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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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jedoch vermochte er die alte Macht wiederherzustellen. »Und in der Schriftrolle«, mutmaßte ich, »steht etwas von London?«
    »Du liebe Zeit, wie neugierig du bist«, spöttelte Merlin, gab dann aber nach, vielleicht, weil es ein schöner Tag und er sonniger Stimmung war. »Das letzte Kleinod Britanniens befindet sich in London«, gestand er. »Oder vielmehr, es befand sich dort«, ergänzte er hastig. »Es ist dort vergraben. Ich wollte dir eigentlich einen Spaten in die Hand drücken und dich das Ding ausgraben lassen, aber du hättest bestimmt alles vermurkst. Sieh dir doch nur an, was du auf Ynys Mon gemacht hast! Zahlenmäßig unterlegen und umzingelt, in der Tat! Unverzeihlich! Daher habe ich beschlossen, es selbst zu machen. Zunächst muß ich natürlich herausfinden, wo es vergraben ist, und das könnte schwierig werden.«
    »Habt Ihr deswegen die Hunde mitgebracht, Lord?« fragte ich ihn. Denn Merlin und Nimue hatten ein Rudel ziemlich räudiger Köter um sich versammelt, das nun das Heer begleitete.
    Merlin seufzte. »Ich möchte dir einen guten Rat geben, Derfel«, sagte er. »Man kauft sich keinen Hund, um dann doch selber zu bellen. Ich weiß, welchem Zweck die Hunde dienen, Nimue weiß es, und du weißt es nicht. So haben es die Götter bestimmt. Hast du noch weitere Fragen? Oder darf ich jetzt endlich diesen Morgenspaziergang genießen?« Unversehens machte er längere Schritte und stieß bei jedem nachdrücklichen Schritt seinen großen, schwarzen Stab ins Gras. Sobald wir Calleva hinter uns gelassen hatten, empfing uns der Rauch großer Leuchtfeuer. Das war das Zeichen der Feinde, daß wir in Sicht gekommen waren, und jeder Sachse, der eine solche Rauchsäule entdeckte, hatte Befehl, sein Land zu verwüsten. Die Getreidespeicher wurden geleert, die Häuser niedergebrannt, das Vieh davongetrieben. Und immer wieder zog sich Aelle so weit zurück, daß er uns einen Tagesmarsch voraus war und uns auf diese Art tiefer in das verwüstete Land hineinlocken konnte. Überall dort, wo die Straße durch Wälder führte, war sie mit gefällten Bäumen verbarrikadiert, und während unsere Männer damit beschäftigt waren, die Stämme aus dem Weg zu räumen, kam immer wieder ein Pfeil oder ein Speer durchs Laub geflogen, um ein Leben zu nehmen; oder einer der riesigen sächsischen Kampfhunde kam geifernd aus dem Unterholz geschossen, aber das waren die einzigen Angriffe, die Aelle unternahm, und seinen Schildwall bekamen wir kein einziges Mal zu sehen. Er wich zurück, wir stießen vor, und Tag für Tag töteten die feindlichen Speere oder die Hunde einen oder zwei unserer Männer.
    Weit mehr zu schaffen machten uns Krankheiten. Dasselbe hatten wir vor Lugg Vale erlebt: Sobald sich ein großes Heer versammelte, schlugen die Götter es mit Krankheit. Die Kranken hielten uns schrecklich auf, denn diejenigen, die nicht marschieren konnten, mußten an einem sicheren Ort zurückgelassen und, damit sie nicht den sächsischen Kriegshorden in die Hände fielen, die sich an unseren Flanken herumtrieben, von Speerkämpfern bewacht werden. Bei Tag sahen wir diese feindlichen Horden als ferne, zerlumpte Gestalten, während nachts ihre Feuer am Horizont flackerten. Dennoch waren es nicht die Kranken, die uns am
    nachhaltigsten behinderten, sondern das schwerfällige Tempo, mit dem sich eine so große Masse Menschen fortbewegt. Mir war es schleierhaft, wieso dreißig Speerkämpfer an einem Tag mühelos zwanzig Meilen zurücklegen konnten, ein Heer, das zwanzigmal so groß war, jedoch von Glück sagen konnte, wenn es acht oder neun Meilen schaffte, auch wenn es sich noch so sehr anstrengte. Unsere Wegzeichen waren die Steine, die die Römer am Wegrand aufgestellt hatten und die die Anzahl der Meilen bis London anzeigten. Nach einer Weile beachtete ich sie nicht mehr, weil ich mich vor ihrer deprimierenden Aussage fürchtete.
    Auch die Ochsenkarren behinderten uns. Wir hatten vierzig geräumige Bauernwagen im Troß, die unseren Proviant und unsere Ersatzwaffen mit sich führten, und diese Wagen rumpelten im Schneckentempo hinter unserer Marschkolonne einher. Das Kommando über diese Nachhut war Prinz Meurig übertragen worden, der ein großes Theater um die Wagen machte, sie zwanghaft immer wieder zählte und sich ständig beschwerte, die Speerkämpfer vorn marschierten zu schnell. Angeführt wurde das Heer von Arthurs berühmten Reitern. Es waren inzwischen fünfzig, alle auf großen, zottigen Pferden, die tief im Innern

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