Argeneau Vampir 16 - Der Vampir in meinem Bett
liebsten vor dem Computer sitzt und das Vampirspiel spielst, das dein Bruder Etienne entworfen hat. ›Blood … irgendwas‹.«
»Müsste sein Bruder nicht auch dein Bruder sein, Julius?«, fragte Carolyn, der offenbar sofort aufgefallen war, dass Julius »dein« statt »unser« gesagt hatte.
Christian seufzte, während alle anderen stumm dasaßen, und erwiderte beiläufig: »Julius und ich haben verschiedene Mütter.« Zumindest das stimmte. »Etienne, ich und die anderen haben dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter.«
Carolyn legte die Stirn in Falten. »Du und Julius, ihr habt denselben Vater, aber verschiedene Mütter, und du und Etienne und die anderen haben dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter?«, versuchte sie zusammenzufassen, was sie soeben gehört hatte.
»Es ist ziemlich kompliziert«, warf Marguerite ein. »Warum gehen wir nicht tanzen?«
»Einen Augenblick noch. Etienne? Und ein Computerspiel namens ›Blood … irgendwas‹?«, fragte Carolyn ungläubig. »Reden wir hier von Etienne Argeneau und ›Blood Lust‹?«
»Oh, du hast davon gehört?«, fragte Marguerite, während Christian sich ein Grinsen verkneifen musste, da seine Mutter immer vor Stolz strahlte, wenn es um eines ihrer Kinder ging.
»Natürlich«, sagte Carolyn. »Meine Werbeagentur hat ihm gerade erst ein paar Ideen vorgelegt, wie man die neueste Version des Spiels vermarkten könnte.«
»Ach, was ist die Welt doch klein«, erwiderte Marguerite erfreut. Christian versuchte, ihr einen warnenden Blick zuzuwerfen, aber sie nahm von ihm keinerlei Notiz. »Ich bin mir sicher, du wirst den Zuschlag bekommen, meine Liebe. Wir werden jedenfalls noch ein gutes Wort für dich einlegen.«
»Oh nein, das ist nicht nötig«, wehrte Carolyn den Vorschlag ab. »Wenn ihm die Ideen gefallen, dann ist das eine Sache, aber wenn …«
»Unsinn, Männer untereinander schustern sich doch auch alles Mögliche zu. Dann können wir Mädchen das auch«, beharrte Marguerite und hakte sich bei ihr unter, um sie mit sich zur Tanzfläche zu ziehen. Gia und Genie waren dicht hinter ihnen.
Als sie in der Menge verschwunden waren, lehnte sich Christian zurück und wartete, dass er sie auf der etwas erhöhten Tanzfläche entdeckte, damit er Carolyn wieder beim Tanzen beobachten konnte.
»Setz dich auf Gias Platz, Christian«, sagte Julius plötzlich.
»Wieso denn?«
»Weil ich dich nicht noch mal zu den Waschbecken in der Herrentoilette schleppen will, ehe wir uns auf den Heimweg machen«, antwortete er beiläufig.
Christian murrte, setzte sich dann aber auf den angewiesenen Platz, sodass sich die Tanzfläche hinter seinem Rücken befand und er nichts mehr sehen konnte. Erfreut war er darüber nicht, und mit einem Mal war er sich sicher, dass eine sehr, sehr lange Nacht vor ihm lag.
»Wir brechen auf, sobald Zanipolo mit der Blume hier ist«, verkündete Julius.
Christian nickte nur stumm.
»Nochmals danke für die Blume. Okay, ich weiß, es war nur ein Täuschungsmanöver, damit …«
Christian fasste sie am Arm und drehte sie zu sich um, als sie den Eingang zu ihrer Villa erreicht hatten. Seit sie ausgestiegen waren, plapperte sie nervös drauflos. Sie wirkte mit einem Mal völlig anders als die entspannte Frau, mit der er den Tag und den Abend verbracht hatte. Sie war etwas verkrampfter geworden, als sich seine Familie während des Essens zu ihnen gesellt hatte. Erst im Lauf des Abends, als ihr wohl klar geworden war, dass er sie nicht küssen oder berühren würde, war sie wieder ruhiger geworden. Jetzt dagegen, wo der Gutenachtkuss bevorstand, genügte für sie allein der Gedanke daran, sie regelrecht erstarren zu lassen. Es tat ihm leid, sie so zu sehen, und er sehnte den Tag herbei, an dem sie in seiner Nähe immer entspannt sein würde – außer natürlich wenn sie erregt war, fügte er ironisch hinzu. Dann aber konnte er nur wieder stumm seufzen, als er den Blick sah, den sie ihm zuwarf.
»Ich werde dich jetzt küssen«, erklärte er ernst.
Sie nickte, verzog dabei aber den Mund, was alles andere als schmeichelhaft war. Er wusste jedoch, die Leidenschaft, die er in ihr weckte, wühlte sie auf und brachte sie in Verlegenheit, weil sie fürchtete, er könnte verärgert reagieren, wenn ihm klar wurde, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte.
»Ich weiß, du findest mich nicht anziehend«, behauptete er, obwohl er es besser wusste. »Aber ich wäre dir dankbar, wenn du beim Küssen die Augen zumachen und so tun könntest, als
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