BACCARA EXKLUSIV Band 52
reagierte. „Bis morgen dann, Lane.“
„Morgen?“, brachte sie mühsam heraus.
„Ja, ich bin zum Ordnungsdienst eingeteilt während des Festivals.“ Er winkte ihr zu, während er langsam rückwärts ging. „Und rate, wo.“
Lane blickte auf den kleinen roten Zettel, der an den Laternenpfahl unmittelbar vor ihrem Laden geklebt war. Dann hob sie den Kopf und sah Tyler fragend an. Er nickte nur, winkte ihr noch einmal zu und verschwand in der Dunkelheit.
Du liebe Zeit, was sollte er bloß von ihr denken? Wahrscheinlich genau das, was sie auch empfand und was sich sicher sehr gut mit seinen eigenen Wünschen deckte.
6. KAPITEL
Die Straßen schienen unter dem Dröhnen der Bässe zu erzittern. Die Band am Flussufer hatte die Lautsprecher voll aufgedreht und spielte Oldies und Country. Es roch nach Waffeln, Bratäpfeln, Hotdogs, Zuckerwatte und Bier. Eine interessante Mischung, dachte Lane, die das bunte Treiben von ihrer Veranda aus beobachtete.
Die engen Straßen der Altstadt waren für den Verkehr gesperrt, und so schoben sich die Menschen singend und tanzend durch die Gassen. Die Polizei war überall, wenn auch möglichst unauffällig postiert, und Männer wie Tyler in leuchtend orangefarbenen Westen dirigierten mit Taschenlampen die Besucherströme. Er sah lustig aus.
Nein, eigentlich nicht lustig, widersprach sie sich selbst. Er wirkte wie eine Reklame für alles, was man mit echten Kerlen in Verbindung brachte: Bier, Zigarren, schweres Werkzeug und große Wagen. Tyler trug schwarze Jeans und eine abgewetzte Bomberjacke aus Leder, und Lane hatte Schmetterlinge im Bauch, wenn sie ihn nur ansah. Aber auch im Anzug sah er sexy aus – er hatte die Eleganz eines James Bond. Wie würde er erst auf sie wirken, wenn er splitternackt war? Er war schlank und muskulös, hatte wahrscheinlich ein paar Narben … und ganz sicher einen kleinen festen Po.
Als spürte er, was ihr gerade durch den Kopf ging, drehte er sich um und sah sie über die Schulter hinweg an. Er lächelte wissend, und Lane wurde knallrot, als ihr klar wurde, dass er sicher an etwas Ähnliches dachte wie sie. Jetzt winkte er ihr zu, und sie ging zu ihm.
„Hallo“, sagte er leise.
Sie blickte zu ihm hoch. „Selber hallo.“ Wieder schlug ihr Herz wie verrückt, und obwohl sie groß war, fühlte sie sich in seiner Gegenwart klein und verletzlich.
„Warst du im letzten Jahr um diese Zeit auch schon hier?“, fragte er.
„Ja, aber ich hatte den Laden gerade erst aufgemacht. Ich glaube, die meisten wussten noch gar nichts von der Buchhandlung.“
Auch er hatte keine Ahnung gehabt von der neuen Mitbürgerin. Tyler sah lächelnd auf sie herunter. Die Menge um sie herum tanzte und lachte.
„Komm, tanz mit mir.“
Sie erstarrte, was Tyler sofort bemerkte. „Ich muss wieder in den Laden.“
„Schließ doch einfach ab, und häng das Schild an die Tür.“
„Das geht nicht. Ich habe schließlich ein Geschäft.“
„Wer wird jetzt schon Bücher kaufen?“ Er deutete auf die Buden, die funkelnden Lichter und die ausgelassene Menschenmenge. Er hatte recht. „Aber Peggy braucht Nachschub. Sie kann den Stand nicht verlassen.“
Tyler unterdrückte ein Lächeln. Lane brauchte offensichtlich eine Entschuldigung, um sich zu amüsieren. „Gut, dann hol schnell, was sie braucht, und wir bringen es ihr.“
„Aber bist du nicht im Dienst?“
„Das schon, aber deshalb kann ich mich doch auch amüsieren. Los, geh schon.“ Er wandte sich um, um einem Besucher eine Frage zu beantworten, während Lane schnell zu ihrem Laden hinüberlief. Nach kurzer Zeit kam sie mit Kaffee und Filtertüten zurück. Um nicht zu frieren, hatte sie sich noch ein Jackett über die Schultern gehängt.
Tyler machte dem nächsten Wachposten ein Zeichen, der ein paar Meter weiter stand, zog seine Weste aus und nahm Lane den Karton ab. Es gelang ihnen relativ gut, sich durch die Menschenmenge zu schlängeln. Unter einer großen Eiche stand der Verkaufswagen. Peggy reichte gerade einem Besucher einen Becher Kaffee, sehr genau beobachtet von einem jungen Mann, der auf der nahen Mauer saß.
Ihre Wangen waren gerötet. Offensichtlich machte ihr das Ganze großen Spaß. „Hallo, Miss Lane, hallo, großer Bruder!“
Lane sah Tyler überrascht an. „Großer Bruder?“
Er zuckte nur mit den Schultern und stellte den Karton ab. „Ich kenne Peggy seit der Geburt“, erklärte er. „Ihr ältester Bruder Jace ist mein Jahrgang.“
„Donnerwetter, das Leben in der Provinz
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