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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Brutstätte arbeiteten. Wir hockten uns in eine Seitengasse, in der es nach Urin stank, und warteten den Morgen ab.
    Am nächsten Morgen schlich ich mich auf den Hof der Stallungen und betrachtete die Handelsreisenden, die ihre Waren in Karren luden und ihre Drachen zwischen die Deichseln spannten. Einer der Händler fiel mir auf. Er hatte eine große Familie, und obwohl er sie ständig beschimpfte, gefiel mir das Aussehen seines Anhangs besser als die angeheuerten Söldner, die andere Handelszüge begleiteten. Sie stanken nicht nach Maska, und ihre Kleider waren sauber und gut gepflegt. Außerdem sprachen die unstet um sich blickenden Augen des Händlers und seine vernarbten Wangen von einem Wesen, das möglicherweise geneigt war, den Zustand meiner Mutter zu übersehen, wie auch die zweifelhafte Eleganz des Schmucks, den ich ihm als Zahlung anbieten würde.
    Ob ich ihm vertraute? Nein. Hatte ich eine Wahl? Eher nicht.
    Also verließen Mutter und ich gegen Mittag des nächsten Tages Brut Re in einem der Wagen der Karawane eines reisenden Händlers.
     
    Woher ich wusste, dass Mutter Brut Re verlassen wollte?
    Sie hatte es mir an dem Abend gesagt, an dem ich sie am Fenster des Bestattungsturms überrascht hatte. Natürlich nicht mit vielen Worten, aber in Bildern, in blassen Sepia-Bildern, ohne Tiefen und Schatten, die wie eine Krankheit in meinen Kopf sickerten und hinter meinen Augen pulsierten, bis ich an Mutters Brust schrie: »Gut, wir fahren! Wir fahren!«
    Eine Rishi ist an keinen Brutstätten-Fürsten gebunden, sondern kann jederzeit gehen. Was nur sehr wenige tun. Warum sollte man seine Umgebung verlassen, seinen Clan, den Schutz eines Fürsten und den Segen eines Drachenbullen, nur um außerhalb der Grenzen einer Brutstätte um seinen Lebensunterhalt zu kämpfen? So etwas hat nur wenig Sinn.
    Einmal, etwa mit fünf, fand ich eine winzige Katze, die auf unserem Hof ausgesetzt worden war. Wie sie dorthin gekommen war, war ein Rätsel, denn sie war höchstens ein paar Tage alt, noch blind, hatte eine stumpfe Nase und konnte nicht viel mehr tun, als mit ihren zierlichen Krallen den Boden zu zerkratzen. Mutter streckte die Hand aus, um ihr das Genick zu brechen, aber ich bettelte darum, sie behalten zu dürfen. So lange, bis sie alt genug war, um wieder in den Dschungel zurückzukehren.
    Mutter meinte, das wäre grausam. Eine Wildkatze musste die Gesetze des Dschungels von Geburt an lernen, wenn sie überleben wollte. Sie aus dem Danku zu schmuggeln, sobald sie gehen konnte, würde bedeuten, sie einem langsamen Tod zu überantworten. Und ich wusste, noch bevor ich fragte, dass man keiner Dschungelkatze erlauben würde, innerhalb unserer Mauern heranzuwachsen.
    Ich schloss die Augen, als meine Mutter den winzigen Kopf umdrehte.
    Also fragte ich mich, als wir Brut Re verließen, eingepfercht zwischen den groben Holzkisten, ob Kobos Dash nicht vielleicht recht gehabt hatte. Ob Mutter Keri-Peri und Tepin hätte nehmen und ihrem Leben ein Ende setzen sollen. Und ob auch ich davon hätte essen sollen.
    Bis auf die ständige Furcht, dass mein wahres Geschlecht entdeckt würde, war das Leben in der Handelskarawane nicht sonderlich anders als das im Gawabe, wenngleich das Fehlen von Chilis im Speiseplan des Händlers meine Sehnsucht nach der scharfen Frucht vergrößerte. Ich lernte, dass alle reisenden Händler diese Chilis scheuen, weil sie den Geschmack von Gift überdecken, das ein Söldner der Karawane möglicherweise in den gemeinsamen Kochtopf geben könnte, um die Karawane mit all ihren Habseligkeiten zu erbeuten.
    Ich arbeitete schwer und bekam nur wenig zu essen. Dafür durfte ich nachts schlafen. Ich rollte mich neben Mutter und den Kisten auf einem Karren zusammen. In der Dunkelheit überzeugte sie sich davon, dass mein Lendenschurz so saß, dass er, wenn ich mich bückte oder gestoßen wurde, das Fehlen männlicher Geschlechtsorgane nicht verriet. Ich bezweifelte, dass irgendein anderer Junge sich so viel Mühe mit seinem Lendenschurz gab wie ich.
    Die Anspannung, meine Täuschung aufrechtzuerhalten, bereitete mir Albträume.
    Zuerst quälten mich die Kinder aus der Karawane, wenn wir tagsüber neben den Karren her gingen, Drachendung und Holz als Brennmaterial sammelten. Sie zwickten oder kratzten nicht, wie streitende Danku-Kinder das taten, sondern kämpften mit geschlossenen Fäusten und gut gezielten Tritten. Die Erwachsenen mischten sich niemals ein. Aber da ich ihre Kampftechnik nachmachte und sie

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