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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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des Stahls waren glatt gerundet, damit die Klinge leichter aus dem Bauch oder der Rüstung eines Feindes gezogen werden konnte. Einen Mantel trug ich nicht.
    Cavan kam in seiner Rüstung zu mir und kniete nieder.
    »Wenn ich gut kämpfe, Lord«, fragte er mich, »darf ich dann einen fünften Zacken auf meinen Schild malen?«
    »Ich erwarte von meinen Männern, daß sie gut kämpfen«, entgegnete ich. »Warum sollte ich sie für etwas belohnen, was ich ohnehin von ihnen erwarte?«
    »Und wenn ich Euch eine Trophäe bringe, Lord?« gab er zurück. »Die Streitaxt eines Häuptlings? Oder Gold?«
    »Bring mir einen sächsischen Häuptling, Cavan«, sagte ich,
    »und du kannst dir hundert Spitzen an deinen Stern malen.«
    »Fünf reichen schon, Lord«, entgegnete er.
    Der Vormittag verging nur langsam. Jene von uns, die eine Metallrüstung trugen, schwitzten sehr stark in der Hitze. Von der anderen Seite des Baches aus, wo die Sachsen im Schatten der Bäume lagen, muß es so ausgesehen haben, als wäre unser ganzes Lager eingeschlafen oder von kranken, reglosen Männern bewohnt, aber auch diese Illusion konnte die Sachsen nicht unter den Bäumen hervorlocken. Die Sonne stieg höher. Unsere Späher, die leicht bewaffneten Reiter, die nur einen Köcher voll Wurfspeere bei sich trugen, trabten zum Lager hinaus. Da zwischen den Schildwällen einer Schlacht kein Platz für sie war, brachten sie ihre nervösen Rosse südwärts in Richtung Themse in Sicherheit. Von dort konnten sie schnell wieder zurückkehren, obwohl sie für den Fall, daß es zu einer Katastrophe kam, Befehl hatten, nach Westen zu reiten und die Nachricht von unserer Niederlage ins ferne Dumnonia zu tragen. Arthurs eigene Reiter legten ihre schweren Rüstungen aus Leder und Eisen an, und befestigten dann die klobigen Lederschilde, die die Brustpartie ihrer Reittiere schützen sollten, mit Riemen, die sie über den Widerrist der Pferde warfen.
    Arthur, der sich mit seinen Reitern innerhalb der halbfertigen Halle verbarg, trug seine berühmte Schuppenrüstung, einen römischen Panzer aus Tausenden von winzigen Eisenplättchen, mit denen ein Lederhemd so besetzt worden war, daß sich die Plättchen wie Fischschuppen überlappten. Unter die eisernen waren Silberplättchen gemischt, so daß die Rüstung bei jeder Bewegung zu schimmern schien. Er trug einen weißen Mantel, und an seiner Hüfte hing Excalibur in der kreuzweise verzierten Zauberscheide, die ihren Träger vor allem Schaden schützen sollte. Hygwydd, sein Schildknappe, hielt seinen langen Speer bereit, seinen silbergrauen Helm mit der Helmzier aus Gänsefedern und den runden Schild mit dem spiegelnden Silberüberzug. In Friedenszeiten kleidete sich Arthur lieber bescheiden, im Krieg aber verbreitete er Glanz. Zwar zog er vor zu glauben, sein Ruf beruhe auf einer guten Regierung, aber die strahlende Rüstung und der polierte Schild verrieten, daß er sich keine Illusionen über die wahre Quelle seines Ruhms machte.
    Culhwch, der früher mit Arthurs schweren Reitern geritten war, jetzt aber, genau wie ich, eine Horde Speerkämpfer führte, kam gegen Mittag zu mir und legte sich neben mich in den schmalen Schatten meines Unterstands. Er trug einen eisernen Brustpanzer, ein Lederwams und an den nackten
    Unterschenkeln römische Beinschienen aus Bronze. »Der Hund kommt nicht«, knurrte er.
    »Vielleicht morgen?« gab ich zurück.
    Er schnaubte verächtlich; dann sah er mich ernst an. »Ich weiß, was Ihr sagen werdet, Derfel, aber ich werde Euch dennoch fragen, und bevor Ihr antwortet, möchte ich, daß Ihr folgendes bedenkt: Wer hat in Benoic an Eurer Seite gekämpft? Wer hat Schild an Schild mit Euch in Ynys Trebes gestanden? Wer hat sein Ale mit Euch geteilt und sogar zugelassen, daß Ihr das Fischermädchen verführt? Wer hat in Lugg Vale Eure Hand gehalten? Nun, das war ich. Denkt daran, wenn Ihr mir Eure Antwort gebt. Also, wieviel Proviant habt Ihr versteckt?«
    Ich lächelte. »Keinen.«
    »Ihr seid ein großer, sächsischer Sack voll nutzloser Innereien«, sagte er. »Das seid Ihr.« Er blickte Galahad an, der bei meinen Männern ruhte. »Habt Ihr vielleicht etwas zu essen, Lord Prinz?« erkundigte er sich.
    »Ich habe meine letzte Brotkruste Tristan gegeben«, antwortete Galahad.
    »Eine wahrhaft christliche Tat, eh?« fragte Culhwch verächtlich.
    »Das hoffe ich«, entgegnete Galahad.
    »Kein Wunder, daß ich ein Heide bin«, sagte Culhwch. »Ich brauche was zu essen. Mit leerem Bauch kann man

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