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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Bleistift, aber kein Papier. Das ist eine Kommunikationszentrale. Hier sollte Papier herumliegen! Ein Logbuch, Notizen, irgendetwas!«
    Smith ließ den breiten Strahl der Grubenlampe durch den Gang gleiten. »Moment mal …« Das Licht fiel auf einen geschwärzten Eimer, der an der Felswand lehnte. »Hier haben wir es.«
    Er nahm den Eimer am Henkel und stellte ihn neben den Hocker.
    »Was ist das?«, fragte Valentina, die darauf hinunterblickte.
    »Das ist ein Feuergefäß«, erwiderte Smith und kauerte sich neben den Eimer. »Es ist zur Hälfte mit zerstoßenem Bimsstein gefüllt. Man braucht nur ein bisschen Benzin reinzuschütten und es anzuzünden, und schon hat man eine dauerhafte Flamme zum Heizen und Kochen.«
    Valentina nickte. »Und sie mussten hier ein paar tausend Gallonen Flugzeugbenzin herumliegen haben.«
    »Aber in diesem Gefäß ist etwas anderes verbrannt worden.« Smith zog sein Messer heraus und stocherte zwischen den verkohlten
Steinbröckchen. »Sehen Sie das? Das ist Papierasche. Und zwar eine ganze Menge. Ich wette, das sind die Kommunikationsprotokolle und vielleicht auch einige Codebücher.«
    »Jemand hat eine Säuberungsaktion durchgeführt.«
    Im Schein der Grubenlampe trafen sich ihre Blicke, und einen Moment lang verständigten sie sich ohne Worte. Es gab keinen Grund, weshalb dieses Funkgerät nicht hätte funktionieren sollen. Es gab keinen Grund, weshalb diese Flugzeugbesatzung, die es ausgerechnet hierher verschlagen hatte, keinen Kontakt zur Außenwelt aufgenommen haben sollte. Es gab keinen Grund, weshalb sie keine Hilfe hätten rufen sollen.
    Gregori Smyslov kam von draußen um die Biegung des Tunnels geschlurft und schaltete seine eigene Taschenlampe an. »Die Sachen sind in Sicherheit, Colonel.«
    Smith bewahrte ein undurchdringliches Pokerface. »Okay, gehen wir weiter.«
    Er drehte sich um und setzte seinen Weg durch den Tunnel fort. Nach wenigen Metern weitete sich die Lavaröhre, in der sie sich befanden, zu einer zweiten geräumigeren und tiefer gelegenen Höhlenkammer aus. Basaltplatten waren versetzt aufgeschichtet worden, um unregelmäßige Stufen zu erschaffen. Das poröse schwarze Vulkangestein schluckte das Licht ihrer Lampen, und die Dunkelheit gewann immer mehr die Oberhand. Erst als Smith und sein Team behutsam zum Boden der Kammer hinuntergestiegen waren, erkannten sie, dass sie nicht allein waren.
    Smith hörte Valentina dicht an seiner Seite keuchen, und Smyslov fluchte leise auf Russisch. Der Strahl der Grubenlampe glitt über die verstreuten Gegenstände der Notausrüstung, die Abfälle, die in einem bewohnten Lager anfallen, und schließlich an der Rückwand der Höhle über eine Reihe von zusammengekauerten, reglosen Gestalten in Schlafsäcken mit Segeltuchbeschichtung.
    Ihre Suche nach der Besatzung der Misha 124 war vorüber.
    Smith nahm eine der Fackeln aus der Tasche seines Parkas und
zündete sie an. Eine leuchtend rote Flamme kam herausgeschossen und drängte die Dunkelheit zurück. Er stieß den Griff der Fackel in einen Spalt in der Wand.
    »Ich frage mich, was sie letzten Endes erwischt hat?« Valentina sprach mit leiser Stimme und schien ihre Worte in erster Linie an sich selbst zu richten.
    »Ich glaube nicht, dass es die Kälte war«, erwiderte Smith. »Dagegen schienen sie ziemlich gut gerüstet zu sein.«
    Die Schlafsäcke waren schwere arktische Modelle und sie waren durch dicke Polster aus Sitzfüllungen, dem Gummi des Rettungsflosses und Fallschirmseide gut vom Boden der Höhle isoliert. Es waren auch etliche Feuergefäße auf dem Boden der geräumigen Höhle aufgestellt worden, und in einer Ecke standen als Reserve zwei große Benzinkanister. Es war deutlich zu erkennen, dass die Besatzung des Bombers genau gewusst hatte, wie man unter polaren Bedingungen überlebte.
    »Verhungert sind sie auch nicht.« Valentina ging näher an die erste Leiche heran und deutete auf eine geöffnete Dose Cracker und einen halben Riegel Schokolade, der auf einem kleinen Vorsprung in der Höhlenwand lag, typische Bestandteile der Notrationen.
    Die Historikerin warf einen Blick auf die Leiche zu ihren Füßen und zog die Stirn in Falten. »Jon, komm her. Sieh dir das an.«
    Smith kam an ihre Seite und entdeckte sofort, worum es ging.
    Der Mann, der sich vor mehr als fünfzig Jahren in diesem Schlafsack schlafen gelegt hatte, hatte sich als Frostschutz Fallschirmseide über das Gesicht gezogen. Ein kleines, rundes Loch war säuberlich in die Mitte des Stoffs

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