Argeneau Vampir 16 - Der Vampir in meinem Bett
oder weniger die einzige Art der Ausbildung, die es zu der Zeit gegeben hatte, aber ihr Erstaunen darüber hatte wohl mehr mit der Tatsache zu tun, dass er in einer Rockband spielte. »Ja. Mein Vater ließ den besten Musiklehrer im ganzen Land kommen, damit er mich unterrichtete. Ich glaube, er hat immer gehofft, dass aus mir ein italienischer Johannes de Sarto wird. Sarto war ein Komponist französischer und flämischer Abstammung, der vor langer Zeit einmal sehr gefragt war«, erläuterte er, als er Carolyns ratlose Miene sah.
»Aha.« Sie nickte bedächtig und verzog ihren Mund zu einem ironischen Grinsen. »Ich nehme an, auf dem Gebiet lagen deine Interessen dann aber doch irgendwie nicht, oder?«
»Eine Weile schon, aber irgendwann wurde es mir langweilig, immer wieder die gleichen Stücke zu spielen. Also legte ich die Violine beiseite und arbeitete stattdessen im Familienbetrieb. Später begann ich dann wieder zu spielen, bis ich genug hatte und das Instrument abermals weglegte. So ging das ständig hin und her, und im Moment habe ich so eine Phase, in der mir das Spielen Spaß macht.«
»Hardrock-Violine«, meinte Carolyn kopfschüttelnd.
Christian lachte leise. »Gia hat mich dazu überredet. Komm, spiel mit uns, hat sie immer wieder gesagt, bis ich es dann schließlich gemacht habe.« Er zuckte mit den Schultern. »Mir gefällt es. Es ist interessanter als alles, was ich bis dahin kannte. Die Musik geht einem ins Blut. Ich bin jetzt seit zehn Jahren bei der Band, und es hat mich nicht eine Sekunde gelangweilt.«
»Zehn Jahre? Dann musst du ja ein Wunderkind gewesen sein.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich war fünf, als ich mit dem Musizieren anfing.«
»Aha.« Sie nickte verstehend. »Und als Gia dich in die Band holte, was ward ihr dann damals? Eine Highschool-Band, die in irgendeiner Garage geprobt hat?«
»Ganz und gar nicht. Die Schule hatten wir da längst hinter uns. Als wir mit der Band anfingen, waren wir alle alt genug, um genau zu wissen, worauf wir uns da einließen«, erklärte er lachend, wurde aber ernst, als ihm auffiel, wie sie ihn ansah. »Was ist?«
»Vor zehn Jahren bist du fünfzehn oder sechzehn gewesen«, sagte sie nachdenklich. »Und du hast erzählt, dass du, bevor du bei der Band eingestiegen bist, die Musik wiederholt drangegeben hast, um für die Firma zu arbeiten. Aber wie …«
»Ich bin nicht so jung, wie ich aussehe«, unterbrach er sie.
»Das hat mir Gia auch schon erzählt«, gab sie zurück und musterte ihn eindringlicher als zuvor.
Er war der Meinung gewesen, dass er darauf geachtet hatte, was er sagte, aber offenbar musste er sich jedes Wort erst zweimal überlegen. Carolyn war nicht auf den Kopf gefallen. Glücklicherweise kam in diesem Moment der Barkeeper zu ihnen an den Tisch und servierte ihnen die Getränke, wodurch sie wenigstens für den Moment abgelenkt wurde.
Sofort griff Christian nach seinem Glas, um den Drink zu probieren. Gleichzeitig zermarterte er sich das Gehirn, wie er dafür sorgen konnte, dass Carolyn auch weiterhin abgelenkt blieb. Er verzog den Mund und stellte das Glas aus der Hand. Dieser Drink war viel zu süß. Ihm war das lieber, was er zuvor getrunken hatte, dieses dickliche grüne Zeugs, das Genie bestellt hatte. Diese Mischung aus Herb und Süß hatte ihm wesentlich besser geschmeckt als das hier. Hätte er rechtzeitig daran gedacht, dann hätte er es auf jeden Fall bestellt.
»Nicht gut?«, fragte Carolyn mitfühlend.
»Mir hat der andere Drink besser geschmeckt«, murmelte er. »Aber der Barkeeper meinte, das hier würde besonders häufig bestellt.«
»Mir ist eine Limetten-Margarita auch lieber«, stimmte sie ihm zu. »Zu süß sollte ein Drink nicht sein.«
»Richtig.« Christian prägte sich den Begriff Limetten-Margarita gut ein, damit er ihn bei der nächsten Gelegenheit nicht schon wieder vergessen hatte. Da er über Jahrhunderte hinweg außer Blut nichts zu sich genommen hatte, wusste er nicht, welche Getränke und Gerichte ihm schmecken würden. Für ihn war das alles Neuland.
»Wie alt warst du, als …«
»Oh, da kommt unser Essen«, rief Christian erleichtert, als die Kellnerin an ihren Tisch kam und ihnen zwei Teller servierte. »Danke sehr«, sagte er und hielt ihr sein Glas hin. »Könnten Sie das bitte mitnehmen und mir stattdessen eine Limetten-Margarita bringen?«
Lächelnd nahm sie das Glas entgegen. »Natürlich. Ich werde es von Ihrer Rechnung streichen.«
»Nein, das ist nicht nötig,
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