Auf den Schwingen des Adlers
wieder: Er hatte es eilig.
Er setzte sich zu Perot. »Ich fliege um sechs Uhr dreißig«, sagte er. »Deshalb müssen wir uns beeilen. Man kann hier weder einen Hubschrauber noch eine Sportmaschine kaufen.«
»Warum nicht?«
»Das ist illegal. Man kann ein Flugzeug chartern, aber nur für vorgegebene Strecken.«
»Wer sagt das?«
»Das Gesetz. Außerdem ist das Chartern hier so unüblich, daß man sofort die Behörde mit unbequemen Fragen auf dem Hals hat. Und das wollen wir doch vermeiden. Und ...«
»Moment mal, Ralph. Nicht so schnell«, sagte Perot. Sein Blick sagte deutlich: Ich bin hier der Boß. »Und wenn wir einen Hubschrauber aus einem anderen Land reinbringen?«
»Ich bin seit einem Monat hier und habe mich sehr gründlich umgehört: Du kannst keinen Hubschrauber mieten und du kannst auch kein Flugzeug mieten. Und jetzt muß ich abhauen und Simons an der Grenze abholen.«
Perot lenkte ein. »Gut. Wie kommst du dorthin?«
»Mr. Fish hat uns einen Bus bis zur Grenze organisiert. Der ist schon unterwegs. Ich wollte erst mitfahren, dann mußte ich aber hierbleiben, um dich zu informieren. Jetzt fliege ich nach Adana, das liegt ungefähr auf der halben Strecke, und steige dort in den Bus um. Ich habe Ilsman bei mir, diesen Geheimdienstburschen, und noch einen weiteren Mann zum Dolmetschen. Wann wollen die anderen an der Grenze sein?«
»Morgen mittag um zwei«, sagte Perot.
»Das wird knapp. Macht’s gut, bis später.«
Er spurtete in die Abflughalle zurück und erwischte gerade noch seine Maschine. Ilsman, der fette Geheimpolizist und der Dolmetscher, den Boulware, weil er seinen Namen nicht kannte, Charlie Brown nannte, waren bereits an Bord.
Punkt sechs Uhr dreißig starteten sie.
Sie flogen ostwärts nach Ankara, wo sie mehrere Stunden auf ihren Anschlußflug warten mußten.
Mittags kamen sie in Adana an, in der Nähe der biblischen Stadt Tarsus in der südlichen Zentraltürkei.
Der Bus war nicht da.
Sie warteten eine Stunde lang.
Boulware rechnete inzwischen nicht mehr mit dem Eintreffen des Busses.
Er ging mit Ilsman und Charlie Brown zum Informationsschalter und erkundigte sich nach Flügen von Adana nach Van, einer ungefähr einhundertfünfzig Kilometer vom Grenzübergang entfernten Stadt.
Nach Van gingen von nirgendwo Flüge ab.
»Fragen Sie, ob wir eine Maschine chartern können«, trug er Charlie auf.
Charlie fragte.
»Hier gibt es keine Maschine zu chartern.«
»Können wir irgendwo ein Auto kaufen?«
»In dieser Gegend gibt es nur sehr wenige Autos.«
»Gibt’s denn keine Autohändler in der Stadt?«
»Wenn es welche gibt, dann haben sie keine Autos zu verkaufen.«
»Gibt es denn gar keine Möglichkeit, von hier aus nach Van zu kommen?«
»Nein.«
Es war wie in dem Witz von dem Touristen, der einen Bauern nach dem Weg nach London fragt, und der Bauer antwortet: »Wenn ich nach London wollte, würde ich nicht von hier aus gehen.«
Sie verließen das Flughafengebäude und stellten sich an die staubige Straße. Es gab keinen Gehsteig. Sie waren wirklich am Arsch der Welt. Boulware war frustriert. Bisher hatte er es leichter gehabt als die meisten anderen Mitglieder des Teams. Nicht einmal in Teheran war er gewesen. Doch jetzt, wo er sich endlich einmal beweisen konnte, sah es ganz so aus, als ginge alles schief. Und er wollte ums Verrecken nicht versagen.
Ein Wagen mit türkischer Beschriftung an den Türen näherte sich. »He«, sagte Boulware. »Ist das etwa ein Taxi?«
»Ja«, erwiderte Charlie.
»Teufel auch, nehmen wir uns doch einfach ein Taxi!«
Charlie winkte den Wagen heran, und sie stiegen ein.
»Sagen Sie ihm, wir wollen nach Van«, sagte Boulware.
Charlie dolmetschte.
Der Fahrer gab Gas. Ein paar Sekunden später stellte er eine Frage auf türkisch, und Charlie übersetzte: »Van wo?«
»Sagen Sie ihm: Van in der Türkei.«
Der Fahrer hielt an.
Charlie übersetzte: »Er fragt, ob Sie überhaupt wissen, wie weit das entfernt ist?«
Boulware war sich nicht ganz sicher, wußte jedoch, daß sie durch die halbe Türkei mußten. »Sagen Sie ja.«
Nach einem weiteren Wortwechsel berichtete Charlie: »Er will uns nicht hinbringen.«
»Kennt er einen, der’s tun würde?«
Der Fahrer gab seiner Unwissenheit gestenreich Ausdruck. Charlie übersetzte: »Er will uns mit zum Taxenstandplatz nehmen, dort können wir uns umhören.«
»Einverstanden.«
Sie fuhren in die Stadt. Der Taxenstand war lediglich ein Stück staubiger Straße mit ein paar geparkten
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