Ashes to Ashes (German Edition)
die Tiefe ziehen!
Vergebt mir, Prinz. Vergib mir, Christen. Geheiligt werde sein Name…/
Träge setzte auch er sich endlich in Bewegung,
lief zurück zu seinem Pferd, das er schon von weitem wiehern hörte, als er sich
ihm näherte. Das tat der Hengst immer, wenn er seinen Herren zurück erwartete.
Es war stets eine freudige Begrüßung, die er Duncan entgegen brachte.
Doch dieses Mal mischte sich das Schnauben eines
zweiten Tieres in die Laute und Duncan blickte von seinen Füßen auf, die er den
ganzen Weg zurück angestarrt hatte.
Christen stand dort am Wegesrand, hoch zu Ross.
Er wartete auf ihn.
Etwas befremdet erkannte der Ritter, dass ihm
der Prinz bereits zuwinkte und sich anschließend die Hände vor den Mund hielt.
„Wo bleibst du denn, Duncan? Wenn du weiter so
herumtrödelst, werden wir den Hof heute nicht mehr erreichen! Also nimm die
Beine unter die Arme und schick dich, hahaha!“
Das herzhafte Lachen, welches aus Christens
Kehle drang, klang so unbeschwert und fröhlich, dass Duncan einen Anflug von
Heiterkeit in seinem Gemüt zu spüren glaubte.
/Du tust, als wäre nichts gewesen…/
Endlich erreichte er sein Pferd und den
wartenden Prinzen.
„Und auf mit dir, Soldat! Es ziemt sich nicht,
einen Prinzen warten zu lassen, der durchgefroren ist bis auf die Knochen. Wenn
ich noch lange von dem Schneegestöber umweht werde, zerbröseln mir die Glieder
zu feinem Staub! Und glaub ja nicht, dass ich ohne dich vor den König trete!
Dass wir so spät ankommen werden, ist
schließlich deine Schuld, also kannst du auch ruhig einen Teil seines Zorns auf
dich nehmen! Heah!“
Er ritt davon, Duncan folgte ihm und wunderte
sich ob der seltsamen Leichtigkeit in seinem Herzen.
Sie könnten noch einmal von vorne beginnen. Ganz
von vorne. Hatte Christen nicht eben den Anfang gemacht?
Und dann wäre alles einfacher.
Insgeheim rügte er sich für seine Torheit,
diesen kindlichen Glauben fortzuführen, aber er wusste auch, dass es die
einzigen Gedanken waren, die ihm momentan Trost spenden konnten.
Und so ritten sie dem Schloss entgegen, neuen
Mutes und wussten dennoch, dass nichts mehr sein würde, wie es war…
/…Dein Reich komme, dein Wille geschehe…/
***
„Potz Blitz, bei der heiligen Jungfrau und ihren
Gedärmen, ich kann es einfach nicht fassen!“, fauchte Sherryl durch die
Gaststube, sich über einen Humpen Bier beugend, den sie schon mehr als zur
Hälfte gelehrt hatte. Dabei schlug sie mit der flachen Hand auf das verklebte
Holz des Tisches, an dem sie saß, dass der Schankwirt beinahe Angst bekam, sie
würde das kostbare Mobiliar zu Kleinholz verarbeiten.
„So etwas kann es nicht geben! Lässt mich
einfach stehen, dieser sture Bock! Und für was?!“
Die Zunge klebte ihr irgendwie so seltsam am
Gaumen, dass sie Schwierigkeiten hatte, die Worte verständlich zu äußern, aber
es musste ihr ja sowieso keiner zuhören. Und Leila würde sie auch so verstehen.
Stimmt, sie war ja mit Leila hierher gekommen und jetzt blickte sie misstrauisch
nach rechts, grunzte zufrieden, als sie das kleine schüchterne Mädchen an ihrer
Seite fand, die ihre Blicke großäugig erwiderte.
„Ich kann dir sagen, Männer sind doch alle
gleich! Denken alle nur mit dem, was sie inner Hose haben.
Ich glaub’ mein Schwein pfeift! Aber gehörig!“
„Sherryl…“ Beschwichtigend hob Leila ihre
kleinen Hände, weil ihr die neugierigen Blicke, die von allen Seiten auf sie
einströmten, langsam zu viel wurden.
„Sherryl, trink doch bitte aus und dann gehen
wir wieder heim, ja?“
„Genau, kleine Mädchen sollten um diese Uhrzeit
schon im Bett liegen und sich erst recht nicht in einer Kneipe aufhalten. Noch
dazu, wenn sie solch schlechten Umgang haben!“, zwinkerte ihr ein junger Mann
keck von der Seite zu, den sie schließlich als Friedrich erkannte.
Sherryl bekam von alldem nichts mit, lag schon
mehr auf der Tischplatte, als dass sie davor saß und schimpfte noch immer in
wilden Verwünschungen vor sich hin.
„Friedrich! Wo kommst du auf einmal her?“,
wollte Leila wissen, aber eigentlich war es ihr egal. Hauptsache, er würde
Sherryl endlich zur Vernunft oder sie nach Hause bringen, so dass auch sie -
Leila, endlich zurück zur Großmutter gehen konnte.
„Ich wusste gar nicht, dass Sherryl an die
heilige Jungfrau glaubt!“, stupste er Leila sanft von der Seite her an, nahm
seine Augen aber nicht von der rothaarigen jungen
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