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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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Schüler wurden vor einer Stunde nach Hause geschickt! Der Unterricht ist für heute abgesagt! Aber die Schüler … sie weigern sich das Schulgelände zu verlassen … und das alte Gebäude wurde in Zeiten errichtet, als Sicherheit noch keine Priorität hatte! Die Polizei befürchtet, dass die Schüler versuchen könnten, wieder in das Gebäude einzudringen, wo Estevez noch festgehalten wird!«
    Lantier sagte, »Hoffentlich kriegt die Polizei ihn da raus! So einen Mob können die nicht ewig aufhalten!«
    »Papa«, sagte Ghislaine. »Das ist eine Wiederholung! Das muss doch alles schon vor fünf oder sechs Stunden passiert sein!«
    » Ahhh … ja«, sagte Lantier. »Richtig, richtig …« Er schaute Ghislaine an. »Aber Philippe hat nichts gesagt … von dem da!« Bevor Ghislaine antworten konnte, sagte die Fernsehstimme jetzt lauter … »Ich glaube, sie versuchen, ihn aus dem Gebäude zu bringen! Die kleine Tür da, im Erdgeschoss — sie öffnet sich jetzt!« Die Kamera zoomte näher heran … anscheinend eine Tür im Versorgungstrakt. Als sie sich öffnete, fiel ein schmaler Schatten auf den Betonboden … Ein Polizist erschien und schaute in alle Richtungen. Dann kamen noch zwei … und noch zwei … und noch zwei … dann drängten sich drei durch die kleine — nein, das waren nicht drei, sondern nur zwei Polizisten, die die Oberame eines stämmigen, hellhäutigen Mannes hielten, dessen Hände sich hinter dem Rücken befanden, wahrscheinlich in Handschellen. Obwohl er nur noch wenige Haare auf dem Kopf hatte, konnte der Mann höchstens fünfunddreißig sein. Er ging aufrecht, mit erhobenem Kinn, aber seine Augen blinzelten rasend schnell. Das weiße Hemd, das ihm aus der Hose hing, spannte sich über den Oberkörper.
    »Das ist er!«, sagte die Fernsehstimme. »Das ist der Lehrer José Estevez! Ein Sozialkundelehrer an der Lee de Forest High School. Soweit uns bekannt ist, wurde er verhaftet, weil er einen Schüler vor versammelter Klasse geschlagen, zu Boden gerissen und in den Schwitzkasten genommen hat, sodass dieser fast ohnmächtig geworden wäre! Die Polizeibeamten haben jetzt eine Art kreisförmige — äh-ähhh — Phalanx gebildet, um ihn auf dem Weg zum Mannschaftswagen abzuschirmen.«
    — Gejohle und Geheule, ein Sturm von Beschimpfungen —
    »Sie haben ihn erkannt, Estevez, den Lehrer, der vor zwei Stunden einen ihrer Klassenkameraden angegriffen hat!«
    »Was für ein Hemd trägt er da?«, fragt Lantier auf Französisch.
    Der Lehrer und seine Armee aus uniformierten Bodyguards nähern sich immer mehr der Kamera.
    Ghislaine antwortet auf Französisch, »Sieht aus wie eine guayabera . Ein kubanisches Hemd.«
    Die Fernsehstimme: »Sie haben den Mannschaftswagen fast erreicht … Die Polizei hat hervorragende Arbeit geleistet, sie hat die große, sehr aufgebrachte Schülermenge in Schach gehalten —«
    Lantier schaut Ghislaine wieder an und sagt, »Philippe kommt von der Schule nach Hause, aus der Klasse, wo das alles passiert ist, eine ganze Polizeiarmee besetzt den Schulhof, und da ist dieser Mob, seine eigenen Klassenkameraden, die hätten seinen Lehrer am nächsten Baum aufgeknüpft, wenn sie ihn in die Finger bekommen hätten — und Philippe will nicht darüber reden, und sein Neg -Kumpel Antoine will auch nicht darüber reden? Wenn das bei mir auf der Schule passiert wäre, dann würde ich heute noch darüber reden! Was ist los mit Philippe? Hast du irgendeine Ahnung?«
    Ghislaine schüttelte den Kopf und sagte, »Nein, Papa … nicht die geringste.«

7
    Die Matratze
    ::::::Existiere ich? … Und wenn, wo? … Oh Mann, ich lebe … nirgendwo … Ich gehöre nirgendwo dazu … Ich gehöre nicht mal mehr zu »meinem Volk«.::::::
    Nestor Camacho — erinnern Sie sich? — verdampfte, löste sich auf, zerfiel — das Fleisch um seine Knochen verwandelte sich in Wackelpudding mit einem schlagenden Herzen und verwandelte sich zurück in den Urschlamm. Niemals hätte er sich vorstellen können … von allem … abgeschnitten zu sein. Wer konnte das schon? Nicht bis zu jenem Augenblick kurz nach Mitternacht, als er in der Marina der Marine Patrol die Umkleideräume verließ und sich auf den Weg zum Parkplatz machte —
    Officer Camacho?
    … und jetzt hörte er auch noch Stimmen. Außer Polizisten nach Schichtende kam niemand um Mitternacht auf den Parkplatz. Und kein Polizist würde ihn jemals »Officer« nennen, außer er wollte sich einen Spaß machen. Allein in einer zu warmen, zu schwülen,

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