Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
Tage kosten würde, diesen Ring zu einem kompakten Heer zusammenzuziehen, sowie einen weiteren Tag, um es in Schlachtordnung aufzustellen.
»Ich werde zwei Tage brauchen«, sagte Merlin. »Also backt Euch genug hartes Brot, um fünf Tage knapp zu überstehen«, befahl er. »Keine großzügigen Rationen, Arthur, denn es muß
ein echtes Opfer für uns sein. Dann sucht Euch Euer Schlachtfeld und wartet. Alles andere überlaßt Ihr mir, aber ich brauche Derfel mit einem Dutzend seiner Männer, um einige schwere Arbeiten zu verrichten. Und gibt es unter uns welche«
– er hob die Stimme, damit ihn alle Männer, die den Rat umringten, deutlich verstehen konnten – »die sich aufs Holzschnitzen verstehen?«
Er wählte sechs Mann aus. Zwei kamen aus Powys, einer trug den Falken von Kernow auf seinem Schild, die übrigen stammten aus Dumnonia. Sie erhielten Äxte und Messer, aber nichts zum Schnitzen, bis Arthur sein Schlachtfeld gefunden hatte.
Er fand es auf einer weiten Heide, die zu einer runden, von einem Gehölz aus Eiben und Mehlbeerbäumen gekrönten Kuppe anstieg. Der Hang war an keiner Stelle steil, aber wir würden dennoch den Vorteil der höheren Position genießen. Hier pflanzte Arthur seine Banner auf, und rings um die Banner errichteten wir mit Ästen, die wir im Gehölz schnitten, ein paar Unterstände. Unsere Speerkämpfer sollten einen Kreis um die Banner bilden und Aelle dort, so hofften wir jedenfalls, entgegentreten. Das Brot, das uns am Leben erhalten sollte, während wir auf die Sachsen warteten, wurde in Torföfen gebacken.
Merlin wählte seinen Platz im Norden der Heide. Dort gab es eine Wiese, einen Ort, wo Krüppelerlen und dichtes Gras einen kleinen Bach säumten, der auf die ferne Themse zumäanderte. Meine Männer erhielten Befehl, drei Eichen zu fällen, die Stämme von Ästen und Rinde zu befreien und anschließend drei Gruben zu schaufeln, in die die Eichen wie Säulen gesetzt werden sollten, nachdem er zuvor seinen sechs Schnitzern befohlen hatte, die Stämme in drei abstoßend häßliche Götzenbilder zu verwandeln, Iorweth half Nimue und Merlin, und die drei genossen diese Aufgabe, denn sie erlaubte ihnen, sich höchst grausige, abschreckende Gestalten auszudenken, die keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeinem hatten, den ich kannte, aber das war Merlin gleichgültig. Die Götzen, erklärte er, seien nicht für uns, sondern für die Sachsen, also fertigte er mit seinen Holzschnitzern drei Horrorfiguren mit Tierfratzen, Frauenbrüsten und männlichen Genitalien. Als die Säulen fertig waren, hielten die Männer mit ihren anderen Arbeiten inne und stellten die drei Stämme in die entsprechenden Gruben, während Merlin mit seinen Holzschnitzern die Erde um sie herum festtrat, bis die Säulen endlich senkrecht standen.
»Der Vater« – Merlin hüpfte vor den Idolen umher – »der Sohn und der Heilige Geist!« rief er lachend.
Mittlerweile hatten meine Männer vor den Gruben einen riesigen Holzstoß aufgeschichtet, auf den wir nunmehr alles häuften, was von unserem Proviant übrig war. Wir schlachteten die letzten Ochsen und hievten ihre schweren Kadaver auf den Haufen, so daß das frische Blut durch die Holzschichten tropfte, und auf die Ochsen schichteten wir alles, was sie zuvor gezogen hatten: Dörrfleisch, Dörrfisch, Käse, Äpfel, Korn und Bohnen, und oben auf diesen kostbaren Proviant legten wir die Kadaver von zwei kürzlich gefangenen Hirschen und einem frisch geschlachteten Widder. Der Schafskopf mit seinen beiden Hörnern wurde abgeschnitten und an die mittlere Säule genagelt.
Die Sachsen beobachteten uns bei der Arbeit. Sie warteten am anderen Bachufer und schickten am ersten Tag gelegentlich ein paar Speere zu uns herüber, gaben sich jedoch nach den ersten erfolglosen Störmanövern damit zufrieden, uns einfach zuzusehen und abzuwarten, was da für seltsame Dinge im Gange waren. Ich spürte, daß ihre Zahl zunahm. Am ersten Tag hatten wir unter den fernen Bäumen höchstens ein Dutzend Mann gesehen, am zweiten Abend dagegen brannten hinter der grünen Laubwand mindestens zwanzig Lagerfeuer.
»Jetzt«, sagte Merlin an jenem Abend, »werden wir ihnen ein Schauspiel bieten!«
In zwei Kochtöpfen holten wir von der niedrigen Hügelkuppe der Heide Feuer, trugen es zu dem riesigen Holzstoß und stießen es tief in das Gewirr der Zweige. Das Holz war grün, aber wir hatten haufenweise trockenes Gras und zerbrochene Zweige in die Mitte gestopft, so daß das Feuer gegen Abend
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