Atemlos - Toedliches Erbe
Geschmack diente, sondern dass es ein wesentlicher Inhaltsstoff von
Rapture
war.«
Sie nahm ihren Cappuccino und umschloss die flache Tasse mit ihrer Handfläche.
»Pistacia lentiscus
findet sich in ganz Südeuropa. Die Subspezies aus unserer Liste mit erprobten Ingredienzien stammt jedoch ausschließlich von einem einzigen Ort in Griechenland. Genauer gesagt, von der Halbinsel beim Berg Athos. Und jetzt möchtest du wohl wissen, wieso ich mich an dieses winzige, unscheinbare Detail erinnere?« Sie trank einen Schluck von ihrem cremigen Kaffee und betrachtete ihn dabei über den Tassenrand hinweg.
Artig hob er fragend die Brauen, ein dünnes Lächeln auf den Lippen.
»Weil ich damals, als ich Recherchen über die Pflanze und ihr Vorkommen anstellte, herausfand, dass dies die Gegend ist, in der sämtliche Klöster liegen – zu denen Frauen übrigens keinen Zutritt haben. Dieses Detail ist mir im Kopf hängen geblieben.«
Rand grinste. »Und du wolltest natürlich sofort hin und die Blätter eigenhändig pflücken.«
Sie lächelte zurück. Dieses unkomplizierte Gefühl der Verbundenheit machte ihr ungeheuren Spaß. Das Ausschauhalten nach emotionalen Fallgruben war Schwerstarbeit, und sie war mehr als bereit, die gegenwärtige Entspannungsphase in vollen Zügen auszukosten. Die Sonne schien, ein Pärchen am Nachbartisch lachte, und ein kleines Vögelchen zu ihren Füßen blickte in der Hoffnung auf einen Frühstückskrümel auf. Das letzte Mal hatte sie sich so glücklich gefühlt, als Rand sich ein paar Tage von seiner neuen und bestens ausgelasteten Firma freigenommen hatte, um mit ihr übers Wochenende nach Carmel zu fahren – gerade mal ein paar Wochen, bevor ihr ganzes vorheriges Leben sich in Rauch aufgelöst hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Nein. Ich werde nicht daran denken. Nicht jetzt.
Sie war fest entschlossen, jede gottverdammte Sekunde dieses Morgens zu genießen – so lange er eben währte. »So in etwa. Wir benutzten das Harz des Baumes, nicht die Blätter. Es tritt durch die Rinde aus. Sobald es zu trocknen beginnt, wird es mit den anderen Ingredienzien vermischt. Eigentlich wird es schon seit Jahrhunderten in Medikamenten benutzt, von Kaugummi, Lebensmitteln und Kosmetika ganz zu schweigen. Es ist in allen möglichen Produkten enthalten.«
»Und was ist an diesem Mastix, das Rydell benutzt hat, so anders oder besonders? Mir scheint, dein Hinweis gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen.«
»Das Mastix, das in dieser Rezeptur verwendet wurde, ist auf der ganzen Welt gerade mal an zwei Orten zu finden.
Zwei.
« Eine Vorahnung ließ ihr Herz schneller schlagen, denn plötzlich wurde ihr klar, dass sie da möglicherweise einer Sache auf der Spur war. Womöglich war das der greifbare Hinweis, der sie zu der Person führen würde, die für all das verantwortlich war. »Auf der griechischen Insel Chios ist eine Subspezies beheimatet, die sich aber für unsere Zwecke als zu instabil erwies. Die Variante, die wir ausschließlich benutzt haben, wird in dem Gebiet des Berges Athos geerntet, und zwar in sehr geringen Mengen. Ich finde, da sollten wir hinfahren und sehen, was sich dort ergibt.«
»Verstehe.« Er ließ sich ihren Vorschlag einen Moment durch den Kopf gehen. »Ich würde es allerdings vorziehen, nach Albanien zu fahren und an dem letzten Ort, an dem meine Leute umgekommen sind, nach Hinweisen zu suchen. Irgendjemand hat sie umgebracht – und dieser Jemand könnte dieselbe Person sein, der wir auf den Fersen sind.«
Dakota legte ihm ihre freie Hand auf den Unterarm. Er war hart wie Stein. »Ich verstehe ja, dass du nach deinen Leuten sehen willst, aber mein Gefühl sagt mir, dass wir direkt zum Berg Athos fahren sollten. Die Zeit läuft uns davon, und beides können wir unmöglich schaffen.«
Rand schenkte ihr ein halbes Lächeln, beugte sich dabei kurz zur Seite und zog seine Brieftasche aus der Gesäßtasche, um ihr Frühstück zu bezahlen. »Hast du in deiner Tasche auch eine männliche Verkleidung? Einen netten Schnäuzer mitsamt Spitzbart vielleicht?« Er legte eine Handvoll Euros neben seinen leeren Teller.
Dakota strich ihm mit dem Daumen über die warme Haut auf seinem Handrücken. Er hielt ihre Hand noch immer locker fest. Was hatte der Mann für große Hände. Sie liebte es, sie anzusehen, liebte es, wenn sie ihre Haut berührten, liebte ihre Kraft und Sanftheit, wenn er mit ihr schlief. »Ist mir nie in den Sinn gekommen«, neckte sie zurück. »Aber ich wette,
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