Astrilandis Buch 1
mahnte ihn zu doppelter Aufmerksamkeit. Er konnte sich diese Gesellen nicht vorstellen, aber er war sicher, dass er sie auf Anhieb erkennen würde, sollte er ihnen irgendwann einmal gegenüber stehen.
Hero schlief in dieser Nacht nur wenig. Dass die Reise so viele Gefahren mit sich bringen würde, hatte er nicht erwartet. Doch sein Wunsch, Mita zu finden war stärker als alle Angst vor Dorots oder anderen Feinden. Er wusste nur, wie schwierig es war, seine Freunde weiter von Astrilandis wegzuführen. Der junge Ipmeos mit seiner Verletzung am Arm tat Hero leid. Er war für diese Art von Abenteuer nicht geschaffen. Die behütete Welt des Palastes fehlte ihm. Hero nahm sich vor auf Ipmeos besonders acht zu geben. Vielleicht hatte Amira doch Recht gehabt mit ihrer Behauptung, Ipmeos sei einfach noch ein Kind.
Am nächsten Morgen fragte Hero Melia, ob sie Mita mit ihrer Mutter gesehen hatte. Er beschrieb sie so genau wie möglich, aber Melia sagte nur: „So sehen hier alle Mädchen aus. Lange rotblonde Zöpfe und blaue Augen sind nichts Außergewöhnliches.“ Hero war enttäuscht. Er hoffte auf ein Zeichen von Mita oder ihrer Mutter. Melia ergänzte: „Eine große Menge Flüchtlinge sind hier bei uns vorbeigekommen. Wir mussten schon bald unsere Türen verschließen, um nicht von ihnen ausgeraubt zu werden. Sie hatten meistens nichts mehr zu essen und waren auch sonst müde und hätten sich gewaltsam alles genommen, was wir nicht vor ihnen versteckt haben.“ Während sie sprach, wich aus Heros Gesicht alle Farbe und seine Augen verschleierten sich. In seinem Kopf hämmerte es. Er hatte gehofft, eine Spur zu finden und fragte sich, ob der ganze Weg nicht umsonst gewesen war. Gut, dass Kanto und Ipmeos nicht gehört hatten, was Melia ihm erzählt hatte. Als ob Melia seine Gedanken gelesen hätte, fügte sie schnell noch hinzu: „Die ersten Flüchtlinge, haben wir in die Felsenburg zu Windur geschickt, da sie dort am sichersten waren. Vielleicht ist Mita mit ihrer Mutter noch rechtzeitig dorthin gekommen.“ Hero nickte nur. Er ging aus der Hütte hinaus, wo Ipmeos und Kanto bereits die Pferde sattelten und ihre Körbe verstauten. Hero wandte sich wieder an seine Freunde: „Ipmeos, lass erst einmal Melia auf dem Pferd reiten, sie kann voraus gehen, da sie den Weg am besten kennt. Melia setzte sich zusammen mit ihrem Bruder auf Ipmeos Pferd und sie machte sich auf den Weg. Ipmeos, der nicht gerne zu Fuß ging, trottete mit gesenktem Kopf hinter seinem Pferd her. Er verstand nicht, warum Hero diese Leute mitnahm. Sie waren nur Ballast und er hätte Hero am liebsten davon abgehalten, aber ihm fehlte der Mut, seinem Freund Vorschriften zu machen. Bald ritt auch Kanto an ihm vorbei und er musste am Ende der Gruppe hinter dem Packpferd hergehen.
Trotz der inzwischen hoch stehenden Sonne, war es in den Bergen angenehm kühl. Sie waren ständig bergauf gegangen und Melia bestätigte Hero ein paar Mal, dass sie auf dem richtigen Weg nach Scaramatos waren. Die Felsenburg von Windur war nicht mehr weit, aber sie war auf der Nordseite der Berge nicht zu sehen. Sie mussten hinauf bis zum Gipfel des Wolfsgebirges und auf der anderen Seiten wieder absteigen. Vom Tal aus hatten sie diese mächtige Burg als Silhouette in der Ferne bereits gesehen, doch jetzt waren sie mitten im Gebirge und ohne Melias Hilfe wäre es unmöglich gewesen, die Burg Windurs zu finden. Hero hoffte, dass Mita mit ihrer Mutter diese Burg als Zufluchtsort gefunden hatte und er sie dort antreffen würde. Der Weg führte jetzt auf offenem Gelände dahin, die Felsen waren schwarz und das Geröll knirschte unter ihren Füßen. Während Hero neben Melia her ritt, erzählte er ihr von den Kämpfen um Astrilandis und dass er der künftige Herrscher dieses Reiches war. Melia blickte Hero immer wieder von der Seite an. Dieser angebliche Herrscher gefiel ihr, doch ob er wirklich der Prinz von Astrilandis war, daran zweifelte sie. Seine Haut war goldfarben, seine Haare, die zwar ungepflegt wirkten, fielen in dicken Locken auf seine Schultern. Das Amulett um seinen Hals war aus reinem Gold und blitzte in der Sonne. Wenn Hero sich ihr zu wandte und lachte, zeigte er eine Reihe glänzend weißer Zähne und sein Lachen war so kehlig, dass es ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Doch wo war das Gefolge dieses jungen Herrschers? Mit ein paar Jungen war er losgezogen, ein Mädchen zu suchen. Sie wünschte sich, dass dieser Junge nicht nach Mita sondern nach ihr gesucht
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