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Ashes to Ashes (German Edition)

Ashes to Ashes (German Edition)

Titel: Ashes to Ashes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentine Morgen
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bewusst diese Anrede ein, um seinen Kameraden zu
verstehen zu geben, dass er dem Prinzen des Landes gebührenden Respekt entgegen
brachte.
     
    Christen zögerte einen Moment, schien sich in
seinen Gedanken zu verfangen, doch schließlich schüttelte er dankend den Kopf
und verabschiedete sich. Seine hastigen Schritte knirschten auf dem steinigen
Untergrund des Schlossinnenhofs.
    „Geht schon einmal vor!“, warf Duncan den
Männern zu, die sich jetzt langsam wieder trauten, sich zu bewegen.
    „Ich komme nach, zuvor muss ich noch etwas
erledigen!“
    Sie raunten ihm ihre Zustimmung zu, ermahnten
ihn, nicht zu lange auf sich warten zu lassen und schwankten ebenso galant
davon, wie sie daher gelaufen waren.
     
    Duncan jedoch huschte Christen hinterher und
holte ihn auch bald ein.
    „Du bist noch hier?“, fragte der Prinz monoton.
„Willst du dich nicht ein wenig amüsieren? Was… machst du denn noch hier?“
    „Ich begleite dich…“
    „Wohin?“
    „Zurück zu deinem Gemach. Du steuerst doch
darauf zu, täusche ich mich? Oder dorthin, wo auch immer du hin gehen magst.“
    „Denkst du, man könnte mich hier draußen
überfallen und ich bräuchte deinen Schutz?“
    „Bei Dunkelheit kann man sich nie sicher sein!“
    Sie schwiegen einen Augenblick und beobachteten
hin und wieder die am Himmel ziehenden Wolken, die von einem eisigen Wind
getrieben wurden und das Mondlicht nur ab und zu zur Erde fallen ließen. Doch
egal, wie selten die Strahlen herab fielen, Duncan genoss ihren Anblick auf
Christens zarten Zügen, auf seinem weichen Haar, das silbrig glänzte wie der
Schnee, der sie umgab.
    „Weshalb kommst du nicht mit uns?“
    Sie waren am Eingangstor des Westflügels
angekommen und standen sich gegenüber, hielten erneut starr die Blicke
aneinander geheftet, beinahe forschend, bis Christen kurz den Kopf senkte.
    Unterbewusst strich er sich sein Haar aus der
Stirn und versuchte zu lächeln, doch wahrscheinlich erschien sein
Gesichtsausdruck ebenso bitter, wie das Gefühl in seinem Herzen.
    „Ich… genieße nicht die Freiheiten eines
Soldaten, Duncan! Dinge sind für mich nicht so einfach wie für dich. Und werden
es nie sein!“
    /Vergiss das nicht!/, wollte er noch anfügen, doch er sprach die Worte
nur in seinen Gedanken, bevor er sich schließlich umdrehte und durch das Tor
schritt.
    „Gute Nacht!“, hauchte ihm Duncan noch
hinterher. Er meinte eine leise Erwiderung zu hören.
    Doch da der Wind durch die Ritzen des Tores
heulte, war er sich nicht ganz sicher, ob er es sich vielleicht doch nur
eingebildet hatte.
     
     
    ~23~
    Kaleidoskop
     
    Ein eisiger Wind huschte durch die Straßen und
Gassen der verlassenen Stadt. In den meisten Häusern waren die Lichter bereits
verloschen, nur hier und da zwängte sich noch der flackernde Schein einer
kleinen Kerze durch die hölzernen Ritzen eines verriegelten Fensters.
     
    Duncan zog sich den Umhang fester um den Körper.
    Seit er das Gasthaus wieder verlassen hatte, war
das Frösteln nur sehr hartnäckig abzuschütteln gewesen.
    Der Winter ließ seinen Atem kristallisieren und
trieb ihm einzelne Tränen in die Augen, die er sogleich hinwegblinzelte.
    Alles schien so unendlich ruhig, keine Anzeichen
mehr von den tobenden Mengen, die während des Tages bis lange in den Abend
hinein die Straßen mit ihrem emsigen Treiben gefüllt hatten.
    Inzwischen war es wirklich spät geworden,
stellte Duncan mit einem seichten Lächeln auf den Lippen fest, als er die
Müdigkeit bemerkte, die sich allmählich seines Körpers bemächtigte. Sie hatten
so vertieft an ihren Würfeltischen und Kartenspielen gesessen, dass keiner
bemerkt hatte, wie die Zeit verflossen war. Und auch jetzt hatten ihn seine
Freunde nur widerwillig von dannen ziehen lassen. In einem Moment ihrer
Unachtsamkeit konnte er sich durch die Tür des Gasthauses nach draußen stehlen,
wo ihn die kalte Jahreszeit mit ihren grausam beißenden Armen offen empfing.
    Es wäre so viel schöner gewesen, wenn Christen
ihn zum ‚Greinenden Stier’ begleitet hätte, wenn er neben ihm am Tisch gesessen
und ein Glas Wein getrunken hätte.
    Bildlich konnte er sich in seinem Inneren das
sanfte Lächeln des Prinzen vorstellen, so unbeschwert, wenn sich dieser
unbeobachtet glaubte.
    Aber Christen hatte ja recht!
    Für einen Mann seines Standes gehörte es sich
nicht, sich unter das gemeine Volk zu mischen, wenn es auch in Begleitung seiner
Ritter oder Soldaten war. Er hatte

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