BACCARA EXKLUSIV Band 52
sich und beobachtete Lane.
Sie spürte seinen Blick wie ein zartes Streicheln auf ihrem Gesicht. Sofort musste sie wieder an den Kuss denken, und ihr zitterte die Hand, als sie sich vorstellte, ihn wieder zu küssen und sich diesmal fest an ihn zu schmiegen.
Nein, das durfte nicht sein. Tyler stand viel zu sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit, und wenn sie sich mit ihm einließ, würde sich die Aufmerksamkeit auch auf sie richten. Sehr schnell würde dann offenbar, was sie zu verheimlichen suchte. Und Tyler würde sie hassen, weil sie ihn angelogen hatte. Das wäre eigentlich das Schlimmste.
Sie reichte ihm einen Teller, und sie aßen schweigend.
„Wo wohnst du?“, fragte Tyler schließlich.
Lane kaute und wies auf die Zimmerdecke.
„Das kann ja nur eine kleine Wohnung sein.“
„Nein, das finde ich nicht. Aber ich brauche auch nicht viel Platz, um mich wohl zu fühlen.“
„Ich weiß, was du damit sagen willst. Ich wirke in meinem großen Haus wie ein herrenloser Hund, der sein Zuhause noch nicht gefunden hat.“
Sie blickte ihn überrascht an. Was meinte er damit?
Er setzte den Teller ab. „Mir ist, als wohnte ich da gar nicht richtig, sondern käme nur jeden Abend zu Besuch.“
„Dann ist es noch kein richtiges Zuhause für dich.“
Tyler zuckte mit den Schultern. „Aber meine Sachen sind schon alle drin.“
„Vielleicht solltest du dich mal mit einem Innenarchitekten zusammensetzen.“
Lane hatte die Bemerkung unterdrückt, die ihr auf der Zunge lag, dass nämlich Sachen aus einem Haus noch kein Zuhause machten. Denn das hätte die Frage aufgeworfen, was denn eigentlich ein Zuhause sei, und die würde unweigerlich zu dem Thema Liebe, Ehe, Familie und Kinder führen. Und so etwas mit Tyler zu diskutieren war sicher nicht sehr klug. Auch ohne mit ihm darüber gesprochen zu haben, wusste sie, dass ihre Kindheit sicher ganz anders abgelaufen war als seine, obgleich sie beide im Wohlstand aufgewachsen waren, und dass er deshalb auch eine andere Vorstellung von Familie hatte.
„Ich hasse Innenarchitekten“, sagte er und setzte sich neben Lane auf den Teppich.
Sie sah ihn misstrauisch an und rutschte ein Stückchen zur Seite. „Vielleicht kann deine Mutter dir helfen.“
„Um Himmels willen. Es soll ja mein Haus sein und nicht so aussehen wie bei meinen Eltern.“
„Stimmt.“ Lane war in einem Penthouse in New York City und in einem Landhaus in der Toskana aufgewachsen, dem Zuhause ihrer Urgroßeltern in Rapolano Terme, wo die Familie ihre ersten Weinberge gehabt hatte und wo heute noch die Zentrale des Unternehmens war. Als sie als Modedesignerin Karriere machte, hatte sie meist in einer Suite in einem Pariser Hotel gewohnt, die sie leicht wieder aufgeben konnte, als die Zeitungen über ihre Familie herfielen und keiner mehr ihre Modelle kaufen wollte. Immer noch stieg die Wut in ihr hoch, wenn sie daran dachte.
„Warum interessierst du dich gerade für Bücher?“, fragte Tyler, um sie von ihren offensichtlich traurigen Gedanken abzulenken.
„Warum bist du im Baugewerbe?“, gab sie zurück.
„Das ist ein Familienunternehmen, und mir blieb gar nichts anderes übrig, als da einzusteigen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich kenne nichts anderes. Mein Vater hat meine Brüder und mich bereits mit auf die Baustellen genommen, als wir kaum alt genug waren, um auf uns selbst aufzupassen. Es hat mich immer fasziniert, wie aus ein paar Steinen, Brettern und Nägeln schließlich ein Haus entstehen konnte. Dann wurde unsere Firma größer …“
„Übernahm andere Firmen, wurde zu einem regional bedeutenden Unternehmen …“, fuhr sie fort.
Woher wusste sie das alles? Er sah sie misstrauisch an. „Willst du mich aushorchen?“
„Ich lese schließlich Zeitungen.“ Sie lachte und nahm ein Päckchen Cracker aus dem Korb. „Hm, die sind köstlich.“ Sie reichte Tyler einen Cracker. Er biss vorsichtig ab und beobachtete sie, während sie sich von dem Thaisalat eine ordentliche Portion auf einen Cracker häufte und dann in dem Mund schob.
„Du magst das besonders gern, was?“
„Du nicht?“
Er zuckte nur kurz mit den Schultern. Bisher hatte er auf den Geschmack noch kaum achten können, denn er war gefesselt von der Art und Weise, wie sie das Essen genoss. Sie saß mit gekreuzten Beinen auf dem Teppich, der dunkelblaue Rock bedeckte die Beine und die hässlichen Schuhe. Das Behagen war ihr an der Nasenspitze anzusehen, und ihm gefiel besonders, dass sie nicht an allem nur
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