Baccara Extra Band 5 (German Edition)
sie erkennen, wie Suzie einen Lachanfall unterdrückte. Sehr komisch. Doch Dimi Anderson, die auf der Highschool Schönheitskönigin gewesen war, wäre beruflich nie so weit gekommen, wenn sie sich von diesem Zwischenfall irritieren lassen würde.
Als Leiterin einer Koch-Show gab sie sich so schnell nicht geschlagen. Sie zwang sich zu einem Lächeln und sagte: „Nun, liebe Zuschauer, ich wollte nur mal testen, ob Sie auch alle wach sind.“ Dann räusperte sie sich und fuhr fort: „Herzlich willkommen zur heutigen Koch-Show.“
Suzie, die von der Kamera nicht gesehen werden konnte, aber dennoch in Dimis Blickfeld saß, kritzelte schnell etwas auf ihr Clipboard und hielt es Dimi zum Lesen hoch.
Eine Frau braucht ein ausgefülltes Liebesleben und regelmäßige Orgasmen! war darauf zu lesen.
Dimi geriet für einen Moment ins Stocken, aber professionell überspielte sie ihre Verblüffung mit einem steifen Lächeln. „Heute wollen wir …“
Wieder schrieb Suzie etwas auf das Clipboard.
Und zwar nicht mithilfe eines Vibrators!
Beinahe hätte Dimi sich an ihrem Satz verschluckt. Sie lächelte starr und begann von vorn. „Heute werden wir …“
Wir werden dein Liebesleben schon in Schwung bringen. Und zwar bald!
„… flambierte Karbonade und als Nachtisch ein köstliches Zitronentörtchen zaubern“, sagte Dimi mit fester Stimme, wobei sie darauf achtete, nicht in Suzies Richtung zu blicken.
Irgendwie schaffte sie es, die Show durchzustehen, ohne sich von Suzies frivolen Texten weiter ablenken zu lassen. Sie hoffte, dass das Gericht gut bei den Zuschauern angekommen war. Ihr hatte es jedenfalls wundervoll geschmeckt.
Bis auf drei Happen hatte sie alles aufgegessen. Im Nachhinein ärgerte sie sich über ihre Maßlosigkeit, aber schließlich konnte es den Männern vollkommen egal sein, ob sie ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften mit sich herumschleppte. Sie hatte der Männerwelt ja gerade abgeschworen.
Es ging ihr gut. Wirklich. Sie wohnte in einem hübschen, kleinen Haus, und in ihrem Job konnte sie den ganzen Tag essen. Was wollte sie mehr?
Viel mehr, dachte sie traurig, als sie den langen Weg durch die historische Kleinstadt allein nach Hause fuhr. Sie könnte ihre Zwillingsschwester besuchen, die nur einige Schritte von ihr entfernt wohnte, und mit ihr eine Tüte Chips oder Schokoladenplätzchen teilen. Natürlich nur, falls Cami eingekauft hätte.
Aber es war auch nicht mehr dasselbe wie früher. Jetzt hatte Cami ihren Traummann Tanner gefunden. Und er schien sie sehr glücklich zu machen, weil ihr Gesicht förmlich vor Glück strahlte. Es war wirklich ein Wunder, denn Cami hatte durch ihre vielen katastrophalen Blind Dates schon beinahe den Glauben an die Liebe verloren.
Dimi missgönnte ihrer Schwester das Glück nicht. Aber insgeheim beneidete sie Cami. Sie wollte auch endlich den Mann ihres Lebens treffen.
Immerhin hatte sie Brownie, ihren Hamster. Und sie hatte noch den Rest des Zitronentörtchens, das sie sich im Fernsehstudio eingepackt hatte.
Da sie erst vor wenigen Monaten bei Cami ausgezogen war, war ihr Haus noch spärlich möbliert. Sie setzte sich mit dem Törtchen in die leere Küche auf den Fußboden. Voller Selbstmitleid stocherte sie in dem Törtchen herum.
Missmutig drehte sie sich zur Seite und blickte in den Hamsterkäfig, der direkt neben ihr auf dem Boden stand. „Nur zu deiner Information. Ich habe nichts mehr mit Männern am Hut. Du wirst also kein Herrchen bekommen.“
Der weiß-braune Hamster steckte die Nase aus dem kleinen Holzhäuschen und starrte Dimi neugierig an.
„Das habe ich heute live im Fernsehen verkündet. Du hättest mich sehen müssen. Es war eine oscarverdächtige Darbietung, glaub mir.“
Brownie hatte die dunklen Augen auf das Törtchen geheftet. „Du weißt genau, was im Leben zählt. Kluges Tier.“ Dimi gab dem Hamster ein winziges Stück.
Sofort verschwand das Tier mit der Nahrung in der kleinen Hütte.
„Nicht einmal ein Hamster will meine Gesellschaft“, sagte sie zu sich selbst. Was stimmte nur nicht in ihrem Leben?
Aber sie kannte die Antwort.
Ihr fehlte die wahre Liebe.
Während sie die letzten Krümel von ihrem Schoß wegwischte, dachte sie darüber nach, wie sie denn etwas vermissen konnte, was sie noch niemals kennengelernt hatte.
Ihr öffentliches Bekenntnis im Fernsehen hatte schließlich doch etwas Gutes. Über Einsamkeit konnte Dimi sich nicht beklagen, denn das Telefon stand an diesem Abend nicht mehr still.
Erst
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