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Arm und Reich

Arm und Reich

Titel: Arm und Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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entführen. Betrach­tet werden soll der Zeitraum seit unserem Ursprung als Spezies bis vor rund 13 000 Jahren. Diese Jahrmillionen sollen nun auf weniger als 20 Seiten abgehandelt werden, was natürlich bedeutet, daß ich über Details hinwegge­hen und nur solche Entwicklungen thematisieren wer­de, die mir für den Gegenstand dieses Buches am be­deutsamsten erscheinen.
    Unsere engsten lebenden Verwandten im Tierreich sind drei Arten von Menschenaffen: der Gorilla, der ge­wöhnliche Schimpanse und der Zwergschimpanse, auch Bonobo genannt. Die Tatsache, daß diese nur in Afri­ka vorkommen, läßt nebst einer Fülle fossiler Indizien darauf schließen, daß sich die Anfänge der menschli­chen Evolution in Afrika abspielten. Dort begann die Ge­schichte des Menschen vor rund sieben Millionen Jah­ren (Schätzungen schwanken zwischen fünf und neun Millionen Jahren) als etwas Eigenständiges, von der Ge­schichte der Tiere Getrenntes. In jener Zeit spaltete sich eine Population afrikanischer Menschenaffen in meh­rere Gruppen auf, von denen sich die eine im Laufe der Evolution zum heutigen Gorilla entwickelte, die zweite zu den beiden heutigen Schimpansenarten und die drit­te zum Menschen. Offenbar erfolgte die Abspaltung der Ahnenlinie des Gorillas einige Zeit vor der Trennung der Menschen- von denen der Schimpansen-Ahnen.
    Aus Fossilienfunden ergibt sich, daß die zum Men­schen führende Abstammungslinie vor etwa vier Millio­nen Jahren weitgehend den aufrechten Gang erreicht hat­te und vor rund zweieinhalb Millionen Jahren begann, an Körpergröße und relativem Hirnvolumen zuzuneh­men. Diese Urmenschen werden als Australopithecus af­ricanus, Homo habilis und Homo erectus klassifiziert, wo­bei die Evolution anscheinend in dieser Reihenfolge ver­lief. Während der Homo erectus , das vor rund 1 700 000 Jahren erreichte Stadium, dem heutigen Menschen in der Körpergröße ähnelte, war sein Gehirn noch nicht ein­mal halb so groß wie das unsere. Steinwerkzeuge erlang­ten vor rund zweieinhalb Millionen Jahren größere Ver­breitung, waren aber noch äußerst primitiv und nur sehr grob aus Steinbrocken gehauen. Aus zoologischer Sicht war der Homo erectus eindeutig mehr als ein Affe, aber bis zum anatomisch modernen Menschen war es noch ein weiter Weg. – In den ersten fünf bis sechs Millionen Jahren, nachdem wir vor rund sieben Millionen Jahren auf den Plan traten, spielte sich unsere Geschichte aus­schließlich auf dem afrikanischen Kontinent ab. Der er­ste unserer Urahnen, der auch außerhalb Afrikas Ver­breitung fand, war der Homo erectus . Als Beleg hierfür dienen Fossilienfunde auf der Insel Java in Südostasi­en, die zu der gebräuchlichen Bezeichnung Java-Mensch führten (Abbildung 1.1). Der älteste Java-Mensch wird üblicherweise auf die Zeit vor rund 1 000 000 Jahren datiert. Nach neuen Erkenntnissen könnte das Alter der Fossilien jedoch sogar 1 800 000 Jahre betragen. (Genau­genommen ist die Bezeichnung Homo erectus den auf Java gefundenen Fossilien vorbehalten, während die afri­kanischen Funde, die ebenfalls als Überreste des Homo erectus klassifiziert wurden, womöglich eine andere Be­zeichnung rechtfertigen.) Die frühesten unumstrittenen Indizien für das Auftreten von Menschen in Europa sind unterdessen ca. eine halbe Million Jahre alt, wobei von manchen Wissenschaftlern auch eine frühere Präsenz behauptet wird. Man sollte natürlich meinen, daß die Besiedlung Asiens mit der Europas einherging, wo doch Eurasien eine zusammenhängende Landmasse ohne grö­ßere natürliche Hindernisse bildet.

    Abbildung 1.1 Die Eroberung der Erde durch den Menschen
    Hier stoßen wir auf ein Problem, das in diesem Buch wiederholt auftauchen wird. Immer wenn ein Wissen­schaftler behauptet, »den, die oder das älteste/n X« ent­deckt zu haben – wobei es sich um das älteste mensch­liche Fossil in Europa, die ersten Hinweise auf dome­stizierten Mais in Mexiko oder das älteste Irgendwas irgendwo auf der Welt han deln mag –, findet sich je­mand, der alles daransetzt, etwas noch Älteres zu prä­sentieren. In Wirklichkeit muß es natürlich tatsächlich einen »ältesten X« geben, der alle Behauptungen eines noch früheren X Lügen straft. Wie wir sehen werden, bringt jedoch jedes Jahr für praktisch jeden X neue Ent­deckungen und Behauptungen eines angeblich noch äl­teren X, verbunden mit der Widerlegung einiger oder sämtlicher »ältester-X«-Behauptungen des Vorjahres. Oft dauert

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