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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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nötige Achtung versagt wurde, mochte er nicht hinnehmen.
    »Ich will es ihr erklären, sie hat ein kluges Gesicht und wache Augen – sie wird es verstehen.«
    Er beugte sich vor, legte die eine Hand auf sein Herz und berührte mit der anderen sehr sacht die des Mädchens. Ninian sah hilfesuchend zu Jermyn.
    »Vitalonga will dir den Schatz erklären, er meint, du seist klug genug, seine Bedeutung zu verstehen. Für mich hat er sich diese Mühe nicht gemacht«, scherzte er gespielt vorwurfsvoll. Vitalonga, der aufmerksam zugehört hatte, warf ihm einen scharfen Blick zu.
    »Ihr habt es nicht in Euch, ein Kunstwerk zu würdigen, junger Mann, Ihr werdet immer nur den Wert der Steine und des Metalls suchen. Man kann Euch daraus keinen Vorwurf machen – auch dem Tauben wirft man nicht vor, dass er den Reichtum der Musik nicht begreift. Aber bei ihr ist es anders.
    Seht dieses Diadem, edles Fräulein, die Juwelen tragen ein eigenes Feuer in ihrem Herzen, es kommt aus den Tiefen der Erde. Sie scheinen schwarz wie Kohlen, aber wenn Ihr sie in das Licht haltet, könnt ihr das feurige Herz erkennen.«
    Er reichte Ninian die Brautkrone, Jermyn wiederholte die Worte, die er in seinem Geist gehört hatte, und widerstrebend nahm sie das Diadem entgegen. Schwer lag es in ihrer Hand, geschmückt mit fünf Steinen, der mittlere so groß wie ein Taubenei. Sie waren in spiegelnde Facetten geschliffen, doch im Licht der Ampeln, die von der Decke hingen, schienen sie nicht mehr als schwarzes Glas, abweisend und tot.
    Ninian betrachtete ihr winziges Bild in den glatten Flächen. Das feurige Herz – was wussten die beiden schon vom feurigen Herzen der Edelsteine?
    Sanft berührte sie die glatten Flächen des größten Steins. Ein Funke erwachte auf dem Grund der Schwärze, wuchs, bis er in purpurner Glut aufflammte und das Gesicht des Mädchens in rötliches Licht tauchte. Ninian lächelte. Das Juwel fühlte die Erdenmutter in ihr und grüßte sie. Behutsam legte sie ihre Hände auf das Schmuckstück und der lebhafte, ungestüme Puls der edlen Steine mischte sich mit dem ihren. Sie waren immer noch lebendig, obwohl sie vor langer Zeit aus ihrem Muttergestein genommen worden waren. Im Gold der Fassung fühlte sie wie stets kühle Zurückhaltung – Gold und Silber gehörten zu Sonne und Mond, immer strebten sie dorthin zurück und mochten nicht ganz zur Erde gehören, aber die Steine jubelten.
    Ebenso widerstrebend wie sie das Diadem angenommen hatte, legte sie es jetzt auf den Tisch. Der rote Glanz verblasste und zog sich abschiednehmend in die Tiefe der Steine zurück. Ninian lächelte immer noch, ihr Ärger war verschwunden. Als sie aufsah, fand sie die Blicke des alten und des jungen Mannes auf sich gerichtet, die sie beide vergessen hatte.
    Jermyn grinste breit, als sei es sein Verdienst, dass sie die Steine zum Leuchten gebracht hatte. Vitalonga aber starrte in fassungslosem Staunen, ein heiseres Krächzen kam aus seinem Mund.
    »Wer ist sie? Wer ist dieses Mädchen, das Feuer im Herzen der Steine entzündet? Wie steht sie zu Euch?«
    Ohne die Augen von ihr zu wenden, erwiderte Jermyn:
    »Sie heißt Ninian und ist eine Tochter der Erde. Ohne sie hätte ich den Schatz nicht erringen können. Sie gehört zu mir, mein Schatz, der einzige, der mir mehr bedeutet als nur den Geldwert.«
    Vitalongas Vorwurf hatte ihn geärgert, obwohl er wusste, dass der alte Mann Recht hatte.
    »Was habt ihr geredet?«, wollte Ninian wissen.
    »Nach dieser Vorstellung fragte er, wer du bist.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Dass du mir geholfen hast, den Schatz zu stehlen.« Er warf dem Händler einen warnenden Blick zu, aber der Alte lächelte nur sanft und ergriff eine Kette aus breiten schwarzsilbernen Gliedern. Ninian nahm sie entgegen, aber kaum hatten ihre Hände die Schmiedearbeit berührt, schrie sie auf, als habe sie sich verbrannt und schleuderte die Kette heftig von sich. Klirrend rutschte sie über den Tisch und fiel Vitalonga in den Schoß.
    »Was ist das?«, stieß das Mädchen hervor. »Es ist fremd, ganz fremd und böse ... es gehört nicht hierher.«
    Wieder starrten die Männer sie verblüfft an.
    »Es ist aus einem Metall gemacht, das vom Himmel gefallen ist«, erklärte Jermyn, »er sagt, es sei sehr alt und sehr kostbar.«
    »Es ist fremd«, beharrte Ninian eigensinnig, »eiskalt und feindselig. Es tut mir weh. Ich werde es nie mehr berühren.«
    Zur Bekräftigung legte sie die Hände auf den Rücken.
    Vitalonga schüttelte staunend

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