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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Jahre kaum noch zu sehen, befand sich ein gemaltes Symbol, das aussah wie ein riesiges X, über das ein P gemalt worden war. Zu diesem Symbol blickte Galahad empor und schlug das Kreuz. »Dies war früher einmal eine Kirche, Derfel«, sagte er ehrfürchtig.
    »Es stinkt«, gab ich zurück.
    Mit frommem Blick sah er zu dem Symbol empor. »Es hat Christen hier gegeben.«
    »Jetzt nicht mehr.« Ich schüttelte mich, weil der Gestank so übel war, und schlug hilflos nach den Fliegen, die um meinen Kopf summten.
    Galahad schien der Gestank nichts auszumachen. Er stieß
    seine Speerstange so lange in die kompakte Masse aus Kuhmist und verfaulendem Stroh, bis es ihm schließlich gelang, einen kleinen Teil des Bodens freizulegen. Was er dort fand, schien ihn nur noch anzuspornen, denn er arbeitete fieberhaft, bis er den oberen Teil eines Mannes vom Schmutz befreit hatte, ein Bild aus kleinen Mosaiksteinchen. Der Mann trug Gewänder wie ein Bischof, sein Kopf war von Sonnenstrahlen umrahmt, und auf der erhobenen Hand trug er ein kleines Tier mit magerem Körper und einem großen, zottigen Kopf. »Der Evangelist Markus mit seinem Löwen«, erklärte mir Galahad.
    »Ich dachte, Löwen wären riesige Biester«, sagte ich enttäuscht. »Sagramor sagt, sie wären größer als Pferde und wilder als Bären.« Ich spähte auf das dungverschmutzte Tier hinab. »Das hier ist ja höchstens ein Kätzchen.«
    »Es ist ein symbolischer Löwe«, behauptete er. Dann versuchte er noch mehr von dem Fußboden freizulegen, aber der Dreck war zu alt, zu kompakt und zu zäh. »Eines Tages«, sagte er, »werde ich auch eine so große Kirche bauen. Eine riesige Kirche. Einen Ort, an dem sich ein ganzes Volk vor seinem Gott versammeln kann.«
    »Und wenn du tot bist«, sagte ich, während ich ihn zur Tür zurückzog, »wird irgendein Bastard zehn Rinderherden darin überwintern lassen und dir ungeheuer dankbar sein.«
    Er bestand darauf, noch eine Minute zu verweilen, und während ich seinen Schild und seinen Speer hielt, breitete er die Arme aus, um an diesem alten Ort ein neues Gebet zu sprechen. »Ein Zeichen Gottes«, verkündete er aufgeregt, als er mir schließlich wieder in den Sonnenschein hinausfolgte. »Wir werden das Christentum nach Lloegyr zurückbringen, Derfel. Es ist ein Zeichen für unseren Sieg!«
    Für Galahad mochte es ein Zeichen für unseren Sieg sein, für uns wäre die alte Kirche jedoch um ein Haar zum Auslöser einer Niederlage geworden. Als wir am Tag darauf ostwärts gen London weiterzogen, das jetzt so aufregend nahe war, blieb Prinz Meurig in Fontes zurück. Die Wagen schickte er mit dem größten Teil ihrer Eskorte voraus und blieb selbst mit fünfzig Mann zurück, um die Kirche von ihrer dicken Dreckschicht zu befreien. Genau wie Galahad war auch Meurig tief bewegt von der Existenz dieser uralten Kirche und beschloß, das Heiligtum seinem Gott zurückzugeben. Deswegen befahl er seinen Speerkämpfern, sich ihrer Waffen zu entledigen und das Gebäude von Dung und Stroh zu reinigen, damit die Priester, die ihn begleiteten, alle Gebete sprechen konnten, die nötig waren, um das verschmutzte Gebäude neu zu weihen.
    Doch während die Nachhut Kuhmist schaufelte, rückten die Sachsen, die uns gefolgt waren, über die Brücke vor. Meurig entkam: Er hatte ein Pferd. Die meisten seiner Dungschaufler starben jedoch ebenso wie zwei seiner Priester. Dann stürmten die Sachsen die Straße entlang und erreichten die lange Reihe der Wagen. Der Rest der Nachhut wehrte sich tapfer, war aber hoffnungslos unterlegen: Die Sachsen umgingen sie, überrannten sie und begannen die
    dahinstapfenden Ochsen abzuschlachten, so daß die Wagen einer nach dem anderen stehenblieben und dem Feind in die Hände fielen.
    Inzwischen hatten auch wir den Lärm gehört. Das Heer machte halt, während Arthurs Reiter dorthin
    zurückgaloppierten, von wo der Lärm des Tötens kam. Keiner der Reiter war richtig für den Kampf gerüstet, denn es war so heiß, daß die Männer nicht den ganzen Tag lang in ihrer Rüstung reiten konnten; dennoch genügte ihr plötzliches Auftauchen, um die Sachsen in die Flucht zu schlagen. Aber der Schaden war längst angerichtet. Achtzehn der vierzig Wagen waren bewegungsunfähig und würden, da ohne Ochsen, zurückgelassen werden müssen. Die meisten der achtzehn waren geplündert und die Fässer mit unserem kostbaren Mehl auf die Straße geleert worden. Wir retteten alles, was wir an Mehl noch finden konnten, und sammelten es in

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