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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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in Anwesenheit der Herrin gehörte, wartete sie, bis Viviane das Wort ergriff.
    Viviane bedeutete ihr durch eine Geste, sich zu setzen. »Hast du dich erholt, mein Kind?«
    Morgaine ließ sich auf den Schemel sinken und spürte, daß selbst der kurze Weg sie erschöpft hatte. Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß«, sagte Viviane. »Manchmal geben sie einem zuviel. Nimm beim nächsten Mal nicht alles, was sie dir geben… beurteile selbst, wieviel du verträgst… genug, um das Gesicht zu rufen, aber nicht soviel, um dich krank zu machen. Du hast jetzt das Recht dazu. Du hast eine Stufe erreicht, auf der du nach deinem Urteil gehorsam sein kannst.«
    Die Worte hallten wie ein Echo in Morgaine wider:
Gehorsam nach deinem Urteil, gehorsam nach deinem Urteil…
Sie dachte:
Ich bin noch immer krank von dem betäubenden Mittel,
und schüttelte ungeduldig den Kopf, um den Nachklang zu verscheuchen. Sie wollte Viviane lauschen.
    »Wieviel von Ravens Prophezeiung hast du verstanden?« »Sehr wenig«, gestand Morgaine. »Ihre Worte klangen rätselhaft. Ich bin nicht sicher, warum ich überhaupt dort war.«
    »Zum Teil«, erwiderte Viviane, »um ihr deine Kraft zu leihen. Sie ist nicht sehr stark. Sie liegt immer noch auf dem Lager. Ich mache mir Sorgen um Raven. Sie weiß, wieviel sie von den Kräutern verträgt, und doch scheint selbst das wenige zuviel für sie zu sein. Sie erbricht Blut. Aber sterben wird sie nicht.«
    Morgaine streckte die Hand aus, um ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie hatte ein flaues Gefühl, und plötzlich überkam sie wieder Übelkeit. Sie wurde blaß und ihr war schwindlig. Ohne sich zu entschuldigen, stand sie auf, schwankte nach draußen und erbrach das Brot und die Milch vom Frühstück. Sie hörte ihren Namen, richtete sich auf und klammerte sich noch immer würgend an den Türrahmen.
    Morgaine bemerkte, wie eine der jungen diensttuenden Priesterinnen vor ihr stand und ihr mit einem wohlriechenden Tuch das Gesicht abtupfte. Viviane stützte sie beim Hineingehen und drückte ihr einen kleinen Becher in die Hand. »Trinke das langsam«, riet sie.
    Es brannte auf der Zunge und verstärkte einen Augenblick lang das Gefühl der Übelkeit – es war der starke Alkohol, den die Stämme im Norden brannten; sie nannten ihn
Wasser des Lebens.
Morgaine hatte erst ein-oder zweimal davon getrunken. Aber sie spürte sofort, wie sich in ihrem leeren Magen wohltuende Wärme ausbreitete. Nach wenigen Minuten fühlte sie sich besser, stärker und beinahe beschwingt.
    »Nimm noch einen Schluck«, riet Viviane, »es stärkt dein Herz. Geht es dir jetzt besser?«
    Morgaine nickte: »Danke.«
    »Du wirst heute abend etwas essen können«, sagte Viviane. Und für Morgaine in ihrem seltsamen Zustand klang es wie ein Befehl – als könne die Herrin selbst ihrem Magen befehlen, sich gut zu benehmen.
    »So, und nun wollen wir über Ravens Prophezeiung sprechen. In alter Zeit, lange ehe die Weisheit und die Religion der Druiden aus den versunkenen Tempeln des westlichen Kontinents hierherkamen, lebte das Volk der Feen… dem wir beide entstammen, meine Morgaine, du und ich, hier an den Ufern des Inlandsees. Und ehe sie lernten, Gerste zu säen und zu ernten, ernährten sie sich von den Früchten des Landes, die sie sammelten, und von der Jagd auf den Hirsch. In jenen Tagen hatten sie keinen König, sondern nur eine Königin, die ihre Mutter war. Allerdings hatten sie noch nicht gelernt, in ihr die Göttin zu sehen. Da sie von der Jagd lebten, erwarb ihre Königin und Priesterin das Wissen, mit dem sie die Hirsche rufen und von ihren Geistern verlangen konnte, daß sie sich opferten und für das Leben des Stammes starben. Aber Opfer steht gegen Opfer… die Hirsche starben für den Stamm, und zum Ausgleich mußte ein Mann der Stämme für das Leben der Hirsche sterben, oder zumindest das Wagnis eingehen, daß die Hirsche sein Leben für ihr Leben forderten. So blieb das Gleichgewicht bewahrt. Mein Liebling, verstehst du das?«
    Morgaine vernahm die ungewohnte Anrede und dachte benommen:
Verkündet sie mir, daß ich das Opfer sein soll? Wird mein Leben für den Stamm gefordert? Gleichviel… ich bin der Göttin auf Leben und Tod geweiht.
    »Ich verstehe, Mutter… zumindest glaube ich zu verstehen.«
    »Und deshalb wählte die Mutter des Stammes Jahr für Jahr ihren Gefährten. Und da er sich bereit erklärt hatte, sein Leben für die anderen hinzugeben, opferte ihm der Stamm alles, was er hatte. Selbst wenn die

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