Baccara Exklusiv Band 04
werden. Und ich versichere dir, dieser griesgrämige Kerl, der für die Darlehen zuständig ist, wird ganz sicher nicht gerade mit mir als Käuferin einverstanden sein, nicht, wo ich seit Clems Tod mit jeder Zahlung im Rückstand bin."
"Oh, du würdest überrascht sein, welche Verträge ich zu Stande bringe", erwiderte Mike. "Aber wir brauchen ja jetzt noch keine Entscheidung zu treffen. Doch ich werde in den nächsten zwei Wochen mal meine Fühler ausstrecken und sehen, ob ich Interessenten finde."
"Eine gute Idee", murmelte sie.
Schweigend aß Karen ihren Teller leer. Aber sie schmeckte kaum mehr etwas von dem Essen, das sie vor wenigen Minuten noch so köstlich gefunden hatte.
6. Kapitel
Am nächsten Nachmittag während der Fahrt zum Flughafen redete Karen ununterbrochen, um sich die Enttäuschung über Mikes Abfahrt nicht anmerken zu lassen.
Eigentlich sollte ich froh sein, dass er geht, sagte sie sich wieder und wieder. Jetzt brauchte sie sich keine Sorgen mehr um seine Bewirtung und Unterhaltung zu machen, oder darum, dass sie das Bad miteinander teilen mussten. Obwohl das letztere auch seine Vorteile hatte.
An diesem Morgen war sie gerade in dem Moment aus ihrem Schlafzimmer gekommen, als Mike aus dem Bad eilte – mit nichts als einem Handtuch um die Hüften geschlungen. Sie hatten beide "Entschuldigung" gemurmelt, und nach einem verlegenen Moment, als sich ihre Blicke mit einem Ausdruck des Verlangens trafen, hatte er flüchtig genickt und war den Flur hinuntergestürmt. Der Anblick seines festen, männlichen Pos, den nur der dünne Frotteestoff verhüllte, hatte sie fast schwindelig gemacht.
"Und was hat deine Mutter getan, als sie deinen Bruder mit einem Dutzend Küken im Schrank erwischt hat?" Mikes Frage riss sie abrupt aus ihren Gedanken.
Die Erinnerung an Mikes aufregenden Po hatte sie so heftig überwältigt, dass sie die Geschichte mittendrin abgebrochen hatte.
"Sie hat ihm mit einer Tracht Prügel gedroht", antwortete sie. "Hat es dann aber doch nicht getan, als sie sah, wie aufgebracht er war. Er hatte zum ersten Mal begriffen, dass die Hühner, die wir zum Abendessen verspeisten, genau die gleichen waren, die wir im Hof hielten. Mein Bruder war damals gerade erst vier Jahre alt."
Mike lachte. "Wer weiß, wie dir in ein paar Jahren zu Mute sein wird, wenn der Straußenmarkt expandiert und du deine eigenen Vögel zum Schlachten verkaufen musst."
"Ich werde es überleben", erwiderte sie. "Es ist sogar so, dass Clem einen der Emus, den sie erschossen hatten, schon durch den Fleischwolf gedreht und Hackbällchen daraus gemacht hat. Wir hatten beide vorher noch nie Straußenoder Emufleisch probiert."
"Und wie war's?" meinte Mike grinsend.
"Lecker! So ähnlich wie Rindfleisch, nur gesünder. Etwas davon haben wir auch an die Nachbarn abgegeben. Den meisten hat's geschmeckt."
"So hast du wenigstens noch etwas Reklame aus dem Vorfall herausschlagen können."
"Stimmt. Ich wette, irgendjemand bei SunnyLand hat einen Anpfiff gekriegt, als sie dahinter gekommen sind."
"Du glaubst doch nicht wirklich, dass SunnyLand für die Tötung des Vogels verantwortlich war, oder?"
"Davon bin ich fest überzeugt."
Nach einer etwas bedrückenden Pause meinte Mike besorgt: "Du wirst doch vorsichtig sein, nicht wahr? Immerhin lebst du ganz allein auf der Ranch."
"Mir wird schon nichts passieren." Und wenn du hier bleiben und die Verantwortung für deine Ranch übernehmen würdest, wäre ich ja gar nicht allein! fügte Karen in Gedanken ärgerlich hinzu. Aber sie wusste, dass sie ungerecht war. Schließlich war diese Erbschaft für Mike völlig unerwartet gekommen. Er befasste sich damit, so gut er eben konnte.
Wenig später bereitete Mike sein Flugzeug für den Rückflug vor, während sie ihm voller Interesse zuschaute. Er bot ihr einen kleinen Rundflug an, doch sie lehnte ab. Sie wollte nicht zugeben, dass sie – ähnlich wie ihre Strauße – noch nie im Leben geflogen war, und auch kein Bedürfnis hatte, jetzt damit anzufangen.
Mike schüttelte Karen die Hand, bevor er an Bord kletterte. Als ihm aufging, wie unpersönlich das war, nahm er ihre Hand in seine und drückte sie, dann beugte er sich hinunter und küsste sie zart auf die Wange. Seine sanfte Abschiedsgeste ließ Karens Herz schneller klopfen.
Wie gern hätte Karen noch einmal seine Arme um sich gespürt, doch sie zwang sich, einen Schritt zurückzutreten, bevor sie noch etwas Dummes anstellen würde.
"Und vergiss nicht, mich
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