Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
angenehm, wenn man von jemandem angegriffen wird, der größer ist. Und jetzt weißt du auch, wie Harry sich dabei fühlt. Stimmt´s, Keogh?«
    Harry hielt sich noch immer das Kinn und sagte: »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    Der große Stanley, obwohl er ein Jahr älter war als Harry und noch älter aussah, brach fast in Tränen aus. »Das sag ich meinem Papa!«, winselte er, als er wegkroch.
    »Was?« Der ›Sergeant‹ lachte und stemmte die Hände in die Hüften, als der Schläger sich verzog. »Dein Papa? Dieser fette Bierbauch, der für ein Bier mit seinen Kumpels im Black Bull Armdrücken macht? Wenn du das tust, dann frag ihn mal, wer ihn gestern Nacht besiegt und ihm fast den Arm gebrochen hat!« Aber Stanley war schon auf und davon.
    »Bist du in Ordnung, Keogh?« Lane half ihm auf die Beine.
    »Ja, Sir. Ich blute etwas am Mund, das ist alles.«
    »Mein Junge, halte dich bloß fern von dem«, sagte der Lehrer. »Das ist ein übler Kerl, und er ist viel zu groß für dich. Als ich dich ›Kleiner‹ genannt habe, war das nicht so gemeint; ich wollte nur den Unterschied in eurer Größe unterstreichen. Stanley wird das so schnell nicht vergessen, also pass auf dich auf.«
    »Ja, Sir«, wiederholte Harry.
    »Na gut dann. Du kannst gehen.« Lane machte Anstalten, zurück über die Düne zu wandern, doch da erschien schon Miss Hartley, wieder ganz formell und ordentlich. »Scheiße!«, hörte Harry den ›Sergeant‹ im Flüsterton sagen.
    Harry unterdrückte ein Grinsen, damit seine Lippe nicht noch weiter aufriss. Er wandte sich ab und stieß zum Rest der Jungs, die sich um Miss Gower versammelten, um den Rückweg anzutreten.
    Es war Dienstagabend in der zweiten Augustwoche, und es war sehr warm. Seltsam, dachte George Hannant, als er seine Stirn mit einem Taschentuch abwischte, wie heiß es an einem solchen Abend werden kann. Man erwartete Abkühlung, doch stattdessen wurde es noch heißer. Tagsüber hatte immerhin eine schwache Brise geweht; nun war es völlig windstill, die Landschaft draußen lag unbewegt wie ein Gemälde da. Die ganze Hitze des Tages, die von der Erde aufgesogen worden war, kroch jetzt wieder hervor und näherte sich von allen Seiten. Hannant wischte sich wieder über Stirn und Nacken und nippte an einer eiskalten Limonade, die er wohl auch bald wieder ausschwitzen würde. Kein Wunder, bei diesem Wetter.
    Er lebte allein, nicht weit von der Schule entfernt, doch nicht in der Nähe des Bergwerks, denn das wäre zu deprimierend, zu bedrückend gewesen. Heute Abend musste er Arbeiten korrigieren und den Unterricht vorbereiten. Er hatte keine Lust darauf – oder auf überhaupt irgendetwas. Er konnte einen Drink gebrauchen, aber ... die Kneipen waren voller hemdsärmliger Bergleute mit Mützen und rauen, tiefen Stimmen. Im Ritz zeigten sie einen anständigen Film, aber die Lautstärke war in den vorderen Rängen betäubend und die Liebespaare in den hinteren Reihen lästig, weil ihr verschwitztes Gefummel ihn vom Film ablenkte. Außerdem musste er sich sowieso um die Korrektur kümmern.
    Hannants Heim, ein frei stehender Bungalow auf einem Privatgrundstück, das die Dünen und das Tal überblickte, war von der Schule durch eine alte Kirche mit Friedhof und hoher Mauer getrennt. Über dieses Gelände ging Hannant morgens zur Schule und abends wieder nach Hause. Unter den gewaltigen Rosskastanien, deren Blätter sich stellenweise schon verfärbten, standen Bänke. Dort könnte er mit seinen Büchern und Papieren hingehen.
    Das war eigentlich gar keine schlechte Idee. Gelegentlich saß dort ein alter Mann, ein pensionierter Überlebender des Bergwerks, mit Stock und Hund, kaute Tabak oder zog an einer alten Pfeife – und spuckte natürlich. Verrottete Lungen waren ein Erbe der Grube, verrottete Lungen und Wirbelsäulen, so zerbrechlich wie Eierschalen. Doch abgesehen davon war es dort immer sehr ruhig, so weit entfernt vom Stadtzentrum mit der Hauptstraße, den Kneipen und dem Kino. Außer wenn die Kastanien fielen, dann trieben sich natürlich genug Kinder herum; was ist schon eine Kastanie ohne Kinder? Das war ein hübscher Gedanke, und Hannant lächelte darüber. Jemand hatte einmal gesagt, dass aus der Sicht eines Hundes der Mensch etwas sei, das dazu da ist, um Stöcke zu werfen. Warum also sollte eine Rosskastanie keine Sicht der Dinge haben? Und die würde sicherlich besagen, dass Jungs nur dazu da waren, um Kastanien durch die Gegend zu werfen und ihre Schalen zu öffnen. Eines

Weitere Kostenlose Bücher