Argeneau Vampir 16 - Der Vampir in meinem Bett
ich …« Christian verstummte, da die Frau bereits außer Hörweite war.
Carolyn betrachtete grinsend seine verdutzte Miene. »Der Drink wird nicht berechnet werden.«
»Aber ich habe ihn doch bestellt«, wandte er ein.
»Auf Empfehlung des Barkeepers, und er hat dir nicht geschmeckt.«
»Das weiß sie aber nicht.«
»Ja, aber hier wird Service großgeschrieben, und bei diesen Preisen können sie es sich leisten, kulant zu sein«, meinte sie achselzuckend.
Christian sah sie eine Weile an. Dieses Resort war wirklich in jeder Hinsicht ein teures Vergnügen, was ihn zu der Frage brachte, wie Carolyn sich diesen Urlaub leisten konnte. Sie stammte aus ärmlichen Verhältnissen, sie hatte hart daran gearbeitet, einen guten Abschluss zu machen und einen guten Job zu bekommen. Hatte sich ihre finanzielle Situation etwa so sehr verändert, dass sie so viel Geld erübrigen konnte? Hatte sie einen wohlhabenden Mann geheiratet, der ihr im Rahmen der Scheidung einen Teil seines Vermögens abtreten musste? Dummerweise konnte er sich nicht danach erkundigen, weil ihre Ehe ein Thema war, um das er einen großen Bogen machen musste. Oder besser gesagt: Er musste damit umgehen, als wollte er eine Bombe entschärfen, nämlich äußerst behutsam und stets mit einem Stoßgebet auf den Lippen.
»Was ist das?«, fragte Carolyn und betrachtete den aufgerollten Teigfladen und die Kartoffelchips auf ihrem Teller.
»Der Barkeeper hat es als Wrap bezeichnet.«
»Dass es ein Wrap ist, sehe ich auch«, sagte sie belustigt. »Aber welche Sorte?«
»Oh.« Er verzog den Mund. »Da bin ich mir nicht sicher. Er hat es nur als die Spezialität des Hauses bezeichnet, die bei den Gästen besonders beliebt ist. Deshalb hab ich das für uns beide bestellt.« Dann fügte er ironisch hinzu: »Aber nachdem der empfohlene Drink schon ein Reinfall war, kann sich das hier natürlich auch noch als Missgriff entpuppen.«
Carolyn schüttelte lachend den Kopf. »Das glaube ich nicht. Es riecht schon mal köstlich.«
Dem konnte Christian nur zustimmen. Dieses Wrap machte einen vielversprechenderen Eindruck als der Drink, den er hatte zurückgehen lassen. Sein Magen, der jahrhundertelang nichts anderes als Blut gekannt hatte, war auf jeden Fall dieser Meinung, da er so laut zu knurren begann, dass Carolyn es hören konnte.
Sie grinste, als sie seine verlegene Miene sah. »Du solltest diese Bestie besser bald füttern«, riet sie ihm.
Christian lächelte und nahm eine Hälfte seines Wraps hoch, dann betrachtete er neugierig die Schnittfläche des aufgerollten Teigfladens. Was er sehen konnte, sah aus wie Hühnchen, Reis, Erbsen und anderes Gemüse.
»Hmm«, machte Carolyn, die von ihrem Wrap abgebissen hatte und für einen Moment genießerisch die Augen schloss. »Probier mal, das ist wirklich gut.«
Das musste er sich nicht zweimal sagen lassen. Er biss ab und konnte nicht anders, als so wie Carolyn die Augen zu schließen, als ein Feuerwerk aus Aromen sich auf seiner Zunge entfaltete. Essen. Lieber Gott, es war Jahrhunderte her, seit ihm Essen das letzte Mal wirklich geschmeckt hatte, aber er konnte sich auch nicht daran erinnern, in der Zeit davor je etwas so Köstliches zu sich genommen zu haben.
»Gut, was?«, fragte Carolyn amüsiert.
Christian schlug die Augen auf und sah Carolyn an, die der einzige Grund dafür war, dass ihm dieser Wrap schmeckte. Sie hatte nicht nur diesen einen Appetit zum Leben erweckt, sondern dem Ganzen auch noch etwas Schillerndes, Aufregendes verliehen – und das allein dadurch, dass es sie gab.
Das alles war ziemlich verwirrend, überlegte er. Er hatte keine Ahnung, wie die Nanos einen Partner auswählten oder wie seine Mutter es zu spüren schien, wenn sie eine mögliche Lebensgefährtin für einen Unsterblichen vor sich hatte. Vor allem, weil Carolyn in keiner Hinsicht dem Typ von Lebensgefährtin entsprach, von dem er immer ausgegangen war. Sie war wie ein verletzter Vogel. Aber bis vor etwas mehr als einem Jahr war es um ihn selbst nicht viel besser bestellt gewesen. Er konnte vielleicht nicht von sich behaupten, genauso verletzt gewesen zu sein, aber er war lange Zeit ein mutterloser Sohn gewesen, bis Marguerite in sein Leben zurückgekehrt war. Carolyn war eine Frau ganz ohne Familie, und eine Familie war genau das, was er ihr geben konnte. Schwiegereltern, Großeltern, Brüder und Schwestern und eine Nichte, dazu so viele Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten, wie sie sich nur vorstellen konnte. Vermutlich
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