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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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war. Aber jetzt gab es dort Wege, wo nie welche gewesen waren, ein ganzes, komplexes System von niedrigen Lavendelbüschen, aufgeteilt in strenge Vierecke. Millies Baumhaus war mit lila Krokodilen und Elefanten neu bemalt worden und gehörte jetzt Adelayde, dem neuen Cassidy-Sproß.
    Millie hasste Melissa. Sie durfte nur einmal in der Woche herkommen, um ihren Dad zu sehen. Als Sally jetzt draußen anhielt, weigerte sie sich auszusteigen und hineinzugehen. Sie wollte nicht einmal, dass man ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm, sondern blieb im Wagen sitzen, drückte die Nase ans Fenster und schaute hinaus, während Sally den Weg hinaufging, beleuchtet von solargespeisten Gartenlaternen, die alle paar Schritte im Boden steckten.
    Sally hatte sich nicht telefonisch angemeldet; Julian hätte einen Grund gefunden, den Anruf nicht entgegenzunehmen. Sie ging geradewegs zur Haustür und klopfte laut. Eine Stimme drang heraus, Melissa, die rief: »Julian. Da ist jemand.« Einen Augenblick später öffnete er mit einem Weinglas in der Hand.
    »Oh.« Er machte ein langes Gesicht, als er sie sah. »Sally.«
    »Darf ich reinkommen?«
    Er warf einen Blick voller Unbehagen über die Schulter. Sie sah einen kostspielig konstruierten Kinderwagen hinter ihm. Eine Reihe Rasseln schwebte darüber. »Worum geht’s?«
    »Um Millie.«
    »Julian?«, rief Melissa von drinnen. »Wer ist da, Schatz?«
    »Es ist … Sally.«
    Es wurde still. Dann öffnete sich die Wohnzimmertür, und Melissa erschien. Sie war von Beruf Landschaftsgärtnerin, und als Sally sie das erste Mal gesehen hatte, war sie gekleidet gewesen, als wollte sie zum Rodeo: ein wildlederner Cowboyhut, Wanderstiefel mit dicken, über den Rand heruntergerollten Socken und Tweedshorts, die von einem Tag zum andern niemals die Farbe änderten. Sie lachte wie ein Pony, und die Schnur ihres Hutes baumelte unter dem Kinn hin und her. Bei kaltem Wetter bildete sich manchmal ein klarer Tropfen an Melissas Nasenspitze und blieb dort minutenlang zitternd hängen, während Melissa redete. Dass Julian sich für eine solche Frau interessieren könnte, damit hätte Sally zuallerletzt gerechnet. Heute trug sie die üblichen Shorts, aber darüber eine riesige hellbeige Strickjacke, und Adelayde war in einem scharlachroten Tragetuch vor ihre Brust gebunden. Sie wippte automatisch auf und ab, damit das Baby nicht aufwachte, während sie die Exfrau ihres Gatten beäugte.
    »Sally!«, sagte sie nach ein paar Augenblicken. »Reizend siehst du aus. Komm herein.« Sie trat zurück, um Sally ins Wohnzimmer treten zu lassen, und lächelte dabei herzlich. »Schön, dich zu sehen.«
    Sally kam herein und blieb eine Zeitlang schweigend stehen. Das Zimmer war nicht wiederzuerkennen; es war neu eingerichtet, in satten Grundfarben und mit scharfkantigen, unbequemen Möbeln. Ein schwarzweißer Seidenvorhang vor den Erkerfenstern war halb geschlossen, und davor stand das Laufställchen des Babys.
    Melissa schaltete den Fernseher ab, der leise in der Ecke lief, und ließ sich auf dem Rand eines großen Sofas nieder. Dabei drückte sie die Beine des Babys auseinander, sodass sie zu beiden Seiten ihres Bauches zu liegen kamen. Sally sah sich nach ihrem bequemen alten Sessel um, in dem sie Millie als Baby immer gefüttert hatte. An seiner Stelle fand sie ein lederbezogenes Zweiersofa mit einem Muster aus violetten und weißen Sechsecken. Ungelenk setzte sie sich hin.
    »Wie geht’s Millie?« Melissa lächelte immer noch. »Munter wie immer?«
    »Nein. Es geht ihr schrecklich.«
    Melissas Lächeln verblasste. »Wirklich? Etwa wegen dieses Mädchens? Lorne Wood?«
    »Das macht’s nicht besser.«
    »Einer der Jungen, die bei mir ein Praktikum gemacht haben, kannte sie. Er war verknallt in sie. Mich hat’s gewundert. Sie schien mir nicht sein Typ zu sein. Schrecklich … billig aussehend, weißt du.«
    »Was ist denn mit Millie?«, fragte Julian. »Neulich schien ihr nichts zu fehlen.«
    »Es ist zwar schon lange her, aber ich glaube, sie hat immer noch Schwierigkeiten mit der Scheidung.«
    »Sally«, sagte Julian leise, »wenn du über die Scheidung reden willst, wäre es vielleicht besser, wenn …«
    »Sie hat es schwer.« Sallys Stimme klang fester, als sie es selbst erwartet hatte. »Sie ist ein junges Mädchen, und es ist nicht einfach für sie.«
    Julian runzelte die Stirn. So hatte er Sally noch nicht erlebt. Ein bisschen nervös schloss er die Tür und kam durch das Zimmer herüber. Er setzte sich neben

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