Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
Cerdic nicht die Chance geben, zuerst Corinium und anschließend diese Stadt einzunehmen, denn wenn er Glevum tatsächlich erobert, hat er uns in zwei Teile geteilt. Wenn ich gegen Lancelot kämpfe, werden die Sachsen alles gewinnen. Sie werden Dumnonia erobern, und Gwent, und dann werden sie nach Norden marschieren und in Powys eindringen.«
»Genau!« Meurig applaudierte Arthur.
»Ich werde nicht für Lancelot kämpfen«, verkündete ich zornig, und Culhwch applaudierte mir.
Arthur sah mich lächelnd an. »Mein lieber Freund Derfel, ich würde nicht von Euch erwarten, daß Ihr für Lancelot kämpft, obwohl ich wünsche, daß Eure Männer gegen Cerdic kämpfen. Und der Preis dafür, daß ich Lancelot helfe, Cerdic zu besiegen, besteht darin, daß er Euch Dinas und Lavaine ausliefert.«
Ich starrte ihn an. Bis zu diesem Moment hatte ich nicht begriffen, wie weit er vorausdachte. Wir übrigen hatten nichts anderes gesehen als Lancelots Verrat; Arthur dagegen dachte nur an Britannien und daran, wie dringend notwendig es war, die Sachsen vom Severn fernzuhalten. Er würde Lancelots Feindseligkeit übergehen, ihm meine Rache aufzwingen und dann fortfahren, gegen die Sachsen zu kämpfen.
»Und die Christen?« fragte Culhwch höhnisch. »Glaubt Ihr, die werden Euch nach Dumnonia zurückkehren lassen? Glaubt Ihr, diese Bastarde würden nicht sofort ein Totenfeuer für Euch errichten?«
Meurig erhob piepsend Einspruch, doch Arthur brachte ihn zum Schweigen. »Die Raserei der Christen wird sich erschöpfen«, sagte Arthur. »Es ist wie ein Wahn, und sobald er sich erschöpft hat, werden sie nach Hause zurückkehren, um die Scherben ihres Lebens aufzusammeln. Sobald Cerdic besiegt ist, kann Lancelot Dumnonia den Frieden bringen. Ich werde dann nur noch für meine Familie leben, mehr wünsche ich mir nicht.«
Cuneglas hatte sich im Sessel zurückgelehnt und starrte zu den Resten der römischen Deckengemälde empor. Jetzt richtete er sich wieder auf und blickte Arthur an. »Sagt mir noch einmal, was Ihr Euch wünscht«, verlangte er leise.
»Ich wünsche mir Frieden für Britannien«, antwortete Arthur geduldig. »Ich will, daß Cerdic zurückgeschlagen wird, und ich wünsche mir meine Familie.«
Cuneglas sah Merlin an. »Nun, Lord?« forderte er den Alten heraus.
Merlin hatte zwei seiner Bartzöpfe miteinander verknotet. Jetzt hob er leicht erstaunt den Kopf und beeilte sich, die Zöpfe voneinander zu lösen. »Ich möchte bezweifeln, daß die Götter das wollen, was Arthur will«, sagte er. »Ihr alle habt den Kessel vergessen.«
»Dies hat nichts mit dem Kessel zu tun«, erklärte Arthur energisch.
»Alles hat mit ihm zu tun«, sagte Merlin mit plötzlicher, überraschender Härte, »und der Kessel bringt das Chaos. Ihr wünscht Euch Ordnung, Arthur, Ihr glaubt, daß Lancelot auf Eure Vernunftgründe hört und daß Cerdic Euch sein Schwert überreicht. Doch Eure vernünftige Ordnung wird in Zukunft ebensowenig funktionieren, wie sie in der Vergangenheit funktioniert hat. Glaubt Ihr wirklich, daß Männer und Frauen es Euch gedankt haben, daß Ihr ihnen Frieden gebracht habt?
Euer Friede hat sie gelangweilt, deswegen haben sie ihr eigenes Unruhesüppchen gekocht, um sich die Langeweile zu vertreiben. Die Menschen wollen keinen Frieden, Arthur, sie wollen Ablenkung von ihrer Langeweile, während Ihr die Langeweile sucht wie ein Dürstender seinen Met. Eure Vernunft wird die Götter nicht besiegen, dafür werden die Götter schon sorgen. Ihr glaubt, Ihr könnt Euch auf einem Hof verkriechen und den Waffenschmied spielen? Nein.« Merlin zeigte uns ein bösartiges Lächeln und griff nach seinem langen, schwarzen Stab. »Schon in diesem Augenblick«, erklärte Merlin, »bereiten die Götter Ärger für Euch.« Mit dem Stab zeigte er auf die Eingangstür der Halle. »Seht Euren Ärger, Arthur ap Uther.«
Als wir uns alle umdrehten, sahen wir Galahad in der Türöffnung stehen. Er trug ein Kettenhemd, hatte ein Schwert an seiner Seite und war bis zur Taille mit Schlamm bespritzt. Und neben ihm stand ein elendiglicher, klumpfüßiger, breitnasiger, rundgesichtiger, dünnbärtiger Bürstenkopf. Denn Mordred war doch noch am Leben.
Ringsum herrschte verblüfftes Schweigen. Als Mordred in die Halle gehinkt kam, verrieten seine kleinen Augen den Ärger über diese wenig herzliche Begrüßung. Arthur starrte seinen König sprachlos an, und ich wußte, daß er in Gedanken all seine sorgfältig zurechtgelegten Pläne
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