Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

schreien gehört und schreien und schreien, bis es dann plötzlich still war.
    Im Untersuchungsbericht haben die Polizisten später angegeben, sie hätten nicht gemerkt, dass der 32-jährige Mann nicht mehr geatmet hat, als sie ihn die Treppe hinunterschleiften. Die offiziellen Untersuchungen wurden irgendwann eingestellt, Zeugen wurden nicht befragt, der ganze Vorgang wurde verschleppt und letztendlich weiß keiner, ob Slieman starb, weil Pfefferspray und Kokain eine tödliche Reaktion hervorgerufen haben, oder ob sie ihm ganz einfach so viele Knochen gebrochen und die Luft abgewürgt haben, dass sein Herz aufgehört hat zu schlagen. Sicher aber ist, dass die Bullen nur deshalb so hart durchgegriffen haben, weil sie Angst hatten. Angst vor den bösen arabischen Großfamilien, vor den Intensivstraftätern, vor den bewaffneten Ausländerbanden. Angst, wie sie Tag für Tag in den Medien geschürt wird, nur um zu beweisen, dass Multikulti versagt und Deutschland genau mit diesen Leuten ein Problem hat. Der Tod von Slieman ist das ganz konkrete Ergebnis einer solchen Propaganda.
    Die Polizei spielt ein doppeltes Spiel und eines darf man mit Sicherheit nicht tun: die Polizei unterschätzen. Die deutschen Bullen sind nicht dumm und haben die Lage schon ganz gut im Griff. Wenn ich lesen muss, die deutsche Gesellschaft hätte vor dem organisierten Verbrechen kapituliert, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Die Polizei weiß über alles Bescheid, was in diesem Land passiert, und einige aus meinen Umfeld behaupten sogar, dass die Bullen selbst die größte Mafiaorganisation im Land seien.
    Die ganzen arabischen Familien, die Motorradclubs, die Russenbanden haben alle nicht mehr viel zu melden, wenn sie nicht mit der Polizei zusammenarbeiten, und die haben ihre ganz eigenen Geschäftsmethoden. Wenn du zum Beispiel mit 500 Gramm Koks erwischt wirst, kann es passieren, dass bei der Verhandlung in der Anklageschrift nur noch 200 Gramm auftauchen. Natürlich wird kein Angeklagter aufstehen und sagen, dass er eigentlich noch viel mehr dabeihatte, aber wo sind die anderen 300 Gramm geblieben zwischen Festnahme und Gerichtstermin? Einen Bekannten von mir, der mit 150 Gramm erwischt wurde, haben die Beamten sogar ganz offen gefragt, ob er eine Anzeige bekommen oder ob er das Zeug einfach abgeben wolle. Anzeige oder abgeben? Er hat das zuerst gar nicht verstanden, aber als er sich dann für Abgeben entschieden hat, war er plötzlich wieder frei. So geht das.
    Korruption spielt hier ganz bestimmt auch eine Rolle. Diese Unterlagen über uns, die der Stern und Spiegel TV veröffentlicht haben, waren zum Beispiel nur für den internen Dienstgebrauch bei der Polizei bestimmt. Wie kommen diese Unterlagen an die Presse? Wer hat diese Unterlagen rausgegeben?
    Als ich angefangen habe, mich mit Anna-Maria zu treffen, und es offensichtlich wurde, dass wir ein Paar sind, bekam sie eines Tages einen Anruf vom Landeskriminalamt Berlin. Der Polizist am anderen Ende der Leitung überbrachte ihr die Warnung, dass sie bloß aufpassen solle, mit wem sie sich da einlasse, denn wenn sie erst mal drinstecken würde in dieser Mafiageschichte, dann käme sie da nicht mehr raus. »Bedenken Sie, Sie haben einen Sohn und auch der wird da nicht mehr rauskommen«, warnte der Mann vom LKA. Wieso hat das LKA die Nummer von Anna-Maria? Wieso warnt eine staatliche Behörde meine Freundin, wenn gegen die betreffenden Personen kein konkreter Tatvorwurf und kein einziger Beweis vorliegt? Die ganze Zeit wird davon geschrieben, dass es jede Menge Zeugen gäbe, die vor lauter Angst nicht gegen uns aussagen wollten. Ist dieser Staat tatsächlich so schwach, dass er nichts gegen eine Handvoll Araber ausrichten könnte, wenn tatsächlich konkrete Tatverdachtsmomente gegen uns vorliegen würden?
    Nach unserer Meinung waren wir immer kooperativ. Als ein Bekannter von mir und ich vor einigen Monaten angefangen haben, regelmäßig in die Moschee zu gehen, wurden wir schon nach kurzer Zeit von unserem Lieblings-LKA-Beamten auf der Straße abgepasst und zum Gespräch in ein Café gebeten. Alles ganz freundschaftlich und auf Du und Du. Man kennt sich ja, so nach dem Motto: »Lass mal reden.«
    Im Café, in dem an jedem Tisch ein weiterer Bulle saß, eröffnete uns unser Kumpel von der Polizei, dass der Staatsschutz sich bei ihm gemeldet habe, wegen unserer häufigen Moscheebesuche, und bevor die Sache größer werde, wolle er halt mal nachfragen, ob es da irgendwelche