Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
mein Glück zu beschwören.
»Wir hätten Euren Bruder in Benoic töten sollen«, sagte Culhwch grollend zu Galahad.
»Gott vergebe mir, aber Ihr habt recht«, antwortete Galahad. Zwei Tage später traf Cuneglas ein, am selben Abend noch trat der Kriegsrat zusammen, und nach dem Kriegsrat verschworen wir unsere Speere unter dem abnehmenden Mond und im Schein der flammenden Fackeln dem Krieg gegen die Sachsen. Wir Mithraskrieger tauchten unsere Schwertklingen ins Blut des Stiers, versammelten uns aber nicht zur Wahl neuer Mitglieder. Das war auch nicht nötig, denn Lancelot hatte sich einer demütigenden Ablehnung durch die Taufe entzogen, obwohl es mir immer noch ein Rätsel war, wie ein Christ Druiden in seinem Dienst halten konnte, ein Rätsel, das mir niemand erklären konnte.
An jenem Tag tauchte Merlin auf, und er war es auch, der die heidnischen Riten leitete. Iorweth von Powys half ihm dabei, von Dinas und Lavaine war jedoch nirgends etwas zu sehen. Wir sangen den Kriegsgesang von Beli Mawr, wir wuschen unsere Speere in Blut, wir verschworen uns dem Tod aller Sachsen, und am folgenden Tag marschierten wir ab.
I n Lloegyr herrschten zwei bedeutende Sachsenführer. Wie wir hatten auch die Sachsen Häuptlinge, Kleinkönige und Stämme, und einige dieser Stämme bezeichneten sich selbst nicht einmal als Sachsen, sondern behaupteten, Angeln oder Juten zu sein, aber für uns waren sie alle Sachsen. Wir wußten, daß sie nur zwei wirklich wichtige Könige hatten, daß diese Aelle und Cerdic hießen und daß sie einander bis aufs Blut haßten.
Aelle war damals natürlich berühmt. Er nannte sich der Bretwalda , das hieß auf sächsisch »Herrscher von Britannien«; sein Reich erstreckte sich von südlich der Themse bis zur Grenze des fernen Elmet. Sein Rivale war Cerdic, dessen Territorium an der Südküste Britanniens lag und nur von Aelles Gebiet und unserem Dumnonia begrenzt wurde. Aelle war der ältere der beiden Könige, und da er über mehr Land und mehr Krieger verfügte, machte ihn das zu unserem Hauptfeind: Wenn wir Aelle besiegten, glaubten wir, würde Cerdic unmittelbar danach ebenfalls stürzen.
Prinz Meurig von Gwent, angetan mit seiner Toga und einem albernen Bronzekranz auf dem dünnen, hellbraunen Haar, hatte beim Kriegsrat eine andere Strategie vorgeschlagen. Mit seiner gewohnten Zaghaftigkeit und vorgetäuschten Bescheidenheit hatte er ein Bündnis mit Cerdic vorgeschlagen. »Lassen wir ihn für uns kämpfen!« sagte Meurig. »Lassen wir ihn Aelle von Süden her angreifen, während wir von Westen aus zuschlagen. Ich bin, wie Ihr wißt, kein guter Stratege …« Hier hielt er inne, um einfältig zu lächeln und uns sozusagen aufzufordern, ihm zu widersprechen, aber wir bissen uns alle auf die Zunge. »Es muß jedoch auch dem Geistesschwächsten klar sein, daß es besser ist, gegen einen Feind zu kämpfen als gegen zwei.«
»Aber wir haben zwei Feinde«, sagte Arthur schlicht.
»Die haben wir allerdings, in dieser Hinsicht habe ich mich gründlich informiert, Lord Arthur. Aber mein Plan wäre, falls Ihr wiederum mich versteht, einen dieser beiden Feinde zu unserem Freund zu machen.« Er legte die Hände zusammen und sah Arthur blinzelnd an. »Einen Verbündeten«, setzte Meurig für den Fall hinzu, daß Arthur ihn noch immer nicht verstand.
»Cerdic«, knurrte Sagramor in seinem gräßlichen Britannisch, »hat keine Ehre. Er würde jeden Eid so mühelos brechen wie eine Elster das Ei eines Sperlings. Ich werde keinen Frieden mit ihm schließen.«
»Aber Ihr begreift nicht«, protestierte Meurig.
»Ich werde keinen Frieden mit ihm schließen«, fiel Sagramor dem Prinzen ins Wort und betonte dabei nachdrücklich jedes Wort, als spräche er mit einem Kind. Meurig errötete und verstummte. Der Edling von Gwent fürchtete sich vor dem hochgewachsenen numidischen Krieger halb zu Tode, was kein Wunder war, da Sagramors Ruf ebenso furchteinflößend war wie sein Aussehen. Der Lord der Steine war ein
hochgewachsener Mann, sehr dünn und so schnell wie eine Peitsche. Seine Haare und sein Gesicht waren pechschwarz, und das lange, schmale Gesicht kreuz und quer von den Narben eines kampfreichen Lebens durchzogen. Er trug ständig eine finstere Miene zur Schau, hinter der sich ein fröhlicher, ja sogar großzügiger Charakter verbarg. Obwohl er unsere Sprache nur unzulänglich beherrschte, konnte Sagramor eine Runde am Lagerfeuer stundenlang mit seinen Erzählungen von fernen Ländern in Bann schlagen,
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