Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
Vom Netzwerk:
schließlich. In seiner Stimme schwang eindeutig Zweifel mit.
    Zane wandte den Blick nicht von dem Spiegelglasfenster. „Du wirst aus medizinischen Gründen beurlaubt. Drüben im Walter Reed und in ein paar sonstigen spezialisierten Einrichtungen werden sie jetzt eine Zeitlang dein Hirn gründlich durch die Mangel drehen, dann schicken sie dich in eine andere Stadt. Nach Norfolk vielleicht, oder nach Atlanta. Möglicherweise auch zurück nach Baltimore. Damit du dort auf bestimmte Dauer ruhig lebst und dreimal die Woche zum Arzt gehst“, sagte er monoton. Er kannte dieses Spiel, kannte es nur zu gut.
    „Das ist dann ja wohl ein Nein, was?“, versicherte sich Ty ausdruckslos. Er räusperte sich und stand auf. Zanes Beispiel folgend, fragte er seinerseits nicht nach dessen künftigem Einsatzort. „Na ja. Ist vielleicht besser so, was?“, brummte er und schlüpfte vorsichtig in seine Jacke. Selbst nach all den Wochen, die seither vergangen waren, hatte er immer noch Schmerzen an den Rippen. „Viel Glück, Garrett“, sagte er mit einem leisen Seufzer. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, warum er es so sehr bedauerte, dass es so enden sollte.
    „Gute Besserung, Grady. Das Bureau braucht dich“, sagte Zane, ohne sich zu bewegen. Er versuchte sich darüber klar zu werden, warum das so wehtat. Sie hatten einander kaum eine Woche lang gekannt. Gut, sie hatten es miteinander getrieben wie die Verrückten. Aber warum kam ihm das hier jetzt so falsch vor?
    Ty beobachtete ihn noch einen Moment, bis ihm klar wurde, dass Zane sich nicht einmal umdrehen und ihm Lebewohl sagen würde. Mit schwerem Herzen ging Ty schweigend zur Tür. Seine abgetragenen Stiefel machten auf dem Teppichboden kein Geräusch.
    „Ty—“
    Mit einer Hand schon auf dem Türknauf blieb Ty stehen, drehte sich um und blickte zurück zu Zane.
    Zane hatte sich ebenfalls umgedreht und sah ihn an. Er wirkte jetzt nicht mehr ganz so kalt und abweisend; stattdessen verriet seine Haltung eine ungewöhnliche Verwundbarkeit. „Du hast gesagt, ich würde dich nicht vermissen.“ Er holte tief Luft und seine Stimme war noch leiser als er weitersprach. „Da hast du dich geirrt.“
    Ty schwieg und hielt Zanes Blick regungslos stand. „Ich habe mich bei vielen Dingen geirrt“, sagte er schließlich leise und wehmütig. Dann drehte er den Türknauf und schlüpfte rasch aus dem Zimmer.
    Zane wandte sich wieder zum Fenster um, legte die Stirn an die Glasscheibe und schloss die Augen.

Kapitel 10

    M IT DEUTLICH MEHR als der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit raste das Motorrad den hell erleuchteten Freeway entlang, gelenkt von einer zusammengekauerten Gestalt in schwarzem Leder und mit einem Integralhelm auf dem Kopf. Das Motorrad schlängelte sich durch den Verkehr, kurvte ohne das geringste Zögern um Lastwagen und Autos herum und schoss die Ausfahrt hinunter, wo es dann schließlich langsamer wurde.
    Das Motorrad wurde wieder schneller, als es in eins der älteren, heruntergekommenen, düsteren Stadtviertel einfuhr, wo die Stadt von innen heraus verfaulte. Der Fahrer lenkte es durch das Straßenlabyrinth bis zu einem kleinen Lagerhaus. Auf Knopfdruck öffnete sich ein großes Rolltor. Der Fahrer steuerte das Motorrad hinein, ehe sich das Tor wieder hinter ihm schloss.
    Als das Motorrad angehalten hatte, stand der Fahrer auf und schwang ein Bein über den Sitz. Er ließ die Schlüssel stecken, setzte seinen Helm ab und ging zu einem zerkratzten Tisch. Dort legte er den Helm hin und blickte sich um.
    Zane war seit fast vier Monaten in Miami. Er arbeitete in der Innenstadt, wo er bereits einigen bedeutenden Drogendeals auf die Spur gekommen war. Einen Großteil seiner Erfolge hatte er mit List und Tücke und mit schierem Wagemut erzielt; sein FBI-Kontakt hatte ihn nun schon zum dritten Mal ermahnt, künftig vorsichtiger zu sein. Aber Zane gab nichts auf Sicherheit, solange er nur den Job erledigt bekam.
    Er warf seine Handschuhe neben den Helm und öffnete den Reißverschluss seiner Lederjacke, während er durch das Lagerhaus ging. Er ging die Treppe zu seinem Loft hinauf und hängte das schwarze Leder über das Geländer. Darunter trug er ein verschwitztes, enganliegendes T-Shirt und ein doppeltes Schulterholster. In den Messerscheiden an seinen Handgelenken steckten teuflisch scharfe Messer mit abgenutzten Heften.
    Zane legte seine Waffen ab, schob sich eine der Pistolen hinten in den Hosenbund und ging dann zu einem Hängeschrank, wo er müde den

Weitere Kostenlose Bücher