sie ihm glauben. Schieß ihn ab. Sag ihm, er soll seine Zunge irgendeiner Frau in den Hals schieben, die in seinem Alter ist.«
Mit Tränen in den Augen sah Carolyn sie an.
»Tut mir leid, Süße. So brutal sollte das nicht klingen, aber mir ist nicht gut und ich bin um dich besorgt. Wenn du nämlich so weitermachst, wirst du entweder als alte Frau mit hundert Katzen enden, oder auf deinem Handy ist auf der ersten Kurzwahltaste der Gigolo-Service gespeichert.«
Carolyn reagierte mit einer Mischung aus Lachen und Schluchzen, dann wischte sie sich die Tränen weg. »So weit wird es nicht kommen. Okay, das mit den Katzen vielleicht, aber nicht das mit den Gigolos.«
Beth stand von dem Hocker auf, auf den sie sich eben gesetzt hatte. »Ich gehe jetzt noch mal das Essen wegbringen, dann lege ich mich wieder ins Bett. Morgen früh können wir weiterreden.«
»Macht dein Magen dir immer noch solche Probleme?«
»Ich glaube, das ist ein Virus und keine Lebensmittelvergiftung«, sagte Bethany betrübt. »Passt ja zu mir, dass ich mir so was am ersten Urlaubstag einfange. Geh jetzt schlafen, Caro. Mir geht’s gut.«
»Okay«, murmelte sie, dann stand sie auf und ging in die Diele, wo sie ihre Augen umherschweifen ließ.
»Suchst du irgendwas?«, wollte Beth wissen, die ihr aus der Küche gefolgt war.
»Ja, meine Handtasche. Ich muss an meinem Handy den Wecker stellen, damit ich mein Frühstück mit Genie nicht verschlafe.«
»Du bist ohne Handtasche ins Haus gekommen.«
»Das kann nicht sein, ich hatte sie mitgenommen«, entgegnete Carolyn, obwohl ihr in diesem Moment bewusst wurde, dass sie nichts in den Händen gehalten hatte, als sie von Christian geküsst worden war. Sie hatte sie auch im Van nicht bei sich gehabt, sonst hätte sie sich niemals an Christian festhalten können, als der sie auf seinen Schoß zog. »Ich kann sie nur in der Bar vergessen haben.«
Beth zog eine Braue hoch. »Soll ich dort anrufen und nachfragen, ob sie jemand gefunden hat?«
»Nein, ist nicht nötig.« Carolyn winkte erschöpft ab und ging zur Tür. »Ich spaziere runter und hole sie. Ich kann etwas Bewegung gebrauchen, und wenn ich zurückkomme, bin ich so müde, dass ich tot ins Bett fallen werde.«
»Na, dann vergiss aber nicht auch noch deine Codekarte. Ich lege mich jetzt ins Bett, und wenn du ohne Karte zurückkommst und klopfst, werde ich dich womöglich nicht hören.«
»Schon eingesteckt«, verkündete sie und klopfte auf ihre Brusttasche, um sich zu vergewissern, dass sie sie auch tatsächlich bei sich trug.
»Dann gute Nacht«, sagte Beth und machte sich auf den Weg zu ihrem Schlafzimmer.
»Nacht.« Carolyn ging aus dem Haus. Vor der Tür blieb sie jedoch kurz stehen und wischte sich noch einmal über die Augen. Dann ließ sie ihre Hand langsam sinken und ging los.
»Tja, was meinst du, Mom?«, flüsterte sie und sah hinauf zum sternenübersäten Himmel. »Kann mein Leben noch schlimmer werden, als es jetzt schon ist?«
Vermutlich ja, aber nicht mehr viel, überlegte sie, als sie keine Antwort bekam. Sie hatte bislang so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Sie steckte mitten in ihrer Scheidung, sie war an einem Mann interessiert, der nicht nur zu jung für sie war, sondern der zudem von Frauen nichts wissen wollte. Kopfschüttelnd verließ sie den Weg, der zum Haus führte, und betrat die Straße.
Die Nachtluft war zwar deutlich kühler als das, was sie den Tag über an
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