Autor
durch seine Kontaktmänner bei der Ustascha heimlich die Kunde verbreiten, daß er den geschlagenen Verfechtern einer, wie er noch immer überzeugt war, gerechten Sache behilflich sein wollte, sich der Bestrafung für ihre, wie die Alliierten es nannten, Kriegsverbrechen zu entziehen.
Dazu wollte er sich freilich nur gegen die entsprechende Bezahlung bereiterklären, um die Finanzen der Kirche aufzubessern. Seine Forderungen beliefen sich auf die damals beträchtliche Summe von zweitausend Dollar pro Flüchtling. Nur hochstehende Nazi-Offiziere waren imstande, das hierfür nötige Geld aufzubringen. Folglich setzte Pater Pavelics Klientel sich aus den meistgesuchtesten Kriegsverbrechern zusammen. Mit vom Roten Kreuz ausgestellten Pässen verhalf er diesen Männern zu neuen Identitäten und ermöglichte ihre Ausreise nach Südamerika, Mexiko und Kanada sowie in die Vereinigten Staaten und in den Mittleren Osten. Gelegentlich tarnte er seine Schützlinge auch als Geistliche und brachte sie in diversen Klöstern unter, wo sie sich verbargen, bis ihre Jäger ihre Spur verloren hatten. Und dann ermöglichte er ihnen vermittels im Vatikan ausgestellter Pässe die Flucht.
Doch wenn seine Klienten geglaubt hatten, die Sache hätte sich erledigt, sobald sie wohlbehalten in ihrer neuen Heimat eingetroffen waren, sollten sie schon bald zu ihrem nicht geringen Erstaunen feststellen müssen, daß Pavelic weiterhin genauestens über ihren Verbleib informiert blieb und ein jährliches Schweigegeld forderte. Für den Fall, daß einer der Betroffenen sich geweigert hätte zu zahlen, drohte der Kardinal, die Wahrheit über ihn zu enthüllen. Selbstverständlich war dies auch für Pavelic mit gewissen Risiken verbunden. Falls er einen seiner Klienten hätte anzeigen müssen, hätte dieser sicherlich auch Pavelics eigene Beteiligung an seiner Flucht offengelegt. Aber dazu sollte es kein einziges Mal kommen. Die Angst seiner Klienten vor der ihnen drohenden Strafe war zu groß, als daß sie gewagt hätten, den Forderungen Pavelics nicht nachzukommen. Und noch eine weitere Gefahr hatte Pavelic zu gewärtigen - daß die von ihm Erpreßten ihn zu töten versuchen würden, anstatt zu zahlen. Aus diesem Grund ließ Pavelic sie wissen, daß die Dokumente, die ihre Schuld bewiesen, an einem sicheren Ort aufbewahrt würden. Im Falle seiner Ermordung hätte ein enger Vertrauter Anweisung, diese Dokumente an die zuständigen Behörden weiterzuleiten.
Seine Klienten gaben also klein bei. Anfänglich betrugen ihre jährlichen Zahlungen zweitausend Dollar - dieselbe Summe, die sie einst für ihre Flucht hatten aufbringen müssen. Doch je mehr sie zu Wohlstand und Reichtum gelangten, desto höher wurden auch Pavelics Forderungen. Insgesamt erpreßte er auf diese Weise Summen in Millionenhöhe. Das Geld war jedoch nicht für seinen eigenen Gebrauch bestimmt. Es flöß auf Heller und Pfennig in die Kassen der Kirche, um deren Kampf für den Glauben voranzutreiben. Vermittels der ihm daraus erwachsenden Machtposition und seiner organisatorischen Fähigkeiten konnte er schließlich sogar in Kirchenkreisen zahlreiche Anhänger gewinnen. Und andere Mitglieder der Kurie, welche von den dubiosen Aktivitäten des Kardinals während und nach dem Krieg erfuhren, konnten nicht umhin, Pavelic weiterhin zu unterstützen, da die Aufdeckung seiner Nazi-Vergangenheit auch für die Kirche selbst höchst peinlich gewesen wäre. Auch in diesem Punkt ging Pavelic ein gewisses Risiko ein. Seine Loyalität der Kirche gegenüber war nämlich so unverbrüchlich, daß er einen Skandal unter allen Umständen vermieden hätte. Allerdings waren sich seine Gegner dieser seiner Skrupel nicht bewußt, so daß auch sie seinem unaufhaltsamen Aufstieg nichts entgegensetzten. Mit fünfunddreißig Jahren war Pavelic also bereits Kardinal und Mitglied der Kurie. Fünf Jahre später wurde er mit der Verwaltung der Kirchenfinanzen betraut.
Dies alles hatten Saul, Drew und Arlene von Pater Dusseault erfahren. Selbstverständlich hatten sie dem Pater diese Informationen nicht in Form zusammenhängender und schlüssig aneinandergereihter Angaben entlocken können. Vielmehr hatten sie die einzelnen Details erst zu einem großen Ganzen zusammenfügen müssen. Schließlich stand für sie fest, daß Pater Dusseault der Bruderschaft angehörte. Als Privatsekretär des Kardinals war ihm selbstverständlich nicht entgangen, welch enorme Geldbeträge der Kardinal in die Kirchenkassen fließen
Weitere Kostenlose Bücher