Argeneau Vampir 16 - Der Vampir in meinem Bett
Temperaturen erlebt hatte, doch nach dem kurzen Aufenthalt in der klimatisierten Villa kam es ihr immer noch viel zu warm vor. Außerdem war es dunkel. Da das einzige Licht von den Sternen und den Villen entlang der schmalen Straße kam, war diese zum größten Teil in Finsternis getaucht. Carolyn wünschte, sie hätte noch ihre Schuhe gegen Sandalen mit flachem Absatz getauscht, bevor sie aufgebrochen war. Nicht nur, dass sie kaum etwas sehen konnte und möglicherweise stolpern und sich dabei das Genick brechen würde, war der eine Schuh auch nur provisorisch geflickt. Bei ihrem Glück würde er auf halber Strecke den Dienst quittieren, und spätestens dann würde sie hinfallen und sich das Genick brechen. Angesichts der Situation, in die sie sich hineinmanövriert hatte, war das vielleicht gar nicht mal eine so schlechte Aussicht. Plötzlich hörte sie aus dem Gebüsch rechts hinter ihr ein Rascheln, und sie drehte sich um.
Da sie jedoch nichts entdecken konnte, ging sie weiter und machte sich keine Gedanken über das Geräusch. Dieses Resort war gegen Eindringlinge gesichert, hier hielten sich nur die Mitarbeiter und die verliebten Paare in ihren Flitterwochen auf. Ihr konnte also nichts passieren. Dennoch sah sie sich wieder um, als das Geräusch erneut ertönte, diesmal allerdings von links. Soweit sie das erkennen konnte, hielt sich weder auf der Straße noch im Gebüsch jemand auf, aber genau genommen war es viel zu dunkel, um überhaupt etwas zu erkennen.
Mit einem Mal erwachte ihre Fantasie zum Leben. Gab es auf St. Lucia irgendwelche wilden Tiere? Wenn ja, wie groß waren sie? Und handelte es sich bei ihnen um Fleischfresser? Plötzlich erschien ihr der Tod gar nicht mehr so verlockend.
Sie biss sich auf die Lippe und überlegte, ob sie vielleicht besser in die Villa zurückkehren und einen Van bestellen sollte. Das aber hieß, dass sie in die Richtung gehen musste, aus der die Geräusche gekommen waren. Langsam atmete sie ein und aus, dann lauschte sie angestrengt, ob das Rascheln wieder zu hören war.
»Cara?«
Sie wirbelte herum und hielt inne, als sie den Schemen sah, der sich nur schwach von der Dunkelheit abhob. Auf jeden Fall war es eine große Gestalt, die sich ihr näherte. Unschlüssig betrachtete sie den Schatten. Erst als er nur noch gut einen Meter von ihr entfernt war, erkannte sie, dass sie Christian vor sich hatte.
»Oh«, machte sie erleichtert, nur um sich im nächsten Moment innerlich zu verkrampfen. Christian war nun wirklich der Letzte, den sie jetzt sehen wollte. Sie war noch immer völlig durch den Wind, und sie hatte sich an diesem Abend mehr als genug zum Narren gemacht, als sie von ihm geküsst worden war, und … Gott, er roch so gut. War das ein Eau de Cologne?
Als er vor ihr stand, musste sie sich erst einmal räuspern, ehe sie fragen konnte: »Was tust du denn hier?«
»Ich konnte nicht schlafen«, antwortete er und fasste sie am Arm, damit sie weiterging.
»Bestimmt der Jetlag«, meinte sie und wünschte, er würde sie loslassen. Er duftete einfach viel zu gut, und dieses Kribbeln, das seine Berührung bei ihr auslöste, gefiel ihr auch nicht. Oder besser gesagt: Es gefiel ihr viel zu gut.
»Ja, bestimmt«, pflichtete er ihr bei, als sie um die nächste Kehre bogen und weiter dem Straßenverlauf folgten. »Ich dachte, ein Spaziergang könnte mir helfen, mich zu entspannen, damit ich schlafen kann. Und wieso bist du unterwegs?«
»Ich habe meine Handtasche in der Bar liegen lassen«, sagte sie. »Ich gehe nach unten, um sie zu holen.«
»Du hättest einen Wagen rufen sollen.« Er klang so, als sei er um sie besorgt.
»Ja, ich weiß, aber ich habe mir gesagt, dass ich hier auf dem Gelände sicher bin.«
»Es gibt nicht viele Orte, an denen eine Frau sicher ist, wenn sie allein unterwegs ist, erst recht nicht um diese Uhrzeit«, machte er ihr klar.
Carolyn verzog den Mund. In der Stadt würde sie um diese Uhrzeit niemals einen Spaziergang unternehmen, aber an einem paradiesischen Ort wie diesem hier fiel es ihr leicht, von ihrer üblichen Vorsicht abzuweichen.
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, während Carolyn krampfhaft nach einem Thema suchte, über das sie mit ihm reden konnte. Dummerweise kreisten ihre Gedanken immer nur um diesen Kuss und ihre Reaktion darauf – und um die Tatsache, dass sie eine Närrin war.
»Ich bin übrigens froh, dass ich dir begegnet bin«, erklärte Christian unvermittelt und gab mit dem nächsten Satz zu
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