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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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jedoch über die römische Straße folgen würden, die von Corinium südöstlich verlief und anschließend ostwärts nach London führte.
    London. Die Römer hatten es Londinium genannt, davor hatte es schlicht Londo geheißen, und das bedeutete, wie Merlin mir einmal erklärte, »wilder Ort«. Jetzt war sie unser Ziel, diese einstmals grandiose Stadt, die größte im römischen Britannien, die nun in der Mitte von Aelles gestohlenen Landen lag und langsam immer mehr zerfiel. Sagramor hatte einmal einen berühmten Überfall auf die alte Stadt angeführt und festgestellt, daß die britannischen Bewohner von ihren neuen Herren völlig eingeschüchtert waren. Nun aber hofften wir, sie zurückholen zu können. Diese Hoffnung verbreitete sich wie ein Lauffeuer durchs ganze Heer, obwohl Arthur diese Absicht immer wieder leugnete. Unsere Aufgabe, erklärte er, sei es, die Sachsen zum Kampf zu fordern, nicht aber, uns von den Ruinen einer toten Stadt verlocken zu lassen. In diesem Punkt widersprach ihm Merlin. »Ich bin nicht gekommen, um mir eine Handvoll toter Sachsen anzusehen«, erklärte er mir verächtlich. »Was soll ich beim Töten von Sachsen?«
    »Alles, Lord«, widersprach ich ihm. »Eure Magie versetzt die Feinde in Angst und Schrecken.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Derfel! Jeder Idiot kann vor einem Heer einherhüpfen, Grimassen schneiden und Flüche ausstoßen. Den Sachsen Angst einzujagen ist nicht weiter schwer. Selbst diese albernen Druiden von Lancelot könnten das gerade noch fertigbringen! Obwohl die gar keine echten Druiden sind.«
    »Sind sie nicht?«
    »Natürlich nicht! Wenn man ein echter Druide werden will, muß man studieren. Man muß eine Prüfung ablegen, anderen Druiden beweisen, daß man sich auf seine Kunst versteht; aber ich habe von keinem Druiden gehört, der Dinas und Lavaine examiniert hätte. Es sei denn Tanaburs, aber was für eine Art Druide war der schon? Kein besonders guter, das ist ja wohl klar, sonst hätte er dich nicht am Leben gelassen. Ich kann Unfähigkeit nicht ausstehen.«
    »Sie können zaubern, Lord«, wandte ich ein.
    »Zaubern?« Er wollte sich schier ausschütten vor Lachen.
    »Einer dieser Narren bringt ein Drosselei hervor, und du nennst das Zaubern? Drosseln tun so was dauernd. Ja, wenn er ein Schafsei aus dem Ärmel geschüttelt hätte, würde ich vielleicht Notiz davon nehmen!«
    »Aber er hat auch einen Stern herbeigezaubert, Lord!«
    »Derfel! Was bist du doch für ein leichtgläubiger Mensch!«
    rief er aus. »Ein mit Pergament und Schere gefertigter Stern?
    Keine Angst, ich hab’ von diesem Stern gehört, und deine kostbare Ceinwyn ist nicht in Gefahr. Dafür haben Nimue und ich gesorgt, indem wir drei Totenschädel vergraben haben. Die Einzelheiten brauchst du nicht zu erfahren, aber du kannst sicher sein, daß diese Scharlatane sofort in Ringelnattern verwandelt werden, wenn sie sich in Ceinwyns Nähe wagen. Dann können sie bis in alle Ewigkeit Eier legen.« Dafür bedankte ich mich bei ihm. Dann fragte ich ihn, warum er denn das Heer begleite, wenn nicht, um uns gegen Aelle zu helfen.
    »Wegen der Schriftrolle natürlich«, antwortete er und klopfte zum Beweis dafür, daß die Schriftrolle in Sicherheit war, auf eine Tasche seines schmutzigen, schwarzen Gewandes.
    »Caleddins Schriftrolle?« fragte ich erstaunt.
    »Welche denn sonst?« gab er zurück.
    Caleddins Schriftrolle war der Schatz, den Merlin aus Ynys Trebes mitgebracht hatte und der in seinen Augen nicht weniger wertvoll war als die Kleinodien Britanniens. Das war kein Wunder, denn das Geheimnis jener Kleinodien wurde in diesem uralten Dokument eingehend beschrieben. Druiden war es verboten, irgend etwas niederzuschreiben, denn sie glaubten, daß der Druide, der einen Zauberbann aufschrieb, die Fähigkeit, eben jenen Zauberbann zu wirken, verlieren werde. Deswegen gaben sie all ihre Bräuche, Riten und Weisheiten mündlich weiter. Aber die Römer hatten, bevor sie Ynys Mon angriffen, die britannische Religion so sehr gefürchtet, daß sie einen Druiden namens Caleddin bestachen und überredeten, alles, was er wußte, einem römischen Schreiber zu diktieren: daher enthielt Caleddins Verräterschriftrolle das gesamte uralte Wissen von Britannien. Vieles davon war, wie Merlin mir einmal erzählte, im Laufe der Jahrhunderte vergessen worden, denn die Römer hatten die Druiden grausam verfolgt, und ein großer Teil des alten Wissens war in der Tiefe der Zeit versunken; mit dieser Schriftrolle

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