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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einen Ihrer Patienten«, antwortete Bremer. »Ein Kollege von mir. Er ist heute morgen eingeliefert worden.«
    Die Schwester machte ein fragendes Gesicht. »Ein Kollege? Sind Sie sicher?«
    »Vollkommen«, antwortete Bremer. »Sein Name ist Hansen. Er hatte einen Unfall in der vergangenen Nacht. Er muß irgendwann zwischen acht und neun hergebracht worden sein.«
    Die Schwester zögerte. Ihr Blick war jetzt noch unfreundlicher als zuvor, aber offenbar wagte sie es nicht, sich in einem entsprechenden Ton an Br emer zu wenden. Sie klang aller dings auch alles andere als freundlich. »Ich fürchte, Sie... sind da vielleicht einem Mißverständnis erlegen, Herr Wachtmeister«, begann sie vorsichtig. »Das hier ist -«
    »- das St.-Eleonor-Stift, oder?« unterbrach sie Bremer. »Und hier wurde er hergebracht nach meinen Informationen. Ich bin sicher, daß es sich nicht um einen Irrtum handelt.«
    »Ich werde mich erkundigen«, versprach die Schwester. Sie streckte die Hand nach dem Telefon aus, und Mark fand, daß es an der Zeit war, sich in Erinnerung zu bringen, solange er überhaupt noch eine Chance hätte, wahrgenommen zu werden.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Kann ich vielleicht durchgehen? Ich kenne den Weg.«
    »Das mag sein, junger Mann«, antwortete die Schwester. »Aber das hier ist kein Hotel, wo jedermann kommen und gehen kann, wie er gerade lustig ist. Ich werde nachhören, ob Ihre Mutter Besuch empfangen kann. Haben Sie einen Termin?«
    »Nein«, gestand Mark. »Aber ich habe heute morgen erst mit ihr gesprochen, und -«
    »Ich erkundige mich.«
    Während sie zu wählen begann, drehte sich Mark kurz zu Bremer herum. Der Polizeibeamte maß die Frau hinter dem Schalter mit strengen Blicken, nahm sich aber trotzdem die Zeit, Mark rasch zuzublinzeln, wobei sich für eine Sekunde ein amüsiertes Lächeln in seine Augen stahl. Der Mann wurde ihm dadurch noch sympathischer. Obwohl er ihn kaum kannte, spürte er instinktiv, daß das Urteil seines Vaters zumindest über ihn falsch gewesen war.
    Mark wandte sich wieder an die Schwester und fragte:
    »Übrigens - hat Schwester Beate schon Feierabend? Ich bin mit ihr verabredet.«
    Der Gesichtsausdruck der Schwester wurde noch unfreundlicher, als er es wagte, sie beim Telefonieren zu stören - obwohl sie höchstwahrscheinlich nur dem Freizeichen lauschte. »Es gibt hier keine Schwester Beate«, sagte sie grob und ohne ihn anzusehen.
    »Wie bitte?« Mark lächelte unsicher. »Sie müssen sich irren. Ich habe heute morgen mit ihr gesprochen.«
    »Sie hören doch, was ich gesagt habe«, antwortete die Schwester. »Es gibt hier niemand dieses Namens.«
    »Aber -«
    Die Schwester hob mit einer ruckartigen Bewegung den Zeigefinger und brachte ihn damit zum Verstummen. Mark hörte nicht hin, während sie mit ihrem Gesprächspartner am anderen Ende der Verbindung redete, aber es dauerte auch nur einen Moment, bis sie sich mit offizieller Miene an Bremer w andte: »Einen Moment Geduld noch, Herr Wachtmeister«, sagte sie. »Doktor Hallenberg wird sich gleich um Sie kümmern.« Sie hängte nicht ein, sondern hielt den Hörer fest und drückte mit zwei Fingern der gleichen Hand auf die Gabel und wählte dann eine andere Nummer. Diesmal vergingen nur wenige Augenblicke, ehe sie eine Verbindung bekam. »Dr. Ehlers? Hier unten ist ein junger Mann. Ein gewisser Mark...« Sie sah Mark eine Sekunde lang nachdenklich an, als bedürfe es seines Anblicks, um sich an seinen Namen zu erinnern. »... Sillmann. Er möchte seine Mutter sprechen. Aber er hat keinen Termin.« Sie lauschte einen Moment auf die Antwort, nickte dann und hängte wortlos ein.
    »Einen Moment bitte«, sagte sie.
    »Aber das ist wirklich nicht nötig«, sagte Mark. »Sie kennen mich nicht, aber ich komme sehr oft her. Ich besuche meine Mutter regelmäßig, und ich habe noch nie einen Termin gebraucht.«
    »Bei mir schon«, antwortete sie unfreundlich. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, meine Herren. Ich habe noch zu tun.«
    Mark spürte allmählich einen gehörigen Ärger in sich aufsteigen, und wäre Bremer nicht dabei gewesen, dann hätte er diesem Ärger vermutlich auch Luft gemacht. So sah er die Schwester nur einen Moment lang böse an und wich dann ein paar Schritte vom Empfang zurück. Bremer folgte ihm nach kurzem Zögern. Mark versuchte vergeblich, seinen Gesichtsausdruck zu deuten; er schwankte irgendwo zwischen Verärgerung und Amüsiertheit.
    »Geht es hier immer so förmlich zu?« erkundigte sich

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